Kein optimales
Schwammerl-Wetter
Der September ist zu trocken /
Noch immer hohe radioaktive
Belastung gemessen
Der Pilzberater der Stadt München, Edmund Garnweidner, mit einem
Habichtspilz. Foto: dpa
Von Annette Jäger, dpa
München. Wenn im Spätsommer nachts Nebel aufzieht und
tagsüber die Sonne scheint, schwärmen die
Schwammerl-Liebhaber aus. Ab September sprießen die Pilze so
richtig in den bayerischen Wäldern. Maronenröhrlinge, Steinpilze
und Pfifferlinge stehen ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Doch
der Genuss der in freier Natur gesammelten Wildpilze ist noch
immer nicht ungetrübt: Auch 13 Jahre nach der
Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind Pilze radioaktiv
belastet.
Wenig Belastung in Oberpfalz
„Am stärksten belastet sind Maronenröhrlinge“, sagt Edmund
Garnweidner, Leiter der Münchner Pilzberatungsstelle. Die
Spitzenwerte könnten zwischen 2000 und 5000 Becquerel pro
Kilogramm Pilze an Caesium 137 erreichen. Bei Steinpilzen lägen die
Werte dagegen unter 600 Becquerel. Das wird sich auch so schnell
nicht ändern: In rund 30 Jahren reduziere sich die radioaktive
Belastung von Wildpilzen nur um die Hälfte. In Teilen des
Bayerischen Waldes, am Alpenrand, in Südostbayern und im
Münchner Süden sei die Belastung des Waldbodens im Freistaat am
stärksten. Weitgehend verschont sei die Oberpfalz.
Die Werte seien aber kein Anlass für „Hysterie“, sagt der
Pilzexperte. Zwei bis drei Pilzmahlzeiten pro Saison seien
unbedenklich. „Man muss ja nicht gerade Maronenröhrlinge in
großen Mengen essen.“ Schließlich werde der Mensch auch beim
Genuss von Wild oder bei Flugreisen radioaktiv belastet.
Ob es heuer eine gute Schwammerl-Saison wird, wagt
Garnweidner noch nicht vorauszusagen. „Das Wetter war bisher
nicht optimal.“ Die oberen zehn Zentimeter Waldboden seien „das
Reich der Pilze“, Wenn die Witterung nicht optimal sei - etwa zu
trocken, wie im bisherigen September -, sprießen die Schwammerl
nicht. „Aber wir wollen die Hoffnung noch nicht aufgeben.“
Möglicherweise würden die Schwammerl aber auch nach der
„Steinpilzschwemme“ des vergangenen Jahres heuer eine
„Ruhepause“ einlegen.
Eines stünde jedenfalls fest: Wenn sich Pilze heutzutage
schwieriger finden lassen als früher, dann liegt das nicht an den
Horden von Sammlern, die die Wälder stürmen, meint
Garnweidner. „Die Sammler können den Pilzbestand nicht
dezimieren.“ Größeren Schaden richte die moderne
Forstwirtschaft mit ihren schweren Maschinen an. Auch durch
Sturmschäden würden die Pilze ihres natürlichen Standortes
beraubt. Selbst in Stadtnähe, in der Region München, seien
Steinpilze zu finden - man muss nur wissen wo. Aber diese Stellen
sind die von Schwammerl-Fans bestgehüteten Geheimnisse.
erarbeitet von Scheuerer, Karl
Artikel überstellt am Mon Sep 20, 1999 22:05:00 , Online-Rubrik pol, MDV-Gruppe
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