: Herbst.
: Es regnet seit Tagen. Wir hören von irgendwoher die sirenenhaften Gesänge der Pilze. Es ist schier unerträglich, den Lockrufen nicht zu folgen. Dann geben wir nach . Unsere Augen sind nur auf den Untergrund gerichtet. Wir lassen keine Gelegenheit aus. Das ganze wird zu einem Abenteuer. Verstohlen suchen unterwegs wir sogar die Vorgärten unserer Nachbarn ab nach verborgenen Schätzen. Mit großer Lust betrachten wir dann den feucht schimmernden Durchgebrochenen , mitten auf dem Rasen hinter dem Zaun. Er sieht so appetitlich aus. Wir bilden uns ein, ihn bis hierher riechen zu können und ziehen gierig den Duft durch unsere Nasen. Der Weg bleibt uns versperrt und es fällt so schwer auf unseren Traum zu verzichten. Die Leute beobachten uns, wundern sich und senden uns argwöhnische Blicke nach.
: Endlich im Wald!
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: Wir lieben es neue, unbekannte Pilze zu finden. Liebevoll bergen wir sie aus Moos und Laub, befreien sie vorsichtig aus ihren ästigen Käfigen. Was für ein Gefühl, dieses unbekannte Wesen nach Hause zu bringen. Dort soll es enttarnt werden. Da wird es sich uns öffnen und wir werden wissen, ob wir es mit geschickter und liebevoller Behandlung empor heben können. Vielleicht ein heisses Bad in Öl, ein weicher Umschlag aus Teig oder etwas ganz neues und unerhörtes...Dieses Treffen mit einem unbekannten Wesen.
: So exotisch, beinah aus einer anderen Welt und doch so vetraut. Wir knieen uns nieder und ergreifen bestimmt Besitz. Vorsichtig dennoch bergen wir das Wesen und schützen es in unserer Beutetasche. Wir kennen es nicht, haben es noch nie zuvor gesehen. Ein Schauder überläuft uns, wenn wir vermuten, dass es etwas ganz besonderes ist. Unser Geheimnis!
: Bekanntschaften
: Die andere Erdfrucht erkennen wir. Freudig begrüßen wir den lieben Bekannten, der uns schon so oft durch geschickte Zubereitung so viel Freude machte. Dort steht der Unnahbare, der Verbotene. Wir wüßten zu gern, ob es stimmt, was man uns darüber erzählt. Wie gern würden wir ihn prüfen, aber er nimmt Dich sofort in Bann, nicht Du hast die Herrschaft über ihn, er zieht Dich weg und läßt Dich nicht mehr los und reißt Dich mit. Wir versuchen, nicht an seine leuchtenden Farben, seinen betörenden Duft und seine feinfühligen Glieder zu denken.
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: Ende
: Unser Ausflug endet. Viele Trophäen tragen wir nach Hause. Wir werden uns baden im Glück über die erfolgreiche Jagd. Wir werden sie alle liebevoll und gut behandeln. Sie werden uns gehören. Ganz.
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: ...ein kleiner Versuch über die Erotik der Pilze.
Echt gut (Lechz ;-) )!
Thomas