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Scleroderma polyrhizum - Erstfund für Deutschland ??

Geschrieben von: Harry
Datum: 27. November 1999, 17:27 Uhr



Wie schon mehrfach auf dieser Seite berichtet, sind unsere Kohleabraumhalden hier im Saarland immer für Überraschungen gut.
Im Rahmen einer Exkursion (07.11.99 ) mit den Pilzfreunden Saar-Pfalz e.V. auf der Bexbacher Halde, hatte unser "Monte Schlacko" eine Überraschung der Extraklasse für uns parat.
An einer südexponierten Stelle ohne jeden Bodenbewuchs,entdeckte ein Mitglied der PSP einen Fruchtkörper, der an einen überdimensionalen Erdstern erinnerte.
Mit der ersten Vermutung von Willi Marchina, es könne sich um einen stark sternförmig aufgesprungene S.citrinum handeln,hatte er zumindestens schon ( wie sich ja herausstellte )die Gattung getroffen.
Boris,der an diesem Tag Gast der PSP war,vermutete hinter dem seltsamen Fund,eher Mycenastrum corinum, den Sternstäubling.Nach eingehender mikroskopischer Untersuchung, konnte weder Willi noch ich diese Vermutung bestätigen.
Die Sporen,des von uns aufgefundenen Pilzes,waren deutlich grösser als von E.Gerhardt (Pilze -Band 2 Seite 193 )angegeben.Auch war das stark dornartige Capillitium (sicheres mikroskopisches Merkmal)nicht vorhanden.
Die runden bestachelten Sporen brachten mich wieder zurück in die Gattung Scleroderma und auf Dähnkes Seite 1093 (1200 Pilze ).Geradezu identisch waren unsere Fruchtkörper mit jenem der Dähnke (im Bild links oben )darstellte.
Auch Sporenmaße und Ornametik passten zu unserem Fund.Willi und ich kamen überein,daß es sich um Scleroderma meridionale handeln könnte.Das Fehlen, des bis zu 12 cm langem stielähnlichen Fortsatzes, wurde zunächst außer Acht gelassen.Da uns die Spezialliteratur fehlte um eindeutig nachzuweisen ,daß es sich um S. meridionale handelt,schickte ich ein Exemplar zu Peter Keth nach Worms.Peter bestimmte unseren Pilz nun als Scleroderma polyhrhizum.Als Unterschied zu S.meridionale gab er das Fehlen des morcheloiden Stieles und das Vorhandensein von stark gelifizierten Hyphen an.
Bei S.polyrhizum handelt es sich um eine mediterrane Hartbovistart die zumindestens bis 1997 noch nicht für Deutschland gemeldet war.Ob der Pilz in den letzten beiden Jahren in D schon einmal gefunden wurde,muß noch geklärt werden.Auf jeden Fall ist unser Fund Erstnachweiß für das Saarland.
Noch einmal zum Fundort: Kohleabraumhalde Bexbach (MTB 6609/3 ) südexponierter Hang, mit fast ganztägiger Besonnung, ohne jeden Bodenbewuchs.
Begleitbäume = Pinus sylvestris.In der Nähe waren auch Wettersterne (Astraeus hygrometricus)und Erbsenstreulinge (Pisolitus arhizus)zu finden.

Eine interessante Frage dürfte sein, ob sich der Pilz die Ehre gibt, von nun an jedes Fruchtkörper auszubilden,oder ob er exakt die Bedingungen braucht, die wir dieses Jahr hatten.Es wäre sehr zu bedauern, wenn diese beeindruckende Art nur alle 4-5 Jahre fruktifizieren würde.
Vielleicht hat ja jemand ein paar Antworten auf
diese Frage.

Ach übrigens Boris - rate mal wie der Pilz früher hieß. Genau - S.geaster.

Tschüß Harry





Beiträge in diesem Thread

Scleroderma polyrhizum - Erstfund für Deutschland ?? -- Harry -- 27. November 1999, 17:27 Uhr
Noch ein Sieg fuer die Nomenklaturvogonen... -- Boris -- 27. November 1999, 23:27 Uhr
Re: Scleroderma polyrhizum - Erstfund für Deutschland ?? -- Andreas Gminder -- 29. November 1999, 01:13 Uhr

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