Hallo Birgit, hallo Boris,
Ihr habt Euch da ja einen netten Dialog geliefert, in den ich jetzt erst einsteigen kann, weil ich ein paar Tage auf Dienstreise war.
Zum Thema Notwehr:
Notwehr umfaßt jede Handlung, die darauf abzielt das eigene oder das Leben eines anderen, die Beschädigung einer Sache oder gar der Ehre abzuwenden.
Sprich: Wer verhindern will, dass jemand einen anderen mit dem Auto überkacheln will, indem er gegen das Auto tritt, handelt in Notwehr und geht straffrei aus. Die Frage ist nur, wie effizient so ein Tritt ist.
Wer einen bewaffneten Angreifer mit einer Waffe kampfunfähig macht, handelt in Notwehr und geht straffrei aus: Greift einen also ein Nesträuber mit dem Messer an, und man schießt ihm mit einer Gaspistole ins Gesicht, ist das Notwehr. Greift ein Nesträuber mit bloßen Händen an, darf man sich nicht mit einer Waffe wehren, sondern ebenfalls nur mit bloßen Händen. Sonst kommt man dran wegen Körperverletzung. Hier ist auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu achten!
Diese Dinge lernt man u. a. in der Jägerprüfung im Waffenrecht.
Aggressive Tiere dürfen übrigens mit allen Mitteln kampfunfähig gemacht werden.
Boris, Du hast wirklich Glück gehabt, dass die Schweinemama nicht in der Nähe war. Die wäre auch nur mit einem 44er oder 7.65er Kaliber zu stoppen gewesen…
Thema Wächter: Mein Kollege Frank ist Fischeriaufseher in seinem Angelverein und kontrolliert oft an der Elbe. Da gibt es nun einige Zeitgenossen, die fangen die Fische nicht mit Wurm und Haken, sondern reißen sie, was streng verboten ist.
Frank hatte nun solche Gestalten geschnappt und angezeigt. In der Verhandlung wurden sie freigesprochen. Begründung: Frank – und sein Kollege – hatten es versäumt, zu warten, bis ein Fisch tatsächlich gerissen wurde. Hätten sie aber so lange gewartet, hätte ihnen eine Anzeige gedroht, weil sie eine Straftat nicht verhindert hatten (§ 1 Tierschutzgesetz: „Keinem Tier darf ohne vernünftigen Grund Schmerzen zugefügt werden…).
Frank und sein Kumpel gehen übrigens IMMER bewaffnet auf Kontrollgang, denn – leider ist es so – der überwiegende teil der Schwarzangler stammt aus dem osteuropäischen und russischen Raum, aus der Türkei oder es sind Asylanten. Und – es ist wirklich so – diese Sorte Mäuse ist mit dem messer sehr, sehr schnell zur Hand…
Nun ein paar Bemerkungen zu Sinn und Unsinn des Naturschutzes:
Bei uns an der Eider gab es jahrelang Koppeln, auf denen Kiebitze, div. Enten, Seeschwalben usw. brüteten. Wir Angler freuten uns darob und die Vögel freuten sich über ein schönes Brutgebiet.
Dann kamen die Naturschützer, sagten „oh, was für schöne Piepmätze!“ und stellten das Gebiet flugs unter Naturschutz. Da durften jetzt natürlich keine Kühe mehr drauf weiden, denn die hätten ja die Gelege zertrampeln können.
Der Erfolg der Naturschützer ließ nicht lange auf sich warten: Innerhalb von 2 Jahren brütete dort bis auf eine paar popelige Stockenten kein Vogel mehr. Denen war einfach das Gras zu hoch gewachsen, dass die Kühe sonst immer schön kurz gehalten hatten.
Die Naturschützer machten nun dicke Backen und suchten einen Sündenbock: Es waren selbstverständlich die Angler, die das etwa 10 ha große Gebiet, immer am Eiderstrand entlang, durchwanderten. Zwar gibt es bei uns viele Angler, aber es gibt auch noch mehr Wasser, und so waren es im Jahr vielleicht 10 Angler, die sich dort einstellten – und sich dort aufhielten, wo eh kein Vogel brütet, weil das gesamte Ufer Tränke fürs liebe Vieh war.
Weiter: Die Sorge-Niederung ist ein großes Naturschutzgebiet, ein Flachmoor, mit vielen seltenen Pflanzen- und Tierarten. Ich habe da mal einen Bericht für die Husumer Nachrichten drüber gemacht und die verantwortliche Naturschützerin interviewt. Die gute Frau ist sehr praktisch veranlagt und hat es geschafft, dass die Bauern ihre Weiden in diesem Gebiet extensiv bewirtschaften. So weit, so schön.
Aber: Um das Gebiet wieder in seinen Urzustand zu versetzen, mussten natürlich die Sielzüge abgeschottet werden, damit der Grundwasserstand steigt. Folge: Die ehemals fischreichen Sielzüge sind heute fast fischleer, weil das Wasser sauerstoffarm und sauer ist. Nur der Ungarische Hundsfisch (Umbra krameri) und Stichlinge (Gasterosteus aculeatus) können dort existieren.
Auf meine Frage, warum man sich nicht um den Fischbestand gekümmert hat, meinte die gute Frau, man könne sich schließlich nicht um jede Tierart kümmern.
Diese Aussage spricht jedem Naturschutzgedanken Hohn: Entweder man schützt in einem Naturschutzgebiet alle Tiere, oder man läßt es bleiben.
Aber so sind unsere Naturschützer:
Alles was piept und zwitschert, ist süß und niedlich und muß natürlich unbedingt geschützt werden.
Fische dagegen sind stumm, kalt, schleimig und widerlich, also muß man sie auch nicht schützen.
Ich war selbst früher begeisterter Naturschützer, und ich schaffte es, den Naturschutzgedanken mit meinem großen Hobby Angeln problemlos miteinander zu verknüpfen. Heute stehe ich einer Ausweitung von Schutzgebieten sehr kritisch gegenüber. Nationalpark Wattenmeer, die drohende Ausweisung der Eider-Treene-Sorge-Niederung als Naturschutzgebiet und die gesamte Umweltpolitik (nicht nur) der schleswig-holsteinischen Landesregierung mit ihren unsäglich unfähigen Umweltminister Steenblock (Pallas-Unfall) – wo soll das enden? Wird in Zukunft ein Stacheldrahtzaun um Nordfriesland gezogen, den Bewohnern der Gebrauch von Strom und Benzin untersagt und aus der gesamten Region ein Naturmuseum?
Was bringt es dem für unsere Region so wichtigen Tourismus, wenn die Touris nur noch auf vorgezeichneten Wegen dahinschleichen dürfen und Abweichungen mit drakonischen Geldstrafen belegt werden?
Zukunftsmusik? Noch, ja.
Nächstes Jahr ist Landtagswahl. Vielleicht reißt Rühe ja das Steuer rum!
Langes Posting, kurzer Abschied:
Tschüß
Thomas