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Ich plädiere für etwas weniger Aufregung und sorgfältigerem Umgang mit Worten. Mir ist schon bei der teilweise etwas aus den Fugen geratenen Südtirol-Diskussion, als es am Ende um „Polizeistaat“ und dgl. ging, aufgefallen, daß bereits auf einem sehr niedrigen Eskalationsniveau von „Polizeistaat“, Demokratie“, „Zensur“ etc. gesprochen wird. Zum konkreten Fall (den ich mangels Zugang zum corpus deliciti allerdings nur noch über die „Sekundärliteratur“ beurteilen kann) ein paar Anmerkungen: Das Forum gehört Georg und in einem weiteren Sinne irgendwie Gleichgesinnten. Diese benutzen es dazu, um sich per email zu einem Thema und angrenzenden Fach- und Interessengebieten (Pflanzen, Kochen uns.) auszutauschen. Das sehe ich ganz instrumentell und als eine Art informelle Vereinbarung. Über die Auslegung der „Spielregeln“ wird im Übrigen ja hinreichend diskutiert. Jetzt kommt ein Gleichnis: wenn nun denn in meinem Briefkasten zu Hause dauernd irgendwelche Werbezeitschriften und Flugblätter sind, häng ich ein Schild ran „Bitte keine Werbung“, schmeiß den Kram raus (sic!) und beschwer mich notfalls beim Absender. Wer traut sich jetzt, Ritterling oder Knapp, von „Zensur“ zu sprechen? Die Skrupel versteh ich in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Man kann sich das Leben auch selbst schwer machen. Demokratie ist jedenfalls nicht, wenn im Internet jeder (mit jedem) machen kann, was er will, tut mir leid. Noch weniger verstehe ich diese Rücksichtnahme, wenn sich der Absender hinter einem entpersonifizierten Pseudonym verbirgt (also weder eine email noch sonst eine Adresse angibt) oder gar den Spitznamen von jemand anderem benutzt. In Momenten, in sich jemand als „Mondgesicht“ oder „Pilznase“ maskiert und aus dem Dunkeln heraus andere verarscht, wünsch ich mir eher, daß diese Beiträge rausfliegen und die paar Brustwarzen drinbleiben. Mir ist in den vielen Internet-Diskussionen zuviel Versteckspiel, zu viel „Schwarze Block“-Mentalität. Da ist das Pilze-Forum bislang immer noch eine ziemliche Ausnahme. Wenn man jetzt darüber diskutiert, ob man die diskutierten Beiträge vor „Zensur“ schützen muß, gehen die Gedanken für mich in die völlig falsche Richtung.
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