: Hallo Pilzexperten,
: wenn Elisabeth tatsächlich nur telefonische Auskunft bekommen hat( so hatte
: ich sie eigendlich in Ihrem ersten Posting verstanden), ist das überhaupt
: möglich? Hier im Forum können Experten selbst bei guten Bildern nicht
: hundertprozentige Auskunft geben und bei der Notrufzentrale geht das dann
: telefonisch per Ferndiagnose?Auch wenn es mit großer Wahrscheinlichkeit
: kein Giftpilz war den Elisabeth´s Tochter da gegessen hat finde ich ein
: solches Verhalten doch recht sonderbar.
: Nicht falsch verstehen, ich bin bestimmt keine die dafür plädiert wegen einem
: gegessenen Pilz sofort den Magen auszupumpenund ich will auch bestimmt
: Elisabeth nicht unnötig aufregen aber ich denke telefonische Diagnosen
: können auch schwer daneben liegen.
: Was meint Ihr?
: Viele Grüße Doris
Hallo Doris,
ich bin prinzipiell Deiner Meinung, dass telefonische Diagnosen nicht möglich und geradezu fahrlässig sind. Aber es gibt auch hin und wieder Fälle, bei denen ist es durchaus möglich:
1. Ein Mann ried mich an und wollte wissen, ob er die Champignons aus seinem Garten essen kann. Er konnte mir die Pilze glaubhaft als Champignons beschreiben, ohne dass ich ihm die wesentlichen Merkmale suggerieren mußte (keine Volva, Lamellen rosa - braun werdend etc.). Bald stellte sich heraus, dass der Mann eine gewissse wenn auch sehr bescheidene Ahnung von Pilze hatte und es ihm gar nicht um die Verwechslung Champignon - Knollenblätterpilz ging, sondern dass er den Karbolegerling nur dunstig vom Höhrensagen her kannte und deshalb unsicher war. Das lies sich nun durchaus am Telefon abklären: Stielbasis schräg anschneiden und eventuelle chromgelbe Verfärbung beobachten.
2. Eine Kindergärtnerin rief mich völlig aufglöst an, eines oder mehrere Kinder hätte(n) vermutlich (!) Pilze gegessen. Was tun? Ich fragte sie gewohnheitsmäßig nach dem Aussehen des Pilzes und es stellte sich heraus, dass es ein harter, konsolenförmige Pilz an einem Baumstamm gewesen war. Nachdem ich auf Rückfrage "wie fest war der Pilz, völlig unnachgiebig oder etwas schwammig" den Zimtfarbenen Weichporling (stark giftig!!) ausschließen konnte, riet ich ihr, das Kind bzw. die Kinder und sich selbst zu beruhigen um nicht durch Panik irgendwelche eingebildeten Symptome herbeizuschreien und ansonsten gar nix.
Ich denke in beiden Fällen war eine Telefondiagnose durchaus sinnvoll.
Ansonsten lasse ich mir von den Krankenhäusern die Pilze oder was die da noch Verwertbares haben per Taxi oder Polizei bringen und melde mich dann telefonisch beim zuständigen Arzt. Behandlungshinweise sollte man tunlichst vermeiden, denn über die entsprechende Literatur und Datenbanken verfügen die Ärzte schon - wenn sie dann mal wissen um welchen Pilz es sich handelt.
Im übrigen bin ich sehr dafür, dass ihr bei Pilzberatungen an Krankenhäuser und ähnliche Institutionen Rechnungen je nach Aufwand schreibt. Ich lasse es als Bagatelle gelten, wenn ich Frischpilze zu christlicher Zeit nach Hause gebracht bekomme und nur dem Arzt telefonisch das Ergebnis mitteilen muß. Sobald ich aber einen Konsiliarbericht schreiben soll, oder wie letztes Jahr um 1.00 Uhr aus dem Urlaub kam, Auto noch nicht ausgeladen und dann von 2.00 bis 4.00 Uhr zwei große Beutel tiefgefrorener, blanchierter Pilzstücke sortieren durfte, dann ist eine saftige Rechnung fällig (in diesem Fall rund 160,- DM), die bisher immer anstandslos überwiesen wurde. Privatpersonen bekommen bei mir natürlich keine Rechnung, das läuft mehr als Propaganda für den Verein.
Wie haltet ihr das?
Gruß,
Andreas