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Pilze Pilze Forum Archiv 2000

Re: frage an die wissenschaft: bodenbeschaffenheit

Geschrieben von: hanna
Datum: 22. Februar 2000, 20:40 Uhr

Antwort auf: Re: frage an die wissenschaft: bodenbeschaffenheit (Joachim)

: : : hallo freunde, frage an die wissenschaftler unter euch: in pilzbüchern steht immer wieder: saure böden, kalkhaltige böden, silikatböden (grübel!!) wie kann ich als sehr interessierte laiin die bodenbeschaffenheit feststellen. (bäume, pflanzen?; meine bisherigen geologischen recherchen haben mich zwar über die alpinen faltungen und das hohe erdgeschichtliche alter der böhmischen masse aufgeklärt (habe ich sogar in irgendeiner grauen schulvorzeit einmal gelernt, aber gekonnt verdrängt), waren aber für meine mykologischen interessen nicht wirklich hilfreich! wäre für aufklärung sehr dankbar. mbg hanna

: : Hallo Hanna,

: : Um einen guten Hinweis über den Boden zu bekommen reichen zwei Umstände aus: erstens, Du weißt welches Ausgangsgestein unter Deinen Füßen liegt. Schwäbische Alb ist Kalk (und damit meist basisch), Pfälzer Wald und nördlicher Schwarzwald Sandstein (=silikatisch, oft sauer), südlicher Schwarzwald Granit. Das erkennst Du aber schon bei einem Spaziergang wenn Du im Hang am Weg schaust, aus was für Material die größeren Steine sind, die zur Seite geschafft wurden, oder Du findest irgendwelche Felsen im Wald. Mit dem Ursprungsgestein hast Du also einen ersten Überblick, der kleinräumig aber nicht stimmen muß, und deshalb mußt Du Dich den Zeigerpflanzen widmen. Da gibt es bestimmte Pflanzen, die bei regelmäßigem Vorkommen sehr viel über die Bodenbeschaffenheit sagen. Bester Hinweis auf sauren Boden ist z.B. das Heidekraut, oft unter Nadelbäumen besonders Fichte zu finden, da die Nadelstreu schwer zerseztzbar ist und saure Bedingungen schafft. Basische und kalkhaltige Zeigerpflanzen sind: Adonisröschen, Enzian, Wiesenstorchschnabel.
: : Den Feuchtegehalt des Bodens betreffend: Feucht: kriechender Hahnenfuß, Wiesenschaumkraut;
: : frisch: Knoblauchsrauke, Knäuelgras, Hirtentäschelkraut;
: : trocken: kleiner Wiesenknopf, Sommer Adonisröschen.
: : Einen Hinweis auf die Bodenreaktion (sauer oder basisch) können auch Bodenlebewesen liefern: Gehäuseschnecken sind zum Wachsen ihres Panzers auf Kalk angewiesen, umgekehrt kann ein gehäuftes Auftreten von Nacktschnecken einen Hinweis auf das Fehlen von Kalk und damit auf sauere Bedingungen bieten, das Gleiche bei Asseln und ihrem Panzer (Asseln mögens noch feucht).
: : Wesentlich ist die Humusform: findest Du mächtige, manchmal Dezimeter dicke Schichten von unzersetztem Laub und Nadelstreu, wirst Du Rohhumus vor Dir haben, nähstoffarm und sauer. Zeigerpflanzen: Preiselbeere (trocken), Heidelbeere (medium), Bärlapp (feucht).
: : Das Gegenteil dazu ist der Moder: nur eine dünne Schicht von organischem Material, darunter hast Du gleich Boden in der Hand. Meist bei weniger sauren Böden, Laubwald: Storchschnabel (trocken), Bingelkraut (medium), Bärlauch (feucht).

: : Bevor Du Dich mit böhmischen Massen beschäftigen mußt: E. Jedicke, Boden, ISBN: 3-473-46093-1, Ravensburger.

: : Steht nichts überflüssiges drin und man braucht kein Vorwissen um das Buch zu verstehen, billig noch dazu, ideal für den Einstieg.

: : Grüße, Tom

: : Klasse Tom! Dem ist nichts hinzuzufügen.

tausend dank Tom, ich habe selten eine frage so präzise, umfassend und verständlich beantwortet bekommen. ein winzigkleines problem habe ich dennoch: ich bin natürlich sofort in die buchhandlung geeilt, um mir das von Dir empfohlene Buch von Jedicke zu bestellen. Sie habe aber nichts gefunden (auch nicht unter vergriffen); kannst Du mir weiterhelfen?
mbg hanna


Beiträge in diesem Thread

frage an die wissenschaft: bodenbeschaffenheit -- hanna -- 21. Februar 2000, 21:25 Uhr
Re: frage an die wissenschaft: bodenbeschaffenheit -- tom -- 22. Februar 2000, 11:23 Uhr
noch ebbes -- tom -- 22. Februar 2000, 11:35 Uhr
Re: frage an die wissenschaft: bodenbeschaffenheit -- Joachim -- 22. Februar 2000, 11:35 Uhr
Re: frage an die wissenschaft: bodenbeschaffenheit -- hanna -- 22. Februar 2000, 20:40 Uhr
Re: frage an die wissenschaft: bodenbeschaffenheit -- tom -- 22. Februar 2000, 22:20 Uhr
Re: frage an die wissenschaft: bodenbeschaffenheit -- hanna -- 22. Februar 2000, 23:37 Uhr

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