Ein Hallo an alle!
Mufti hatte ja kürzlich wieder die Problematik der Bodenansprache angeschnitten.
Ich will hier, da es ja noch wenig Pilze gibt und vielleicht eine Vorbereitung auf den Ansturm ganz nützlich ist, meine Meinung dazu abgeben (bisher habe ich es vermieden, da ich beruflich auch damit zu tun habe und nicht in s fachidiotische abdriften wollte..). außerdem muss ich mich ja auch mal wieder äußern (fruchtbar und nicht nur hämisch), Winterschlaf ist vorbei!
1. Die Böden an und für sich:
Boden ist i.a. das Produkt aus (Ausgangs-)Gestein, Relief, Grundwasserstand, Vegetation und heute auch in zunehmenden Maß aus menschlicher Tätigkeit (zb Auffüllungen) etc.
Da das Ausgangsgestein ein sehr bestimmender faktor sein kann, v.a. dafür, was den den Pilzsammler am meisten interessiert: basisch oder sauer, reicht es für einen interessierten Laien aus, wenn zB eine geologische Übersichtskarte des jeweiligen Landstrichs (kann ruhig großmaßstäblich sein wie zB Geologische Schulkarte Baden Würrtemberg) anschafft. Das führt einem einbißchen an die Thematik heran. Weitergehende Daten erhaltet Ihr zum Bodenaufbau, wenn Ihr vielleicht immer im gleichen Gebiet unterwegs seid, aus der betreffenden Geologischen Karte. Diese richten sich meist im Maßstab 1:50 000 aus an der Topographischen karte, datieren aber meist aus der zeit der seligen Geognosten, als noch geforscht wurde um des Forschens Willen und nicht alles in
jedem Fall bezahlt werden mußte (Thema Forschungsgelder). Ab und an trifft man aber auf eine aktuelle Aufnahme und kann sich dann glücklich schätzen.
Das gilt für Geologische Karten wie die neuerdings immer vollständiger werdenden Bodenkarten. Die Karten gibts beim jeweiligen Landesvermessungsamt mindestens zu bestellen, einige Buchhandlungen- vor allem solche in der Nähe von Unis mit Geologen , Mineralogen und Geographen führen sie auch. Die Geologischen Führer der Bebrüder Bornträger in Berlin u. Stuttgart helfen bei einem durchschnittlichen Preis von ca 65 DM regionenweise schon weiter : zB.willkürlich "Region Stuttgart, Rheinhessen, Spesart, Allgäuer Alpen, Der Wienerwald, Steirisches Tertärbecken,Salzburger Kalkalpen, Schwäbische Alb, Trier und Umgebung, Italienische Vulkangebiete etc pp. Habe ich alle genannt die hier lesen? Es gibt insgesamt an die ca 80 Bände.Sie helfen, anhand von Tagesexkursionen verbunden mit der jeweiligen geologischen Erläuterung zu einem guten Überblick genauso wie zur Einsicht ins Detail. So läßt sich die Geologie wenigstens gut mit dem Pilzesuchen vereinbaren.
2. Kalk oder nicht Kalk?
Hier helft Ihr Euch am besten weiter mit etwas Salzsäure. Die gibts meist 1liter-weise in Drogerien etc zu kaufen und reicht dann jahrelang aus. Eine kleine verdünnte Portion herstellen ( wie war das? Nie Säure in Wasser oder umgekehrt?) und in ein altes Nasentropfenfläschen abgefüllt, könnt Ihr überall mit hinnehmen. Ein Tropfen aufs Substrat und wenns schäumt ist klar Kalk drin und der Boden sollte zumindest gut gepuffert wenn nicht basisch sein.Leider schäumt ja der "kalkhaltige" Dolomit im Muschelkalk schon wieder nicht, und da haben wir schon eine tolle Ausnahme zur Regel. Die Oberflächenversauerung durch Saueren Regen vergessen wir hier mal sowieso.
3. Zeigerpflanzen
Find ich gut und schön, aber es dauert mindestens eine Vegetationspriode, einige oder alle kennenzulernen und damit umzugehen. Ich bin aber der Meinung, dass das schon sehr weit führt und befürchte, dass nicht alle die Zeit auch dazu haben werden, eine Pflanze mit dem Bestimmungsschlüssel runter zu bestimmen.
besonders, wenn die Pilze rufen:-)
4. Kleinräumigkeit
Bodenarten können auf engstem Raum abwechseln. Ich erinnere mich mit Grausen an das Kartieren im Löss ( einem äolischen eiszeitsediment, i.a. kalkhaltig und fruchtbar). Da wechselten die halt die "Parabraunerden, Schwarzerden, Pseudogleye" usw einander ruckzuck ab.
Und wenn man Pech hat, liegt mittendrin eine sauere Auffüllung aus einer 20, 30 km und Jahre entfernten Baustelle.
5. Was noch weiterhilft:
Kali und Salz AG in Kassel, Abt. Landwirtschaftliche Beratung, hatten mal ein schönes kostenloses Büchlein herausgegeben: "Auf den Standort kommt es an", in der Reihe Ratgeber für die Landwirtschaft (Nr. 7). Das gibt einen schönen Überblick, weil da die verschiedenen Böden leicht verständlich dargestellt werden und K+S hier - wir wollen es ihnen verzeihen- natürlich die Zielgruppe Landwirtschaft für seine Kunstdüngerproduktpalette in Visier hat.
Wer mehr wissen will, wird halt gleich richtig gefordert und sollte sich "den Scheffer/Schachtschabel" zulegen (ich würde es wirklich erstmal in der Unibliothek anschauen!!!). Was auch schön ist, weil er-als ich zuletzt reingesehn hatte und das ist leider schon lange her- mehr Farbtafeln enthält und etwas interssanter geschrieben ist: "der Mückenhausen".
Da die lieben Pilzchen, wenn nicht auf dem Holz, dann auf dem Boden residieren, empfehle ich nochmals als Grundausstattung die Salzsäure (immer fest zudrehen!).
Und vielleicht noch einen Geologischen Führer von oben, dann kanns losgehen.
Viel Erfolg und Spass dabei !
Bruno