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Pilze Pilze Forum Archiv 2000

Re: Pilzesammeln

Geschrieben von: Thomas Pruß
Datum: 18. Mai 2000, 09:32 Uhr

Antwort auf: Re: Pilzesammeln (Bodo)

Moin Bodo,
danke für die Blumen ;-)
Wo angelst Du denn?
Du hast recht: Eine hysterische Unterschutzstellung in ganz Deutschland gibt es natürlich nicht. Ich spreche hier in erster Linie von Schleswig-Holstein. Was der Steenblock aber hier bei uns durchgezogen hat, um sich z. B. im Kampf um den Nationalpark Wattenmeer zu profilieren, ging ganz klar gegen die Bevölkerung. Kiel diktierte und die nordfriesische Küste hatte zu gehorchen. Den Krabbenfischern wurden die Nutzungszonen im Wattenmeer immer weiter verkleinert, und was den Deichschutz anging – mein lieber Schwan, die Auswirkungen werden wir in den nächsten Jahren zu spüren bekommen! Seit dem Wintersturm „Anatol“ sind die Deichreparaturen immer noch nicht abgeschlossen. Schäden traten aber praktisch nur dort auf, wo das Deichvorland unter Schutz gestellt wurde: Lahnungen weggeschwemmt, die Grasnarbe des Deichvorlandes zerstört, so dass der Deichfuß ungeschützt den Wellen preisgegeben wurde. Das sind nur zwei Beispiele. Wie, zum Teufel, kann man die Schafhaltung auf den Deichen wegen des Naturschutzes verbieten? Jeder Nordfriese weiss, wie wichtig Schafe für die Deiche sind. In all diesen Fällen hat der Naturschutz nicht nur sich selbst ins Knie geschossen, weil Biotope, die durch die Deichbaumaßnahmen erst entstanden sind, durch die Sturmfluten vernichtet wurden, hier hat der Naturschutz den Menschen eindeutig geschadet.
Der Norden und die Westküste von SH sind ein sehr strukturarmes Gebiet in Deutschland. Der größte Wirtschaftsfaktor neben der Landwirtschaft ist der Fermdenverkehr. Wie aber soll der Fremdenverkehr existieren, wenn den Gästen verboten wird „anzufassen“ und sie nur noch „zuschauen“ dürfen. Bestes Beispiel: Der Strand von St. Peter-Ording ist seit Jahr und Tag im Sommer ein Riesen-Parkplatz. Das ist auch sinnvoll, denn vom Ort bis zur Nordsee muss man gut 2 km laufen – zuviel für „Opa Fröhlich“, so groß ist die Sandfläche! Mehrmals haben die Grünen versucht, diesen Parkplatz aufzulösen und sind gottseidank jedesmal gescheitert. St. Peter und Ording sind zwei Dörfer, die normal beide vielleicht 5000 Einwohner, im Sommer aber durch die Gäste bis zu 50.000 Einwohner haben. Wo in aller Welt sollen die Autos parken? Verbietet man das Parken am Strand, muss man Ausweichflächen im Hinterland schaffen und die sind einfach nicht vorhanden – mal abgesehen vom Landschaftverbrauch, gegen den die naturschützer dann wieder Sturem laufen…. Das Ende vom Lied wäre gewesen: Fremdenverkehr ade, Arbeitslosenzahlen rauf. Und Nordfriesland hat eh schon eine Arbeitslosenquote von bis zu 11 %! Die Naturschützer denken nur von ihrer Nasenspitze bis zur nächsten Ringelgansfeder. Und von denen haben wir 100.000 Stück (von den Gänsen – Federn sind vielmehr vorhanden. So gesehen stehen die Naturschützer vielleicht in einem Ringelgansfeder-Schneegestöber, das ihnen den Blick auf die Realitäten versperrt ;-))!
Ein weiteres Beispiel für die Rücksichtslosigkeit, mit der Naturschutz gegen den Willen der Bevölkerung durchgedrückt werden sollte: Die Einrichtung des Naturparkes Elbtalaue zwischen Hamburg und der niedersächsichen Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Dieses Gebiet ist landschaftlich eines der schönsten nach dem Elbsandsteingebierge an der Elbe. Landwirtschaftlich stark genutzt, fremdenverkehrstechnisch gut erschlossen. Das Ziel der niedersächsischen Landesregierung war, das Elbufer über weite Strecken unter völligen Schutz mit Betretungsverbot und allem Pi Pa Po zu stellen. Keine Landwirtschaft mehr oder nur noch stark eingeschränkt, kein oder nur noch eingeschränktter Fremdenverkehr (z. B. völliges Angelverbot). Die Menschen haben sich gewehrt. Mit Erfolg, der Naturpark ist vom Tisch! Tatsache war nämlich, dass man in einem weitgehend durch den Menschen geformten Gebiet keinen Naturpark anlegen kann, weil es dort keine ursprüngliche Natur mehr gibt. Diesem Argument folgten die Richter des Oberlandesgerichtes in Lüneburg.
Ich könnte noch mehr Beispiele anführen, denn als Journalist komme ich zwangsläufig immer wieder mit solchen Begebenheiten in Berührung. Aber weil ich in Nordfriesland lebe, gehen mich die Unarten des damaligen Umweltministers dort natürlich besonders an.
So, nun habe ich das Forum mal wieder mißbraucht für meine Klage gegen die „bösen“ Naturschützer, aber man braucht eigentlich nur für „Deich“, „Strand“ oder „Ringelgans“ das Wort „Pilze“ und für „Krabbenfischer“ „Pilzesucher“ einzusetzen – die Problematik bleibt dieselbe!
Mehr vielleicht per E-Mail.
Gruß
Thomas

Beiträge in diesem Thread

Pilzesammeln -- Walter -- 16. Mai 2000, 15:26 Uhr
Re: Pilzesammeln -- Boris Corpataux -- 16. Mai 2000, 16:16 Uhr
Re: Pilzesammeln -- Walter -- 16. Mai 2000, 17:55 Uhr
Re: Pilzesammeln -- Boris Corpataux -- 17. Mai 2000, 07:18 Uhr
Re: Pilzesammeln -- David.ge -- 17. Mai 2000, 03:36 Uhr
Re: Pilzesammeln -- Walter -- 17. Mai 2000, 16:19 Uhr
Re: Pilzesammeln -- Thomas Pruß -- 17. Mai 2000, 09:41 Uhr
Re: Pilzesammeln -- Bodo -- 18. Mai 2000, 02:30 Uhr
Re: Pilzesammeln -- Thomas Pruß -- 18. Mai 2000, 09:32 Uhr
leider voellig OT: Schafe...viel zuviele Schafe :( -- Till -- 18. Mai 2000, 23:58 Uhr
Re: Pilzesammeln -- Bodo -- 19. Mai 2000, 22:48 Uhr
Re: Naturschutz ? -- MHeiden -- 21. Mai 2000, 01:31 Uhr
Re: Naturschutz, Michael, Till -- Thomas Pruß -- 22. Mai 2000, 13:55 Uhr
Re: Naturschutz, Michael, Till -- MHeiden -- 23. Mai 2000, 01:43 Uhr
Re: Pilzesammeln -- Leonie -- 18. Mai 2000, 08:44 Uhr
Re: Pilzesammeln(Thomas,Leonie...) -- Walter -- 22. Mai 2000, 21:36 Uhr
Re: Pilzesammeln(Thomas,Leonie...) -- Thomas Pruß -- 23. Mai 2000, 10:01 Uhr
Re: Pilzesammeln(Thomas,Leonie...) -- Walter -- 24. Mai 2000, 08:30 Uhr

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