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Pilze Pilze Forum Archiv 2000
in Frankfurt
Geschrieben von: Bruno Antwort auf: Kastanienpilze (Anne)
Datum: 16. Juni 2000, 07:48 Uhr
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Kastanien vom Pilz befallen: Frühe Sommerhitze färbt Blätter braun Für viele Bäume ist schon Herbst Von Jürgen Walburg Innenstadt. Der Sommer beginnt laut Kalender erst in fünf Tagen, doch für viele Bäume in der Stadt ist er schon jetzt vorbei: Ihr Blätterkleid schockt mit tristen braunen Herbsttönen. Und die ersten Blätter fallen sogar schon ab - als wenn uns der November bevorstünde und nicht der Juli. Vor allem Kastanien sind von diesem ökologischen Desaster betroffen (im Günthersburg- und Grüneburgpark, an zahlreichen Straßen im Stadtgebiet). Statt nach der üppigen Blütezeit jetzt prächtige grüne Blätter zu tragen, hängen dürre braune Dinger an den Ästen. Schuld an dem unansehnlichen Erscheinungsbild sind Pilze, die dem saftigen Grün gefräßig zu Leibe rücken. Städtische Gartenexperten haben deren zerstörerisches Tun zwar auch in den vergangenen Jahren beobachtet aber noch nie so früh wie in diesem Jahr. 1999 hätten die Pilze erst Ende Juli/Anfang August die Blätter braun gefärbt. Hauptgrund für den frühen Herbst unserer Bäume sind die ungewöhnlich hohen Temperaturen in den vergangenen Wochen. Sie haben nicht nur Blüten, Blätter und Früchte viel schneller als sonst wachsen lassen, sondern auch die negativen Folgen von allzu großer Hitze und Trockenheit beschleunigt. Dazu gehört der frühzeitige Pilzbefall der durch die lange Trockenheit geschwächten Blätter. Und doch können allzu besorgte Bürger aufatmen: Nur dann, wenn der gesamte Baum - inklusive des Stamms - von Pilzen befallen ist, muss das Gehölz gefällt werden. Ansonsten gilt: Wenn die Bäume im nächsten Jahr neu treiben, stehen sie auch wieder in gesundem Grün - vorausgesetzt, die Pilze können nicht im Laub überwintern. Dazu ist es erforderlich, dass das gesamte Laub von den Bäumen entfernt und entsorgt wird. Privatpersonen können dies über den Hausmüll tun. Und sie können noch etwas zur Gesundheit ihrer pilzbefallenen Kastanien beitragen: Von der Krone her mit einem Fungizid spritzen oder den Stamm damit gießen. Das Grünflächenamt hält das nicht für unbedingt erforderlich und unternimmt daher in seinem Zuständigkeitsbereich nichts gegen den Pilz, der in der frühen Sommerhitze auflebte wie noch nie. Autoabgase und die trockene Stadtluft insgesamt tragen natürlich dazu bei, dass die Kastanien im Stadtgebiet schlechtere Bedingungen vorfinden als in ländlichen Regionen. Vor allem den Straßenbäumen macht das schwer zu schaffen. Die etwa 30 Meter hoch werdenden Gehölze sind in Frankfurt laut jüngster Zählaktion mit 3652 Exemplaren vertreten und nehmen damit die fünfte Stelle ein (nach Platane, Linde, Ahorn und Robinie). Insgesamt gibt es 34 137 Straßenbäume. In der Stadt erreichen zum Beispiel Kastanien in der Regel nur etwa ein Dreiviertel des Alters der Bäume in der Natur: Dort werden sie durchschnittlich 120 Jahre alt, in der Stadt nur 70 bis 90 Jahre. Das äußere Erscheinungsbild der Bäume sagt oft wenig über ihren Gesundheitszustand aus. Und so reagieren Bürger immer wieder mit Unverständnis und Empörung, wenn die Stadt ihrer Ansicht nach gesunde Bäume fällen lässt. Doch ein Baum kann trotz eines üppigen grünen Blätterkleides unheilbar krank sein. Und das gilt zum Glück auch umgekehrt: Die in diesen Tagen bräunlich-krank aussehenden Kastanien sind im Kern durchaus gesund. Übrigens sorgt nicht nur extreme Hitze und Trockenheit für das vorzeitige Braunwerden der Blätter, sondern auch das Gegenteil: zu große Nässe und Kälte. Auch dann werfen die Bäume ihre Blätter früher ab als in normalen Jahren. Aber: Wann war das Wetter in jüngster Zeit eigentlich "normal"? © Frankfurter Neue Presse, 2000
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