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Pilze Pilze Forum Archiv 2000

Re: Pluteus brunneoradiatus?

Geschrieben von: Andreas Gminder
Datum: 25. Juli 2000, 18:36 Uhr

Antwort auf: Pluteus brunneoradiatus? (Karl)

: Ich brauche schon wieder Hilfe!
: Gestern fand ich auf einem verrotteten Eichenstumpf einen Dachpilz mit
: dunkelbraunen radialen Fasern auf dem Hut. Bei Breitenbach & Kränzlin
: fand ich endlich in Band 4, Nr. 103, ein Foto und die Beschreibung eines
: Pluteus brunneoradiatus Bonnard (Braunfaseriger Dachpilz), auf die mein
: Fund sehr gut passt: Hutdurchmesser 7,5 cm, Stiellänge 8 cm, Stiel auf
: hellem Grund dunkelbraun längsüberfasert, Lamellen rosa, Lamellenschneiden
: nicht dunkel, Geruch unangenehm muffig, Zystiden mit Haken, Sporenpulver
: rötlichbraun, Sporen 6,5 - 8,5 x 4,5 - 6 µm, graugelblich, fast hyalin.
: Auch das Substrat Eiche würde nach B&K passen. So weit so gut.
: Im Verbreitungsatlas von G. Krieglsteiner finde ich diese Art aber nicht,
: auch in der Dissertation von Lothar Krieglsteiner ist diese Art nicht
: enthalten. Im blauen "Dreimännerbuch" (Abbildungsverzeichnis von
: Bollmann/Gminder/Reil) ist die Art allerdings aufgeführt. Ist diese Art
: mit einer anderen Art zusammengelegt worden?
: Bei P. umbrosus müßten die Lamellenschneiden dunkel sein.
: Wer weiß Rat?
: Karl

Hallo Karl,

dass der Pilz nicht im Verbreitungsatlas erscheint hat folgenden Grund: Die Art wurde Ende 1987 in der Mycologia Helvetica publiziert (da bei uns ja kaum einer liest) und der Verbreitungsatlas kam 1991 schon heraus. Zwischen Publikation der Art und Manuskriptabgabe lagen also bestenfalls 2 Jahre.

Meine persönliche Meinung ist allerdings, dass ich sehr zweifle, ob es ausreicht, nahezu ausschließlich anhand der Menge der Schnallen im Fruchtkörper 4 verschiedene Taxa aufzustellen:
cervinus: Überhaupt keine Schnallen
pouzarianus: an ca. 40% der Septen Schnallen vorhanden
primus: überall Schnallen vorhanden
brunneoradiatus: In der Huthaut ohne Schnallen, in der Lamellentrama und an den Basidien teilweise vorhanden.

Also nee, das ist selbst mir zuviel.
Allerdings muss ich wiederum zugeben, dass es bisher problemlos gelungen ist, P. primus in unserer Gegend schon makroskopisch zu erkennen: Zur Spitzmorchelzeit auf Weisstannenstümpfen, mit eher kleinem, sehr schnell ganz flachem Hut. Aber die anderen beiden Taxa, und vor allem dieser P. brunneoradiatus ... naja, ich glaub' nicht dran.
In der BW-Flora wird G. J. Krieglsteiner soweit ich weiss nur eine Art, P. cervinus, anerkennen. Ob er sich überzeugen lassen hat, wenigstens P. primus als Varietät gelten zu lassen, weiss ich nicht.

Hach ja, Dachpilze sind ja so schön .....

Grüße, Andreas

Beiträge in diesem Thread

Pluteus brunneoradiatus? -- Karl -- 25. Juli 2000, 13:35 Uhr
Re: Pluteus brunneoradiatus? -- Andreas Gminder -- 25. Juli 2000, 18:36 Uhr

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