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Pilze Pilze Forum Archiv 2000
Hallo Birgit,
Geschrieben von: jason Antwort auf: Auf die Art kommts an (Birgit)
Datum: 2. August 2000, 12:48 Uhr
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ok., in gewisser Weise hast Du recht, ich habe da sicher etwas übertrieben. Bei Anis-Champignons gehe ich auch heute noch aus Respekt vor der nach meiner Meinung einzig wirklich mit ernsthaften Konsequenzen verbundenen unumkehrbaren Verwechslungsgefahr jedes Merkmal durch (Gilbprobe, Anisgeruch, verdickte Basis ohne Velum universale, usw.), auch wenn ich mir vorher schon 100% sicher bin, einen Anis-Champignon vor mir zu haben. Meistens geht aber auch das mit Abschneiden des Pilzes. Ich muß auch zugeben, daß ich vor einiger Zeit, schöne weiße Champignons in großen Mengen leuchteten mir entgegen, recht lange gebraucht habe, um enttäuscht festzustellen, daß ich Carbol-Egerlinge vor mir hatte. Die Feststellung ist gerade bei trockenem Wetter (Duftprobe eher unscheinbar) nicht ganz einfach (und man möchte sie zunächst nicht recht akzeptieren!) Carbol-Egerlinge sind in meiner Gegend recht selten. Im übrigen habe ich im letzten Jahr zu einer bestimmten Zeit Massen an Anis-Egerlingen gefunden, in optimalem Zustand. Natürlich sind die ähnlichen Biotope (schöner, eichenbestimmter Laubmischwald) potentiell verwechslungsgefährdet. Jedenfalls war die reine Anis-Champignon Mahlzeit (ein paar junge Agaricus augustus waren noch dabei) ein Wahnsinn. Dafür würde ich heute gerne Pfifferlinge und Steinpilze stehen lassen, wenn ich noch mal solche Mengen finden würde. Meine "heftige" Meinung resultiert auch daher, daß es mich immer maßlos ärgert, wenn ich dann schon mal durch frequentiertere Wälder gehe (was ich i.d.R. vermeide), wenn ich herausgerissene und lieblos hingeworfene Pilze sehe. Meist liegen sie dann herumgedreht, daß sie noch nicht einmal vernünftig aussporen können. Häufig habe ich so dann auch schon schöne Täublinge liegen gesehen, die ich sammeln würde. Zweimal schon lagen so flockenstielige Hexenröhrlinge; es muß ein Newbie gewesen sein, der vor den roten Röhrenmündungen zurückgeschreckt ist und "von oben" noch nicht einmal erkennen konnte, daß kein Steinpilz oder Maronenröhrling vorlag. Die Spitzenbegegnung dieser Art fand aber einmal in einem meiner Lieblingswälder statt, durch hohen Artenreichtum und zu bestimmten Jahreszeiten (z.B. jetzt) von Unmengen an Pfifferlingen gekennzeichnet: Ich versuchte zwar "still zu verharren", um nicht gesehen zu werden, aber ein "Sonntag-Spaziergang-Pärchen" mit PLASTIKTÜTE strebte in diesem Traumwald zielgerichtet auf mich zu mit der Ansprache: "Kennen Sie sich aus?" Was antwortet man da? "Es reicht, um mich nicht zu vergiften!" Daraufhin zogen sie als allererstes, nicht etwa wie ich befürchtete, Pfifferlinge aus der Tüte (etwa 50 Meter weiter gab es davon eine Traumstelle), sondern einen alten matschigen Kahlen Krempling. Daraufhin habe ich dann mit blumigen Worten zwei "Erschreck-Statements" abgegeben (Immunreaktion auf Kahlen Krempling, Verderblichkeit des Pilzeiweißes). Das Pärchen sah danach etwas blasser aus. Ich vermute mal, die Tüte wurde dann irgendwo entleert. So komme ich zu der Meinung, solche Leute haben nichts unter Pilzen zu suchen. Außerdem: je mehr Angst vor Bequerel, Fuchsbandwurm, Vergiftungen, usw., desto schöner und unberührter bleiben die Bestände. Hast Du nicht schonmal mitten unter prächtigen Steinpilzen gestanden, sie nur glücklich ein paar Minuten betrachtet, Dir gewünscht sie könnten noch länger das Auge des Wanderers erfreuen? Dann aber hat Dich schnell das Gefühl beschlichen, läßt Du sie stehen, sind sie binnen einer Stunde weg?? Mal ehrlich! mfg, jason |
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