Hallo Jason,
: ok., in gewisser Weise hast Du recht, ich habe da sicher etwas übertrieben.
: Bei Anis-Champignons gehe ich auch heute noch aus Respekt vor der nach
: meiner Meinung einzig wirklich mit ernsthaften Konsequenzen verbundenen
: unumkehrbaren Verwechslungsgefahr jedes Merkmal durch (Gilbprobe,
: Anisgeruch, verdickte Basis ohne Velum universale, usw.), auch wenn ich
: mir vorher schon 100% sicher bin, einen Anis-Champignon vor mir zu haben.
: Meistens geht aber auch das mit Abschneiden des Pilzes.
: Ich muß auch zugeben, daß ich vor einiger Zeit, schöne weiße Champignons in
: großen Mengen leuchteten mir entgegen, recht lange gebraucht habe, um
: enttäuscht festzustellen, daß ich Carbol-Egerlinge vor mir hatte. Die
: Feststellung ist gerade bei trockenem Wetter (Duftprobe eher unscheinbar)
: nicht ganz einfach (und man möchte sie zunächst nicht recht akzeptieren!)
: Carbol-Egerlinge sind in meiner Gegend recht selten.
: Im übrigen habe ich im letzten Jahr zu einer bestimmten Zeit Massen an
: Anis-Egerlingen gefunden, in optimalem Zustand. Natürlich sind die
: ähnlichen Biotope (schöner, eichenbestimmter Laubmischwald) potentiell
: verwechslungsgefährdet. Jedenfalls war die reine Anis-Champignon Mahlzeit
: (ein paar junge Agaricus augustus waren noch dabei) ein Wahnsinn. Dafür
: würde ich heute gerne Pfifferlinge und Steinpilze stehen lassen, wenn ich
: noch mal solche Mengen finden würde.
Ich hab Anis, Karbol-, Agaricus augustus alles im selben kleinen Waldstück (übrigens ein ganz anderes Habitat: reiner Fichtenwald auf Kalk, die Champignons sind ja wohl keine Mykorrhizapilze), wobei die Karbolchampis eindeutig in der Überzahl sind. Anischampignon gabs nur einen riesengroßen dieses Jahr, der allerdings möglicherweise auch ein versprengter Schafchampignon gewesen sein könnte. Inzwischen weiß ich schon, daß dort hauptsächlich Karbolchampis wachsen und laß sie alle stehen. Wenn ich jemals Steinpilze finden würde hier in der Gegend, wüßte ich sicher auch, ob ich die für ANischampignons stehenlassen würde ;-).
: Meine "heftige" Meinung resultiert auch daher, daß es mich immer
: maßlos ärgert, wenn ich dann schon mal durch frequentiertere Wälder gehe
: (was ich i.d.R. vermeide), wenn ich herausgerissene und lieblos
: hingeworfene Pilze sehe. Meist liegen sie dann herumgedreht, daß sie noch
: nicht einmal vernünftig aussporen können. Häufig habe ich so dann auch
: schon schöne Täublinge liegen gesehen, die ich sammeln würde. Zweimal
: schon lagen so flockenstielige Hexenröhrlinge; es muß ein Newbie gewesen
: sein, der vor den roten Röhrenmündungen zurückgeschreckt ist und "von
: oben" noch nicht einmal erkennen konnte, daß kein Steinpilz oder
: Maronenröhrling vorlag.
Manchmal sind auch Wildtiere die Übeltäter, insbesondere Wildschweine, wahrscheinlich fressen die auch nicht alles ;-).
: Die Spitzenbegegnung dieser Art fand aber einmal in einem meiner
: Lieblingswälder statt, durch hohen Artenreichtum und zu bestimmten
: Jahreszeiten (z.B. jetzt) von Unmengen an Pfifferlingen gekennzeichnet:
: Ich versuchte zwar "still zu verharren", um nicht gesehen zu
: werden, aber ein "Sonntag-Spaziergang-Pärchen" mit PLASTIKTÜTE
: strebte in diesem Traumwald zielgerichtet auf mich zu mit der Ansprache:
: "Kennen Sie sich aus?" Was antwortet man da? "Es reicht, um
: mich nicht zu vergiften!" Daraufhin zogen sie als allererstes, nicht
: etwa wie ich befürchtete, Pfifferlinge aus der Tüte (etwa 50 Meter weiter
: gab es davon eine Traumstelle), sondern einen alten matschigen Kahlen
: Krempling. Daraufhin habe ich dann mit blumigen Worten zwei
: "Erschreck-Statements" abgegeben (Immunreaktion auf Kahlen
: Krempling, Verderblichkeit des Pilzeiweißes). Das Pärchen sah danach etwas
: blasser aus. Ich vermute mal, die Tüte wurde dann irgendwo entleert.
: So komme ich zu der Meinung, solche Leute haben nichts unter Pilzen zu
: suchen. Außerdem: je mehr Angst vor Bequerel, Fuchsbandwurm, Vergiftungen,
: usw., desto schöner und unberührter bleiben die Bestände. Hast Du nicht
: schonmal mitten unter prächtigen Steinpilzen gestanden, sie nur glücklich
: ein paar Minuten betrachtet, Dir gewünscht sie könnten noch länger das
: Auge des Wanderers erfreuen? Dann aber hat Dich schnell das Gefühl
: beschlichen, läßt Du sie stehen, sind sie binnen einer Stunde weg?? Mal
: ehrlich!
Leider nicht, siehe oben. Aber in solchen Maronenbeständen oder kürzlich in einem größeren Bestand von violetten Schleierlingen (die ißt aber vermutlich keiner) hab ich schon gestanden. Die Maronenbestände sind dann natürlich ganz schnell weg gewesen, na klar (die schneid ich übrigens auch immer ab)! ;-) Neulich gings einem Freund so mit schwarzhütigen Steinpilzen (Boletus aereus), er hat sich einen zerfressenen udn einen zweiten, der zum Fotografieren gebraucht wurde, mitgenommen, zwei Tage später hat er wieder hingeschaut: Alles weg! Der war auch ganz schön sauer....
Natürlich bin ich auch der Meinung, daß solche Leute keine Pilze sammeln sollten. Man sollte zumindestens in Grundzügen Wissen besitzen, auch Wissen über den richtigen Umgang mit Pilzen, wozu ich auch gewisse Umgangsformen wie Pilze nicht umzutreten, alte und kleine Exemplare stehenzulassen etc. zähle.
Aber ebenso gibts auch Leute, die sich dieses Wissen wirklich aneignen wollen und die stellen eben in diesem FOrum dann Fragen.
Liebe Grüße
Birgit