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Pilze Pilze Forum Archiv 2000

Re: Lingvistik und Pilze

Geschrieben von: Andreas
Datum: 5. August 2000, 23:07 Uhr

Antwort auf: Lingvistik und Pilze (david.ge)

: Hello
: Wehrend meinen letzten Beitrag (meine top 5) kam ich auf den Gedanken, dass
: ueber Traditionen am besten mit hilfe Lingvistik zu urteilen ist(das ist
: gar nicht nur meine Idee).
: ich erklaere: z.B die Volke die wehrend Sprachformierung mit Wein nichts zu
: tun hatten haben in Sprache kein eigenes Wort "wein"(wie
: Deutscher). In solchen Situationen werden Worter bei anderen Sprachen
: geborgen (wieder Beispiel mit Wein) oder entstehen durch Wortsyntese
: Ich glaube wenn Pilz schon vor mehrere Tausend jahre gesammelt wurde, soll er
: Sein eigenes Name haben. z.B. "nikwi" bedeutet georgisch nur
: Keiserling, "qama"-Champignon "ceresco"-Parasol. alle
: andere georgische Pilznahme kommen durch Wortsynthese z.B."kalmacha
: soko" Austernseitlig bedeutet
: Forelepilz."Charispaschwa"-Morchel bedeutet
: "Rindenmagen"
: In Russischen erinnere ich nur "Gruzd"-einige Milchlinge
: Welche Woerter gibt in deutscher Sprache die exclusiv zu Pilzen gehoert?
: selbsverstaendlich sind das nicht Steinpilz= Stein+Pilz oder
: Hexenrohrling=Hexen+Rohr+ling, Champignon kommt aus France
: Und Parasol oder Marone? bedeutet das noch etwas?
: Gruss
: David

Hallo David,
die deutschen Namen für Pilze sind meist der lateinischen entnommen. Aber das liegt daran, dass es ziemlich "neue" Namen sind. Die alten Volksnamen für diverse Pilze sind von Region zu Region verschieden und heute kaum noch gebräuchlich. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht schon seit langem als Speisepilze gesammelt werden.
Der Parasol z.B. ist sicherlich seit alters her ein Speisepilz. Sein Name kommt aber aus dem französischen und bedeutet "Sonnenschirm". Alle rotmilchenden Milchlinge werden bei uns "Reizker" genannt, was einem sehr alten Wort entspringt, das vor allem in Osteuropa auch heute noch gebräuchlich ist (Ryzek bei den Tschechen und Polen, Ryz bei den Russen) und vielleicht von dort her stammt. Die Tradition, Milchlinge ("reizende", also scharfe Pilze) zu verarbeiten kommt ja wohl aus dieser Ecke.
Als wirklich traditionellen Pilznamen fällt mir momentan nur "Hallimasch" (Armillaria mellea) ein, dessen Bedeutung jedoch umstritten ist und der "Pfifferling" (Cantharellus cibarius). Dessen Name kommt von seinem roh scharfen Geschmack (Pfifferling = Pfeffer-ling). In anderen Gegenden heißt er z.B. "Reherl" weil er immer dort vorkommen soll, wo die Rehe aus dem Wald kommen. In früheren Schlesien hieß er "Henne" und so heißt er in der heute polnischen Gegend immer noch ("Kurka" = Hähnchen). Der "offizielle" Volksname in Polen ist aber "pieprznik jadalny", was "Gelber Pfefferling" bedeutet.
Der deutsche Name "Marone" kommt von der Hutfarbe, die das Braun der Esskastanie = Marone hat (Castanea sativa).

Gruß,
Andreas

Beiträge in diesem Thread

Lingvistik und Pilze -- david.ge -- 5. August 2000, 20:05 Uhr
Re: Lingvistik und Pilze -- Andreas -- 5. August 2000, 23:07 Uhr
Re: Lingvistik und Pilze -- Interhias -- 6. August 2000, 13:40 Uhr
Georgien-Deutschland 4-1 -- david.ge -- 6. August 2000, 23:07 Uhr
Re: Georgien-Deutschland 4-1 -- Thomas Pruß -- 7. August 2000, 13:45 Uhr
Re: Georgien-Deutschland 4-1 -- hansuwe -- 8. August 2000, 00:21 Uhr
an Uwe, Bruno, Thomas ua -- david.ge -- 8. August 2000, 21:35 Uhr
Re: an Uwe, Bruno, Thomas ua -- hansuwe -- 8. August 2000, 21:50 Uhr
Re: Georgien-Deutschland 4-1 -- Interhias -- 7. August 2000, 18:03 Uhr
??? -- Leonie -- 7. August 2000, 23:38 Uhr

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