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Pilze Pilze Forum Archiv 2000

Weiter zu Grünlingen

Geschrieben von: Holger
Datum: 23. August 2000, 23:53 Uhr

Antwort auf: Re: Schon Grünlinge! (Andreas)

: Hallo Holger,

: in der Literatur gibt es 2-3 Arten von Grünlingen und je nach Art Auffassung
: der einzelnen Autoren wird das akzeptiert oder auch nicht. Gängige Meinung
: in unseren Gefilden ist wohl, dass es nur eine Grünlingsart gibt. Dieser
: Meinung konnte ich mich allerdings noch nie anschließen, weil ich beide
: schon gesehen habe und denke dass man sie gut unterscheiden kann. Zwei
: befreundete finnische Mykologen haben mir diese Ansicht unabhängig
: voneinander bestätigt.
: Also: 1. Der Kiefern-Grünling oder Weißfleischiger G. (Tricholoma auratum)
: Ein eher robuster und kurzstieliger Pilz, der oft mit dem lange
: herabgebogenen Hutrand den Boden berührt, eher warm gelb, goldgelb,
: orangegelb, in der Hutmitte sogar fast fuchsig. Der Hut ist trocken, wird
: besonders in der Mitte gerne etwas schülferig. Das Fleisch ist recht hell,
: nahezu weißlich. Der Pizl wächst ausschließlich auf nährstoffarmen
: Sandböden unter Kiefern. Daher kommt er in Nordostdeutschland
: (Brandenburg) und Schlesien nicht selten vor, bei uns hier in
: Südwestdeutschland dagegen nur selten. Durch zunehmenden
: Stickstoffeintrag, Intensivierung der Landwirtschaft etc. etc. stark
: zurückgehend, in Holland wohl schon vom Aussterben bedroht.

: 2. Der Laubwald-Grünling oder Schleimiger G. (Tricholoma equestre oder
: flavovirens)
: Ein eher schlanker Pilz, dessen Stiel miest länger als der Hutdurchmesser
: ist. Insgesamt von ziemlich intensiver grüngelber Färbung, ähnlich wie bei
: jungen Grünblättrigen Schwefelköpfen die Stielspitze und Lamellenfarbe
: sein kann. Der Hut ist gleichmäßig gefärbt, bei feuchter Witterung stark
: schleimig, verflacht bald und ist im Alter sogar am Rand hochgebogen.
: Gefunden auf basenreichem, eher lehmigem Boden unter Hasel, Zitter-Pappel
: und Weide, ev. auch Eiche dabei, im französischen Jura. Weitere
: Zitterpappel-Begleitpilze waren auch da.
: Genaue Verbreitung ist mir nicht bekannt.

: Bei Dähncke 1200 Pilze sind beide abgebildet, wobei ich allerdings weder
: textlich noch bildlich einen Unterschied zwischen beiden feststellen kann
: und in ihrer Abbildung von T. flavovirens "meinen" flavovirens
: nicht wiedererkenne. Die Lösung könnte sein, dass meine finnischen Freunde
: mit der Möglichkeit recht haben, dass es sich bei dem giftig grüngelben
: Pappel-Grünling um eine weitere, bisher noch nicht bekannt gewordene
: Grünlingart handeln könnte.
: Wer Zugang zur finnischen Zeitschrift "Sienilehti" hat, findet in
: Heft 50(1) von 1998 eine Gegenüberstellung mit Farbfotos aller drei Sippen
: und einiger weiterer gelber Ritterlinge. Text leider unverstehbar, da
: finnisch ....

: Kannst du die Unterschiede bei deinen Funden bestätigen, oder sahen deine
: Zitterpappelpilze genau wie die Kiefernpilze aus? Wäre interessant, wie
: dieser Vorschlag zur möglichen (!) Trennung der beiden Arten in bezug auf
: deine Funde passt.

: Gruß,
: Andreas

Hallo Andreas,

vielen Dank für die ausführlichen Infos.

Das war mir bisher tatsächlich neu, dass es verschiedene Arten oder Unterarten von Grünlingen gibt. In meinen Pilzbüchern wird dazu nichts gesagt. Einheitlich ist dort überall zu lesen, dass unsere Freunde in sandigen Kiefernwäldern stehen. Dabei wird als lateinische Bezeichnung einmal "Tricholoma equestre" und in einem anderen Buch "Tricholoma flavovirens" angegeben. Über so etwas wundert man sich ja normalerweise nicht, weil Pseudonyme ja oft vorkommen.

Vieles von Deinen Beschreibungen trifft auf meine Kiefern- und Espenbewohner zu. Der auffälligste Unterschied war für mich bisher, dass die Grünlinge unter den Espen immer ganz sauber waren, während die im Kiefernwald meist total sandig sind. Aber das habe ich auf die unterschiedlichen Umgebungsverhältnisse zurückgeführt.

Wenn ich noch mal in Ruhe darüber nachdenke, komme ich zu folgendem Ergebnis:

Die Exemplare unter den Espen sind viel einheitlicher geformt. Sie haben oft einen leicht kegelförmigen Hut mit abgerundeter Spitze, außer im Alter, da wird er flach. Die Kiefer-Exemplare dagegen haben - abgesehen von häufigen unregelmäßigen Verformungen - immer einen halbkugelförmigen Kopf, der später ebenfalls flach wird. Sie sind außerdem viel madiger. Das kann aber auch an den unterschiedlichen Umgebungsbedingungen liegen. Die Was die Hutfarbe betrifft, da kommen im Kiefernwald öfter ziemlich helle grüngelbe Exemplare vor ohne viel braun, während bei denen im Laubwald eigentlich immer Brauntöne dabei sind.

Soweit zu meinen Beobachtungen. Bei uns sind übrigens Grünlinge keine Mangelware. Im Gegenteil, nach meinen Beobachtungen haben sie hier (in Brandenburg) im Verlauf der letzten 20 Jahre ständig zugenommen und sind mancherorts ein richtiger Massenpilz, während sie früher wirklich selten waren.

Nachfolgend noch ein Bild vom Standort der Grünlinge, allerdings ein paar Wochen vorher.


Viele Grüße

Holger

Beiträge in diesem Thread

Schon Grünlinge! -- Holger -- 19. August 2000, 12:59 Uhr
Re: Schon Grünlinge! -- Andreas -- 20. August 2000, 19:24 Uhr
Weiter zu Grünlingen -- Holger -- 23. August 2000, 23:53 Uhr

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