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Pilze Pilze Forum Archiv 2001

Re: theorie zum morchelwachstum

Geschrieben von: michel
Datum: 19. April 2001, 08:36 Uhr

Antwort auf: Re: theorie zum morchelwachstum (Christoph)

: Servus Michel, servus Waldemar,

: interessante Ideen! Es wäre nur zu klären, für welche
: "Morchelarten" das zutrifft. So gibt es die "typische"
: Kalknadelwaldart unter Fichte oder Tanne (meist die erste im Jahr), ?
: Morchella conica var. deliciosa
-ach ja, seufz, erst einmal zwei kleine exemplare gefunden, und da bin ich mir nichtmal sicher, weil das zu ner zeit war, wo nicht weit weg davon schon zuhauf die "gelben" standen (2.5.97 bei garmisch)

Auf Rindenmulch finde ich eigentlich nie
: die gelbe, sondern eine Form, Art oder wie auch immer, die ich meistens
: Morchella costata (s. str. ?) nenne. Diese scheint eher saprotroph zu
: leben???
-nach französischen autoren (Jacquetant, Marchand...) ist das eine typische Ruderalart, die aber auch in obstgärten vorkommt. Diese Autoren berichten von einem Massenfund in einem Werkstattgelände inmitten von Altöllachen (igitt, aber das hat mich auf die idee mit den harzsubstanzen bzw, kohlenwasserstoffen gebracht, dass derartiges die fruktifikation fördern könnte, so zeug entsteht ja auch bei bränden)

Mir ist aber auch bekannt, dass gerade um tote Ulmen, aber auch
: um Eschen selbst gelbe manchmal in großer Zahl wachsen.
-bei den ulmen hab ich eigentlich immer nur gelbe gefunden. jetz wos mit den ulmen und dem ulmensterben so langsam ganz aus ist, könner wir die sache ja verraten *g* einmal hing ein fruchtkörper direkt an einem langen abgefallenen rindenstreifen, sonst oft an den wurzeln. einmal habe ich paar gelbe auch auf rimul neben costata gefunden. aber wer weiss vielleicht ist da ulmen/eschenrinde mit reingeraten.
Möglich, dass,
: falls die Wurzeln sterben, dann aus den Sklerotien die letzten Kräfte
: gesammelt werden, um vor dem Tod noch mal viele Sporen zu produzieren???
: Ich bin aber skeptisch, dass ein und die selbe Art mal als Mykorrhizapilz,
: mal als Saprober lebt. Eher kann ich mir hier eine ökologische Arttrennung
: bzw. Rassenbildung vorstellen. Aber wer weiß?
-gegen die notfruktifikation spricht, das schreibt auch Moser, dass die Fruchtkörper so üppig ausfallen. meine theorie wäre, dass das mycel mit dem absterben der wurzeln plötzlich und kurzfristig an ressourcen rankommt, die ihm der baum sonst vorenthält. aber das setzt natürlich schon voraus, das ein und dasselbe mycel sich umstellt. oder sollte ein saprophytischer stamm dann seine chance nutzen und den symbiotischen verdrängen??

: Was auf jeden Fall klar ist, dass im Falle Rindenmulch sich die Morchel neu
: ansiedeln muss, da ja sie ja vorher nicht vorhanden war. Das deutet doch
: wirklich mehr auf eine Anpassung an kurzlebige Substrate hin als auf einen
: gemächlichen, eher gemütlich sich verbreitenden Mykorrhizapilz, der ja
: alle Zeit der Welt hat, irgendwann mal Nachkommen zu erzeugen.
: das gilt doch auch für Feuerstellen, oder nicht?
also in saprophytischer reinkultur (vielspormycel) wächst sowohl M. costata als auch rotunda wie der teufel, ne frisch beimpfte agarplatte ist in 2 tagen voll. nein, das war ausnahmsweise keine kontaminante ;-)

: Also, ich glaube, dass die wirklich saproben Morcheln was eigenes sein
: könnten, dass aber die kurzfristige, vermehrte Fruktifikation eher eine
: "Panikreaktion" der Symbionten ist.

: Deshalb glaube ich an mindestens drei Arten: Morchella "Weißtannenwald
: auf Kalk bzw. Fichte"
: Morchella "Eschen und andere Laubhölzer mit Mykorrhiza (?)"
: Morchella "saprotroph auf Mulch und anderen kurzlebigen Substreten, bzw.
: Feuerstellen (die ich noch nie gesehen habe...)"

nochwas zum ower-patent, ich habs selber nicht ausprobiert, aber es wurde nach der patentierten und veröffentlichen methode mal an der uni regensburg nachprobiert. Ohne erfolg, vielleicht war die temp. mit >25° zu hoch, so wurde gesagt, kann aber auch sein dass die veröffentlichung etwas ungenau ist :-) weil soweit ich weiss hatte da noch keiner den grossen zuchterfolg. beschrieben wird die Methode jedenfalls so:
Morchelmycel, es geht ein-oder vielspor, wird in sterilisiertes weizenkornsubstrat mit darüber einer durchlöcherten alufolie und darüber sand bei raumtemperatur inkubiert.. wenn das mycel durch die löcher in die nährstoffarme schicht übertritt, produzirt es sklerotien. diese könen dann nach paar wochen geerntet werden und zum auswachsen in ein hauptsächlich aus rimul bestehendes, nicht mehr notwendigerweise steriles substrat gebracht. nach 1-2 wochen, so heisst es, erscheinen dann die fruchtkörper.

: P. S. Michel: Habe gehört, Du führst unseren Münchner Arbeitskreis nach
: Garmisch... Freu mich schon.
sonntag 8.7. ist vorgesehen, eigentlich noch etwas zu früh, aber wenns wieder erwarten vorher schon ne richtige hitzewelle gibt könnte es um die zeit (wies '93 der fall war) viel an röhrlingen und in den allerdings noch ungemähten wiesen die ersten saftlinge geben. wenn nicht ists immerhin ne schöne gegend. wenn ich genaues weiss schreib ichs ins terminbrett hier.

Ciao, michel

Beiträge in diesem Thread

theorie zum morchelwachstum -- michel -- 18. April 2001, 09:35 Uhr
Re: theorie zum morchelwachstum -- Waldemar Pfrengle -- 18. April 2001, 18:22 Uhr
Re: theorie zum morchelwachstum -- Christoph -- 19. April 2001, 00:21 Uhr
Re: theorie zum morchelwachstum -- michel -- 19. April 2001, 08:36 Uhr
Re: theorie zum morchelwachstum -- holger2 -- 20. April 2001, 15:23 Uhr
Re: theorie zum morchelwachstum -- michel -- 20. April 2001, 19:02 Uhr
Re: theorie zum morchelwachstum -- Waldemar Pfrengle -- 19. April 2001, 11:34 Uhr
Re: theorie zum morchelwachstum -- ismene -- 19. April 2001, 19:11 Uhr
Re: theorie zum morchelwachstum -- elfi -- 19. April 2001, 00:09 Uhr

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