Hi Wolfgang,
das bezieht sich jetzt nicht alles auf deine Nachricht, ich wollte es nur bei der Gelegenheit mal sagen weil es mich in der Sensationspresse immer stört:
Muß man denn immer alles was wächst und irgendwie dröhnt ("Biodrogen") in einen Topf werfen? Mit Tropanalkaloiden aus Nachschattengewächsen hat Psilocybin wirklich nichts gemeinsam. Von Leber und Nierenschäden ist da (im Gegensatz zum Alkohol) auch nichts bekannt. Ist auch nicht sehr wahrscheinlich, da dieser Stoff bestimmten körpereigenen Neurotransmittern so ähnlich ist, daß er mangels spezifischer Eigenschaften bei keinem gängigen Drogenscreening festgestellt werden kann. Was Drogenpsychosen betrifft würde mich interessieren ob schon oft jemand mit einer Psychose eingeliefert wurde, die ausschließlich auf den Konsum von Psilos in moderater Dosierung (ich meine ohne Kombination mit anderen Substanzen und ohne langer Vorgeschichte mit anderen Drogen) zurückzuführen ist. Interessanterweise sorgt der Gesetzgeber immer konsequent dafür dass relativ ungiftige psychoaktive Substanzen wie THC und Psilocybin schön verboten sind, während akut gefährliche Sachen wie Stechapfel oder auch Schnüffelkram wie Toluol und Chloroform leicht verfügbar bleiben. Offensichtlich geht es nicht um Leben und Gesundheit sondern ums Prinzip.
Grundsätzlich kann man was die möglichen Gefahren betrifft nur aufklären. Wenn die Leute merken daß da unverhältnismässig übertrieben oder auch gelogen wird (was in der Regel der Fall ist), glauben naivere Leute diesbezüglich womöglich überhaupt nichts mehr und das kann erst recht fatal sein.
Was das Sammeln und ausprobieren von irgendwelchen kleinen Wiesenpilzen betrifft gebe ich dir 100% recht, man muß sich schon völlig sicher sein. Allerdings glaube ich daß die Idioten unter den Psilosuchern längst alle Arten probiert haben, so daß wohl kein akut gefährlicher dabei sein dürfte. Was langfristige Gefährlichkeit betrifft, sind die vermeintlichen Speisepilze auch manchmal für eine Überraschung gut (Kahler Krempling). Ich bin auch immer verwundert wenn ich in einem Pilzbuch zu einem als essbar gekennzeichneten Pilz lese, daß er irgendein Antibiotikum oder sonstwas seltsames enthält, was sicher auch nicht gut untersucht ist. Oder diese "gelegentlichen Unverträglichkeiten", "leicht Blutdrucksenkend" etc., da steht dann wiederum meist nicht woran das liegt. Weil man's nicht weiß? Könnten doch genausogut z.B. krebserregende oder erbgutverändernde Stoffe enthalten sein, was aber sehr schwer feststellbar wäre. Da sind wohl fast alle Pilzsammler sowas wie Versuchskaninchen, solange man sich nicht nur an die "Klassiker" unter den Speisepilzen hält.
Ohne Panik:
Abraxas
: Hi Georg,
: meine Reaktion war recht heftig, das stimmt. Grund dafür ist tatsächlich vor
: allem die Tatsache, daß Du jemanden, der gesagt hat, daß er KEINE
: Vorkenntnisse hat, mit Infos versorgt hast, die nur von jemanden MIT
: Vorkenntnissen richtig gelesen werden können.
: Im Moment werden reihenweise Kids in Krankenhäuser eingeliefert, weil sie
: Datura und ähnliche gefährliche Giftpflanzen zu sich genommen haben. In
: dem Maße, wie der Psilo-Boom weitergeht, wird gleichzeitig von totalen
: Pilz-Ignoranten ein gigantischer Feldversuch zur Giftigkeit von kleinen
: braunen Pilzen gestartet, um die sich bisher kein Speisepilzsammler oder
: Wissenschaftler gekümmert hat.
: Wenn Du sagst, es gibt keinen giftigen Wiesenpilz mit violettschwarzem
: Sporenpulver, ist das falsch. Richtig ist, dass wir heute keinen kennen
: . Kannst Du mir z.B. eine wissenschaftliche Untersuchung nennen, die
: Organschäden bei Genuss von Panaeolus cinctulus (Dunkelrandiger
: Düngerling) ausschließt? Der gefährlichste Pilz ist aber sicher P.
: semilanceata selbst, da (Psilo-)Trips ein auslösender Faktor für
: psychische Störungen wie Schizophrenie sein können, sofern entsprechende
: Anlagen (genetische und/oder psychische) vorhanden sind.
: Kurz gesagt - das eine oder andere Versuchskaninchen wird sich in der Klapse
: wiederfinden, andere werden mit unheilbaren Leber- oder Nierenschäden
: "davonkommen".
: Ich denke, daß Du als Betreiber der meistgelesenen Pilz-Webseite Deutschlands
: (Europas??) in einer besonderen Verantwortung stehst, noch Schlimmeres zu
: verhindern.
: Gleichzeitig birgt der Naturdrogen-Boom auch die Chance, dass sich ein
: Personenkreis, der sonst mit Natur, Pflanzen, Pilzen wenig am Hut hätte,
: intensiv mit den Merkmalen von bestimmten Arten befasst und dann
: wahrscheinlich von unserer Artenvielfalt überrascht ist. Dieses
: Wissenserlebnis erweitert den Horizont wahrscheinlich mehr als der
: darauffolgende Konsum der "Beute".
: Genau wie Du bin ich der Ansicht, daß gezielte Information besser ist als
: Verschleierung. Vielleicht schaffen wir es mit dem geballten Knowhow im
: Forum, eine wirklich informative Zusammenstellung der häufigsten kleinen
: braunen Wiesenpilze zu machen und möglichst objektiv die Risiken der
: Selbstversuche zusammenzufassen.
: Wolfgang Finckh