: Moin zusammen,
: ich möchte Pilzmycel (Austernseitling) auf Agarplatten anzüchten. Frage: Ist
: das möglich? Wie geht man vor? Welche Nähstoffzusammensetzung muss ich in
: den Agar rühren.
: Spezis ran!
: Grüsslis
: Thomas
Servus Thomas,
das Problem ist, dass Du möglichst steril arbeiten musst. Zunächst brauchst Du frische Fruchtkörper (also nicht aus dem Supermarkt, sondern direkt vom Baum).
Weiterhin brauchst Du ein geschlossenens Zimmer ohne Luftzug, dann einen sauberen Tisch mit glatter Oberfläche. Diese wird mit Alkohol 70% desinfiziert. Dann nimm eine Glasplatte, diese auch desinfizieren. Leg die Glasplatte so auf Gegenstände, dass sie über der Tischplatte ist und Du bequem mit beiden Händen und Unterarmen drunter kommst. Ach ja, Du brauchst noch eine Flamme, notfalls Kerze. Jetzt brich den Fruchtkörper vorsichtig von der Huthaut ausgehend durch. Auf keinen Fall die irgendwas vom Fleisch des Pilzes berühren und vorher natürlich Hände desinfizieren. Die Glasplatte ist dafür da, dass Du nicht bei der Arbeit auf den halbwegs sterilen Bereich hauchst und keine Luftbewegung Schimmelsporen oder Bakterien dorthin weht. Jetzt vorsichtig mit einem, vorher in der Flamme glühend gemacht und ausgekühlten Spatel, Messerspitze oder ähnlichem, wieder unter der Platte knapp oberhalb der Lammen etwas aus dem Hutfleisch entnehmen, das Stück nicht auf den Tisch oder an die Glasplatte kommen lassen, mit der anderen Hand jetzt vorsichtig die Agarplatte öffnen (auch unter Glas), das Fruchtkörperstück auf den Agar setzen, Deckel auf die Platte, durchatmen, fertig!
Mit etwas Übung geht das ganz gut. Du wirst mehrere Versuche brauchen, bis was anwächst. Die Platten müssen überwacht werden, da trotz aller Maßnahmen wohl Kontaminanten mit im Spiel sind. Das "richtige" Pilzmycel wächst vom Fruchtkörperstückchen aus. Sollte sich irgendwo auf der Platte ein Kolonie bilden, sofort rausschneiden (unter Glass... mit geglühtem Messer usw.). Ist die Platte auch noch nach einer Woche "sauber" und nur der Austernpilz wächst, hat man's überstanden.
Saprotrophe wachsen meist recht schnell, Ausnahmen gibt's aber.
Die Methode ersetzt eine teure Sterilbank und ist auch auf Exkursionen ohne teure Gerätschaft machbar. Die Ausfallquoten sind natürlich deutlich größer als bei der sterilen Arbeit im Labor.
Ist der Pilz zu alt, wächst er nicht mehr aus, oder aber Hefen und Bakterien, die im Pilz ihr dasein begannen, wachsen wie wild.
Man kann ganz gut Mosers MMN-Agar benutzen, oder aber auch Hefe-Malz, aber hier nur mit 1/2er Konzentration, sonst wächst Dir jede Kontaminante die Platte schneller zu, als Du schauen kannst (bildlich). Man kann da auch rumspielen. Agar selber gießen und irgendwelche N und C - Quellen reingeben, oder Holzspäne steril kochen, in Agar zugeben, alles, was einem einfällt. Irgendwas wächst dann schon.
Bei dieser nicht ganz sterilen Arbeitsweise ist es sehr anzuraten, ein Antibiotikum gegen Bakterium in den Agar beizumischen.
Wenn Dir das alles zu stressig ist, dann kannst Du natürlich auch direkt Austernpilzsubstrat beim Händler kaufen :=)
Ciao, Christoph