: Hallo,
: der Goldröhrling ist ja angeblich obligat an die Lärche gebunden. Oft sieht
: man aber einige zig-Meter Abstand zur nächsten Lärche. Ist das Mycel
: derart groß oder hat die Lärche solch ausladende Feinwurzeln oder wie kann
: man sich das vorstellen?
: Grüße,
: tom
Je nachdem ob der Baum Flach- oder Pfahlwurzler ist können die Wurzelnenden locker 15 oder gar 20 Meter weit vom Stamm entfernt sein. Das Pilzmyzel selbst kann auch noch einige Entfernung überbrücken, so dass man wohl nicht ausschließen kann, dass Mykorrhizapilze bis zu 30 Meter von "ihrem" Baum entfernt stehen können.
Ob allerdings in einem geschlossenen Verband ein Baum seine Wurzeln tatsächlich so weit ausbreiten kann bin ich nicht überzeugt. Wenn man allerdings einzeln stehende Bäume in Rasengesellschaften hat, die auch einzeln stehend groß werden konnten, kann man oft genug sehen wie weit entfernt vom Stamm die Mykorrhizapilze wachsen!
Solltet ihr also einmal einen Goldröhrling ohne Lärche finden, so ist mindestens 20 Meter Umkreis abzusuchen.
Und man sollte nicht den Fehler machen, nur nach oben zu schauen! Oft genug kommen im Unterwuchs Jungbäume auf, vielleicht noch nicht mal kniehoch, die natürlich genauso Mykorrhizapartner sein können.
Und das merkwürdigste was mir in dieser Beziehung einmal passiert ist war folgendes:
Ich war Saftlinge suchen auf einem steilen Hangstück, das im Winter als Skipiste genützt wird (Sommerberg bei Bad Wildbad, Nordschwarzwald). Schöner Magerrasen, teils etwas steinig, jedenfalls ungedüngt (weil zu steil) und ideal für Saftlinge, Wiesenkeulen und so Zeugs. Und mitten in diesem Hang wuchsen zahlreiche Schleierlinge, Cortinarius delibutus. Weit und breit kein Baum auf der Skipiste und bis zum Waldrand nach jeder Seite mindestens 50 Meter! Großes Rätselraten meinerseits, denn die Skipiste existiert schon lange, es kam somit auch kein erst kürzlich gefällter Baum als Partner in Frage. Ich fing dann an nach eventuellen Zwergsträuchern zu suchen, oder Helianthemum (Sonnenröschen). Alles Fehlanzeige, ich konnte keine Erklärung finden.
Auflösung erfolgte ein gutes halbes Jahr später, als ich im Frühsommer an der selben Stelle nach Orchideen suchte: In der Hangmitte, wo im Herbst die Schleierlinge wuchsen, fanden sich zahlreich kniehohe Zitterpappel-Sprößlinge, die jeden Herbst von der Pistenwalze in Vorbereitung des Hangs für die Wintersaison platt gemacht werden und dann zur Pilzzeit nicht zu sehen sind .....
Hätte ich dieses Gebiet nicht zufällig auch mal im Sommer besucht, ich wäre heute noch überzeugt davon, dass Cortinarius delibutus auch ohne Ekto-Mykorrhizabildung existieren kann!
Gruß,
Andreas