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Pilze Pilze Forum Archiv 2001
Re: Pilzsammler contra Jäger/Förster
Geschrieben von: damme Antwort auf: Pilzsammler contra Jäger/Förster (Gelbfieber)
Datum: 8. August 2001, 11:56 Uhr
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Hi und hallo, das Thema ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen. Es besteht ein gewisser Interessenkonflikt zwischen Pilzesuchern und Jägern, wobei richtiggestellt werden sollte, dass es eigentlich nicht um die Jäger geht, sondern die Gejagten, also das im Walde lebende Wild. Aus eigener Erfahrung als Wildbeobachter (dabei kommt man um die Pilze natürlich auch nicht herum) kann ich sagen, dass Jogger, Spaziergänger, Radfahrer, Reiter und andere, die gerne durch den Wald streifen, das Wild nicht im geringsten stören. Die oben genannten Gruppen bewegen sich in der Regel auf den Waldwegen. Damit kommen die Tiere problemlos zurecht, denn sie haben sich inzwischen daran gewöhnt, dass von den Vorüberziehenden Spaziergängern usw. keine Gefahr ausgeht. Die meisten Rehe, die ich bei uns im Revier treffe, machen sich noch nicht mal mehr die Mühe, wegzulaufen, sondern bleiben in einer bemerkenswerten Nähe von manchmal noch nicht einmal 10m vom Wegesrand stehen. Sie beobachten zwar die Situation, rennen aber nicht weg. Bei Pilzesammlern ist das etwas anders. Sie ziehen mitten durch den Wald. Klar, auf den Wegen gibts erstens nicht so viele Pilze und sie sind schneller weg. In der Zeit von Mai-Oktober brauchen zumindest die Rehe allerdings so viel Ruhe wie möglich. Einerseits kommen im Mai/Juni die Kitze zur Welt. Die Ricken (Muttertiere) sind dann ohnehin eher nervös und ergreifen bei geringen Störungen die Flucht (steigende Nervosität, Energieverlust). Naja, und die nasskalten Winter machen den lieben Rehen ebenfalls noch mehr zu schaffen als klirrende Kälte. Sie müssen sich ebenfalls ein gewisses Polster anfressen, das sie zusätzlich zur Winterdecke (Winterfell) schützt. Ein (wiederkäuendes und daher recht ruhebedürftiges) Reh, das täglich 3-4 Mal in seinem sichergeglaubten Revier die Beine in die Hand nehmen muss, schneidet da schon mal schlechter ab. Ich bin weit entfernt davon, irgendwelchen Grünhüten das Wort zu reden, sondern mir gehts eher um die Tiere. Der Wald gehört natürlich allen und sollte auch für jedermann zugänglich sein. Allerdings sollte man sich auch vor Augen halten, dass sich das Wild in Sachen "Essenszeiten" ohnehin schon in die sehr frühen Morgen- und sehr späten Abendstunden verlegt hat (das ist eigentlich anders, alte Leute wissen noch von Rehsprüngen von 30-50 Tieren zu berichten, die den ganzen Tag über während der Heumahd auf den Wiesen ästen oder einfach rumlagen). Wenn die Tiere, über die wir uns ja alle freuen, wenn wir sie sehen, zusätzlich auch in diesen Zeiten gestört werden, ist das sicherlich von Nachteil. Aber was soll man tun? 1) Vielleicht nicht ganz so früh in die Pilze ziehen (für einige sehr sicherlich sehr schwer). 2) Wenn man Wild sieht, einfach weitergehen, als hätte man es nciht gesehen, anstatt den Feldstecher auszupacken und mit dem Finger draufzuzeigen. Das Tier fühlt sich unentdeckt und verdrückt sich langsam, anstatt die wilde Flucht zu ergreifen und davonzurennen. 3) Stellen meiden, von denen man weiss, dass sie bevorzugte Rückzugsstellen des Wildes sind. So, jetzt hab ich aber nen Roman abgelassen. Allen Lesern wünsche ich dennoch reiche Funde in der allmählich beginnenden Saison. gruß Damme |
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