: Hallo Marcus B.
ich zerreisse grundsätzlich niemand für seine Meinung in der Luft und ich stimme Dir zumindest in dem Punkt zu, dass man das, was man nicht absolut sicher kennt, stehen lassen und niemals essen soll. Das dürfte eine undiskutable Selbstverständlichkeit sein.
Aber ansonsten können Deine pauschalen Feststellungen und deine Kritik zu meinen recht knappen Bemerkungen bezüglich einer absolut "fahrlässigen Empfehlung", welche ja unverständlicherweise noch den Applaus zweier weiterer Pilzfreunde bekommen hat, nicht unwidersprochen bleiben.
1. Pilze sammeln und Brombeerpflücken sind zwei sehr unterschiedliche Dinge.
Ich hoffe da sind wir einer Meinung. Und auch wer einen Steinpilz nicht sicher kennt, soll sich diesen nicht beim Italiener oder beim Türken um die Ecke nachbestimmen lassen. Auch die fahrlässige Vergiftung mit einem Röhrling erfüllt den Tatbestand einer fahrlässigen Körperverletzung, wenn der "Kenner" sich geirrt hat.
2. Wie viele Pilzberatungsstellen es bei euch gibt ist mir nicht bekannt, und es ist mir auch nicht möglich abzuschätzen, wie weit man in Deiner Region zu einem Kenner fährt. Dieses Problem gibt es überall, auch in Südhessen und auch ich muss mir nicht selten am Telefon Vorwürfe von Pilzsammlern anhören, dass sie nun ja leider ihre gesammelten Pilze wegwerfen müssen, da sie 1/2 Stunde zur Pilzberatung Frankfurt fahren müssen, oder dass an dem Tag, an dem sie gesammelt haben, die Beratungsstelle leider einmal nicht geöffnet ist.
Tja das ist dann Pech, und wenn dann trotzdem das Gesammelte gegessen wird,
bin ich immer wieder sprachlos. Aber dass gibt es eben auch bei uns.
Für so einen Unfug habe ich aber kein Verständnis und werde es auch nie haben.
Wer Pilze nicht kennt, soll sie nicht sammeln. Wer Pilze sammeln will, soll sich vorher sachkundig machen. Aufgabe von Pilzberatung ist auch nicht, den Mist
auseinander zu sortieren, den absolut unkundige Amateure in unseren ohnehin geschädigten Wäldern zusammengefrevelt haben, sondern vermeintliche, in guter Absicht und Kenntnis gesammelte Speisepilze zu kontrollieren.
Wer ersthaftes Interesse, ernsthaftes wohlgemeint, an der Bestimmung und Kontrolle von Speisepilzen hat, wird seine Ansprechpartner finden, wenn auch nicht überall, dass muss ich einräumen. Manchmal ist es wirklich etwas mühevoll.
3. und zum Abschluß noch ein paar Bemerkungen zu den selbsternannten "Amateurkennern". Du kannst mir eines glauben, ich bin lange genug in dem Geschäft, um zu wissen von was ich rede. Ich mache seit 30 Jahren (in Worten dreißig) in Sachen Pilze und seit 25 Jahren Pilzberatung, Lehrgänge, Führungen, Ausstellungen usw. Ich sitzte jedes Jahr 4 -5 x nachts am Mikroskop, um aus dem Erbrochenen von Krankenhauspatienten oder Putzresten herauszufinden, was es gewesen ist und was das arme Schwein in die Klinik gebracht hat.
Wer schon mal abends dann in so einem Krankenhaus neben dem Bett eines Kindes und seine Eltern gesessen hat, welche sich die Seele aus dem Leib kotzten oder wo ein Kind schreiend den Magen ausgepumpt bekam, weil irgend ein Idiot im Wald (mit Dackel und Tirolerhut !!) sich als Amateurförster und Pilzkenner aufspielte, was die Eltern leider autoritätshörig akzeptierten, der wird keinem, wirklich keinem mehr empfehlen, dass er sich "Unbekannten", ich sage ausdrücklich "Unbekannten", und dazu zählt auch der Türke um die Ecke und der Italiener in der Kneipe,in so einer heiklen Frage wie "Pilzbestimmung"
anvertraut, und damit die Gesundheit von sich, und seiner "Mitesser" aufs Spiel setzt.
So, und nicht anders war meine Bemerkung gemeint.
In diesem Sinne
Werner2
Hallo Werner2
: Es kann ja sein das (auch durch deine Mitarbeit) Südhessen über ein dichtes
: Netz an Beratungsstellen verfügt und somit (aus meiner Sicht) fast schon
: als Paradies für unerfahrene Pilzsammler gelten kann. Jedoch kann man das
: von Thüringen gar nicht behaupten, da es die Wiedervereinigung dort fertig
: brachte von 1100 Beratungsstellen (1989) gerade mal noch 70 übrig zu
: lassen. In der Praxis heißt das, das man von meinem Suchgebiet über 20 km
: weit fahren muß, um auf einen Pilzberater zu treffen, wobei noch nicht mal
: sicher ist ob dieser überhaupt dann Zeit hat sich um den Sammler zu
: kümmern. Ich erkundigte mich deshalb extra noch mal bei der Tham
: (Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie) und erfuhr das man dort keinen
: Pilzberater für Zeulenroda und Umgebung kennt, sondern erst in 15-25 km
: Entfernung (Reudnitz, Triptis, Schleiz bzw. Plauen) Namen nennen konnte.
: (Vielleicht kennt Gottfried noch jemanden, angeblich soll Pausa noch eine
: Sachverständige haben, aber das ist nicht sicher)
: Glaubst du wirklich, Werner, das jemand diese Strecke, für die Überprüfung
: seiner Pilze zurücklegt oder ist es nicht wahrscheinlicher das er seine
: Funde (vor allem wenn er überzeugt ist das sie gut sind)einfach mit Hause
: nimmt und ißt? Mit allen möglichen Konsequenzen.
: Zudem meine das du mit deiner Aussage alle Pilzsucher in einen Topf wirfst,
: gute und schlechte (mich inklusive). Nur zu deiner Information: ich trage
: weder einen Tirolerhut, noch habe ich einen Dackel (sondern 3 Katzen) und
: wenn ich keine Ahnung von Pilzen hätte - wie du es scheinbar allen Leuten
: unterstellst, die im Wald Pilze suchen und von anderen wegen ihnen
: unbekannter Arten gefragt werden - wäre erstens nicht auf dieser Seite und
: zweitens vielleicht schon tot, denn esse auch Perlpilze, Champignons und
: Graue Wulstlinge (den die "Experten" der DGfM ja angeblich gar
: nicht mehr als Speisepilz zulassen), war bei mir sonst fast niemand tut.
: Stattdessen mußte ich Leuten die mich fragten, die Unterschiede zwischen
: Perlpilzen und Waldchampignons erklären, sowie ihnen klarmachen das man
: Samtfußkremplinge - ihnen unbekannte Pilze, die sie von oben für Maronen
: hielten (eigentlich auch logisch) - besser nicht ist, da sie (zumindestens
: hier im Osten) als ungenießbar (bzw. selten auch als geringwertig) gelten
: und die Unterschiede zwischen . Außerdem würde ich niemals Pilze
: bestimmen, die ich selbst nicht kenne, sondern den Leuten dringend raten
: sie stehen zu lassen, da ich sie selbst nicht kenne und die Art womöglich
: giftig sein könnte. Zudem: Was soll ich einem fragenden, deiner Meinung
: nach antworten, ihn etwa barsch mit der Floskel "Bitte suchen sie
: sich einen Pilzberater, kaufen sich ein Pilzbuch oder rufen sie den
: Giftnotruf an" abservieren? Auch wenn es dir nicht gefällt, es ist
: nun mal so das wenn die Leute sich durch Bücher nicht mehr zu helfen
: wissen und keinen Pilzberater kennen (auch weil es wie hier in der Nähe
: keinen gibt), entweder die Pilze stehenlassen oder einen anderen Sammler
: fragen (wobei es natürlich auch viele ebenfalls ahnungslose gibt).
: Das ist jedenfalls meine Meinung und ich stehe zu ihr auch wenn du mich jetzt
: vielleicht innerlich am liebsten in der Luft zerreißen würdest und mich
: vielleicht als verantwortungslos und leichtsinnig bezeichnen wirst.
: Gruß
: Marcus B. (der dieses Jahr eigentlich die Pilzsachverständigenprüfung ablegen
: will, aber dazu ein anderes Mal mehr)