: Hallo Pilzfreunde!
: vor einiger Zeit erstand ich im Antiquariat ein kleines Pilzbüchlein, nämlich
: das "Taschenbuch für deutsche Pilzsammler" von Prof. Ernst
: Walter, Oberlehrer an der 2. höheren Mädchenschule und dem
: Lehrerinnenseminare zu Leipzig. Herausgegeben im Jahre 1917 und damals für
: 1,25 Reichsmark erhältlich
: Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, einen Abschnitt daraus ins Forum zu
: setzen (sihe unten). Weil es auf geradezu poetische Weise genau das
: beschreibt, was für mich das Pilzesuchen ausmacht. Hoffe, Ihr habt
: ebenfalls Freude daran.
: Und es es interessiert mich natürlich, was Ihr heute, im Jahre 2001, mit dem
: Pilzesuchen verbindet. Hat sich im Vergleich zu 1917 etwas geändert?
: Welchen "schönen Nebengewinn für Kopf und Herz", wie Prof.
: Walter es formuliert, wirft das Pilzesammeln für Euch ab?
: " X. Ein Wort über das Pilzsammeln in seiner Bedeutung für den innern
: Menschen
: Wenn auch selbstverständlich die Förderung der wirtschaftlichen Interessen,
: die
: Gewinnung von Nahrungsmitteln der eigentliche, unmittelbare Zweck jedes
: Pilz-sammelgangs ist und bleibt, so wird doch ein Mensch, der nicht völlig
: im materiellen aufgeht, nicht übersehen, dass dabei denn auch so manches
: andere für die ideelle Seite des lebens am Wege liegt, das als ein innerer
: Wert in Anspruch genommen werden kann. Ein Tag beim Pilzsuchen draußen im
: Wald und auf der Heide verlebt, er kann, während er die Hand reichlich
: füllt, auch manchen schönen Nebengewinn für Kopf und Herz abwerfen.
: Aus dem Studel und der Unrast des Großstadtlebens sich einmal losgelöst
: fühlen und sich dafür eintauchen in den Frieden und die Stille des Waldes,
: schon das ist ein Stück innerer Bereicherung und Erhebung.
: Und nun wird der Wald zum freundlichen Spender seiner Gaben. Hier bietet er
: sie
: in reicher Fülle offen dar; dort wiederum versteckt er sie schalkhaft und
: lässt sie uns suchen im heimlichen Verstecke, wie es die Mutter einst tat
: mit den bunten Eiern zur Osterzeit. Und welche Freudes des Findens dann,
: wenn es dem Spürsinne und dem sich immer mehr schärfenden Auge gelingt,
: hinter die Schliche und Kniffe der Farben- und Formentäuschungen zu kommen
: und trotz aller aufgebotenen Mittel der Verhüllung durch die Eigenart des
: Standortes schliesslich doch in den Besitz der verborgenen Schätze zu
: kommen!
: dabei Tritt für den naturkundliche Interessierten so manches Problem
: wissenschaftlichen Charakters auf und ladet zum Forschen und Sinnen und
: nachdenken an.
: Wer aber Sinn und Empfindung dafür hat, der kann am Anblick so manches
: seltsam und keck aus dem Moosgrund hervorlugenden Pilzindividums seiner
: Augen Lust haben. Wie in Märchenstimmung gehüllt scheint erscheint im ein
: Waldbezirk, darin eine Schar der kleinen Kobolde mit dem grossen Hute ihr
: stilles Wesen treibt, und umwoben fühlt er sich bei ihrem Anblicke von
: Waldeszauber und Waldpoesie.
: Und selbst später noch, zu Hause, zur Winterszeit, wenn ein aus dem
: getrockneten Sammelmaterial hergestelltes Gericht auf den Tisch kommt und
: Nase und Zunge an Duft und Geschmack ihr Ergötzen haben, wird der
: materielle Genuss von dem Hauche der Erinnnerung an das in der
: Vergangenheit im Walde erlebte Schöne verklärt und gehoben sein."
Is ja drollig...
Hat sich schon einiges geändert seit anno 17.Aber so weit weg is es von meiner Motivation in die Pilze zu gehen auch nicht.
Gruß
Baerentatz