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Moin Jack,
da, wo Fliegenpilze stehen KÖNNEN auch Steinis vorkommen, müssen aber nicht. Nur die Indikation ist ganz gut.
Tja, was soll man dir raten? Deinen Frust kann ich sehr gut nachvollziehen, obwohl ich es nach mittlerweile 36 Pilzsammeljahren schaffe, auch noch bei Tempo 120 mit dem Auto eine Vollbremsung hinzulegen, wenn ich am Straßenrand einen guten Pilz entdecke (die armen Hintermänner!!) ;-)
Wenn Du in einem steinpilzverdächtigem Gebiet bist – das gilt übrigens generell – lass die Rennerei! Hektik bringt erst beim Einsammeln was. Du machst dich dadurch nur verrückt und siehst den Pilz vor lauter Bäumen nicht mehr. Bleib vielmehr öfter mal stehen und lass den Blick schweifen. Nimm dir dazu ruhig einige Minuten Zeit. Das Auge muss sich erst mal an die verwirrenden Formen im Unterholz gewöhnen, bevor es überhaupt in der Lage ist Einzelheiten wahrzunehmen. Das hat nichts mit Metaphysik zu tun, sondern ist eine Tatsache: Solange du läufst, siebt dein Gehirn wie wild, nur damit du nicht über Hindernisse fällst. Feinheiten bleiben aussen vor.
Nachdem sich deine Augen an den Ruhezustand angepasst haben, wirst du auf einmal vielmehr sehen.
Ein Tipp: Achte mal darauf, was sich so am Rande deines Gesichtsfeldes abspielt. Im dunklen Forst haben nämlich die farbempfindlichen Zapfen in der Retina so ihre Probleme, da sie nicht so lichtempfindlich sind. Da könntest du einen Steini in Grund und Boden starren, ohne ihn zu sehen. Die Stäbchen, die nur schwarz-weiß erkennen können, sind dagegen hochsensibel, nur sitzen sie leider am Rand der Netzhaut viel dichter als in deren Mitte (dort, im Bereich der Fovea, der Stelle des schärfsten Sehens, liegen die Zäpfchen).
Das, was ich dir hier schreibe, hört sich wahrscheinlich hochkompliziert an, nur ist es ganz einfach (ganz, ganz einfach formuliert) das, was sich beim Sehen und Suchen abspielt, und wovon man normalerweise nichts mitbekommt, weils im Gehirn automatisch abläuft. Wenn man sich das aber mal ganz bewusst macht, sieht man auch ganz anders.
Dann treten auch plötzlich Strukturen aus dem Unterholz, wie z. B. Steinpilze, die man vorher nie gesehen hat.
Die ganze Geschichte kann man üben, und das muss ich auch immer wieder zum Beginn der Pilzsaison. Nur fällt es einem immer leichter, und irgendwann denkt man nicht mehr drüber nach.
Aber ganz wichtig ist: Stehenbleiben und den Blick ganz langsam schweifen lassen, dem Auge zeit geben, sich zu adaptieren.
Ach ja: Begib dich einfach mal auf Augenhöhe mit den Pilzen und peil’ auf diese Weise durch den Wald. Da kann man auch Sachen entdecken…
Grüsslis
Thomas
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