: Hallo!
: Gerade bin ich dabei, meine Fundlisten zu bereinigen, wobei natürlich auch
: die wissenschaftlichen Bezeichnungen richtig sein sollen. Dabei muss ich
: feststellen, dass mir manchmal andere geläufig sind als wohl mittlerweile
: gültig sind. Auch von Buch zu Buch sind sie manchmal anders.
: Frage 1: Gibt es irgendwo eine Zusammenstellung der aktuell gültigen
: Bezeichnungen? Woran kann ich mich orientieren, ohne gleich
: wissenschaftliche Spezialliteratur wälzen zu müssen?
: Wäre eine Übernahme der lateinischen und deutschen Bezeichnungen aus dem
: "Abbildungsverzeichnis mitteleuropäischer Grosspilze" von A.
: Bollmann et al., 2. Auflage 1996, o.k.? Oder ist der
: "Verbreitungsatlas der Grosspilze Deutschlands" von G. J.
: Kriegelsteiner dafür besser geeignet? Oder was sonst?
Die Auffassung welcher Name gültig ist, wird immer von verschiedenen Autoren verschieden aufgefaßt werden. Erst wenn im Zweifelsfall ein Name per Kongressbeschluß sanktioniert wurde ist er festgelegt. Und das muß dann aber auch Eingang in die Literatur finden, was sicherlich so 5 Jahre oder mehr dauert.
Eine allgemeingültige, von allen akzeptierte und nie mehr überarbeitungsbedürftige Liste ist ein Wunschtraum der nie realisiert werden wird.
Das Abbildungsverzeichnis von Bollmann, Reil und mir ist Kenntnisstand 1995 und spiegelt die UNS zugängliche Literatur wieder UND DAS, WAS WIR DARAUS INTERPRETIERT HABEN. Sicherlich sind wir im gesamten inkonsequent gewesen, haben für die eine Gattung stärker augeteilt weil eine Monographie eines "Splitters" als neuester Richtmaßstab vorlag (Amanita), für eine andere mehr zusammengefaßt, weil eine Bearbeitung eines "Lumpers" vorgezogen wurde(Inocybe).
Wenn Du es wirklich richtig machen willst, mußt Du jeden einzelnen Namen selbst überprüfen, mit Spezialisten der Gattung und der Taxonomie diskutieren und dann Deine Schlüsse ziehen. Das ist die Beschäftigung eines Taxonomen, dann kommst Du aber nicht mehr zum Pilze sammeln und bestimmen!
: Frage 2.
: Mir sind die Namenklaturregeln nur grob bekannt. Gibt es irgendwo eine
: allgemein verständliche Darstellung?
Nein, so wie es auch vom BGB keine Vereinfachte Darstellung geben kann.
Insbesondere suche ich als
: Nichtlateiner Informationen darüber, was die lateinischen Abkürzungen
: hinder den wissenschaftlichen Namen bedeuten. Dabei meine ich nicht die
: der Bearbeiter (z.B. Fr. = Fries), sonden etwa nom. prov., auct. p.p., ss
: und ähnliches. Auch die Darstellung der Bearbeiter bzw. der Bearbeitung,
: z.B. (Pers. : Fries) Mos.
Einiges ist in "Pilze der Schweiz" erklärt.
Wenn Du mir eine Liste machst, kann ich ja mal die jeweilige Erklärung dazu machen (soweit ich's weiß)
: 3. Butterrübling / Horngrauer Rübling
: Collybia asema = Horngrauer Rübling íst wohl nicht mehr gültig, dafür
: a) Collybia butyracea = Butterrübling
: b) Collybia butyracea var. asema = Horngrauer Rübling
: c) Collybia butyracea var. butyracea = Kastanienbrauner Rübling
: Frage: gibt es damit 3 verschiedene(Normalform, var. asema, var. butyracea)
: oder 2 (var. asema, var. butyracea)?
Der Name der Typusvarietät ist immer derjenige der Leitart. Also MUSS es eine var. butyracea von Collybia butyracea geben. Weil isch das aber automatisch so versteht, wird oft auf den Zusatz "var. xy" bei der Art "xy" verzichtet.
In Deinem Fall gibt es also nur zwei Varietäten:
1. die Stammart Collybia butyracea var. butyracea - Butterrübling
2. Collybia butyracea var. asema - Horngrauer Rübling
Gruß,
Andreas