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Pilze Pilze Forum Archiv 2002

Re: Gedanken zum Pilzanbau

Geschrieben von: Gottfried
Datum: 28. Januar 2002, 15:05 Uhr

Antwort auf: Indoor Anbau Lentinula edodes... (Baerbel)

: Hab folgenden Artikel im Netz gefunden:
: http://www.mycelia.be/myccocoswerkw.htm
: Coco-coir gibts zu Spottpreisen z.B. bei Spinnrad. Ich hab das bisher nur als
: Wasserspeicher in der Deckerde benutzt.
: Was halten die Pilzzuchtexperten davon?
: Speziell von Gottfried erhoffe ich mir Antwort, da ich von seinen
: Zuchterfahrungen mit Shiitake viel halte.
: Vielen Dank im vorraus,
: MfG
: Baerbel

Hallo Baerbel,

da Du mich so direkt ansprichst, nun auch meine Meinung zum Problem Anbau von holzbewohnenden Speisepilzen. Ich zitiere aus einem Beitrag für eine Zeitschrift:

"Unter dem Hintergrund BSE, MKS und ungezählter Lebensmittelskandale setzt in Teilen der Bevölkerung derzeit ein Prozess des Umdenkens in der Weise ein, dass Pilze als Fleischersatz zunehmend akzeptiert werden. Pilze enthalten neben vielen lebenswichtigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelemente auch Ballaststoffe und sind dabei aber extrem energiearm. Neben der Bedeutung von Pilzen in der Ernährung beginnt man gegenwärtig in den westlichen Ländern damit, die Heilwirkung von Pilzen neu zu entdecken. Allerdings tun man in Deutschland mit der Anerkennung der Heilwirkung von Pilzen noch recht schwer. Daher ist wohl auch der Ausdruck „Nahrungsergänzungsmittel“ als Synonym für Pilzextrakte zu erklären.

Der Intensivanbau erfolgt ausschließlich auf sog. Schüttsubstraten, wie Stroh, Sägemehl und unter Verwendung von Mehl, Kleie und anderer Zusätze. Als (kommerzielle) Gründe dafür werden oft genannt:

-hohe Ertragsleistung (bis 100% vom Substratgewicht)

-hohe Auslastung der Grundmittel (kg Pilzertrag/ m² Kulturraum* Zeitraum)

Der Anbau auf Massivhölzern dagegen hat bis in die Gegenwart hinein nur im Hobbybereich Bedeutung. Dafür gibt es folgende Argumente:

-bei Anbau in Kulturräumen wird eine geringere Auslastung der
Grundmittelerreicht (kg Pilzertrag/ m² Kulturraum* Zeitraum)

-die Beimpfungsmethoden der Hölzer waren bisher nicht ausgereift und daher
unsicher im Erfolg

In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit der Perfektionierung eines Beimpfungsverfahrens für Massivholz befasst, wobei sich im Rahmen einer Versuchsreihe folgende Vorteile zeigten:

-Vermeidung von Fremdinfektionen und Schutz gegen Austrocknen in der
Besiedelungsphase durch die Versiegelung der Schnittflächen

-Durch Einsatz von Impfdübeln kostengünstige Herstellung des beimpften
Massivholzes

Durch sinnvolle Anordnung der Bohrlöcher wächst das Pilzmyzel schnell und sicher ein. Dadurch kann die Besiedelungsphase für die Sommermonate auf ca. 4- 6 Monaten reduziert werden.

Weitere Vorteile beim Anbau auf Massivholz seien genannt:

-Wenn das Pilzmyzel in das Massivholz eingewachsen ist, kommt es in der
Ertragsphase kaum zu Fremdinfektionen durch Schimmelpilze und Bakterien.

-Bei der Produktion von Pilzen für Speise- und Heilzwecke ist es wichtig,
Grundmaterialien ohne Rückstände von Schadstoffen, wie Pestizide, Fungizide
und Herbizide einzusetzen. Bei der Vielfalt der möglichen
Substratbestandteile (Stroh, Kleie, Mehl, usw.) ist die Kontrolle recht
schwierig. Massivhölzer wachsen i. .d. R. unter Ausschluss dieser Schadstoffe.

-Durch die Verwendung von Schwachholz bis Ø 20 cm wird dieses einer
volkswirtschaftlich vernünftigen Lösung zugeführt.

-Substrate müssen wegen des hohen Nährstoffanteiles pasteurisiert bzw. sogar
sterilisiert werden, um sie weitestgehend schimmelfest zu machen. Das bedeutet
einen hohen Anteil von Energiezuführung. Massivhölzer dagegen sind
natursteril, wobei der Energieanteil für die Herstellung von Myko- Holz sehr
gering ist.

-Der Ertrag von Schüttsubstraten ist in hohem Maße von der Qualität seiner
Bestandteile (z. B. Stroh) abhängig. Das kann u. U. bis zu Totalausfällen
führen. Massivhölzer dagegen liefern wegen ihrer Homogenität konstante Erträge.

-Der kulinarische Wert der Pilze wird unstrittig von der Art des Substrates
beeinflusst. Damit kann auch die Tatsache erklärt werden, dass der auf
Massivholz wachsende „Donko“ als Kulturstamm des Shii- Take höhere Marktpreise
als der auf Schüttsubstraten angebaute „Koshi“ erzielt.

Es gibt also aus gegenwärtiger Sicht gewichtige Gründe, den Anbau von Pilzen im Intensivanbau auf Massivholz weiter zu verfolgen. Jedoch sind im Rahmen von weiteren Untersuchungen einige offene Fragen einer Klärung zuzuführen."

Kritiker könnten mir kommerzielle Interessen unterstellen. Das ist unbestritten so. Aber nur weil ich von der Richtigkeit der o.a. Gedanken überzeugt bin, habe ich diese Geschäftsidee aufgegriffen und hoffe, das der Anbau auf Massivholz in Deutschland- wie in den USA und Fernost- forciert wird!

Gruß G.

PS: Meine Homepage 'erstrahlt' in neuem Outfit und deutlich niedrigeren Preisen!

Beiträge in diesem Thread

Indoor Anbau Lentinula edodes... -- Baerbel -- 28. Januar 2002, 10:02 Uhr
Re: Gedanken zum Pilzanbau -- Gottfried -- 28. Januar 2002, 15:05 Uhr
Re: Gedanken zum Pilzanbau -- Baerbel -- 28. Januar 2002, 18:20 Uhr
Re: Gedanken zum Pilzanbau -- Gottfried -- 28. Januar 2002, 19:42 Uhr

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