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Pilze Pilze Forum Archiv 2002

Re: Milchlingsfragen

Geschrieben von: Andreas
Datum: 7. August 2002, 17:14 Uhr

Antwort auf: Milchlingsfragen (Birgit)

: Hallo,

: wie schon kurz geschrieben hab ich gestern auch pechschwarze
: Milchlinge(Lactarius picinus gefunden). Nun hab ich einen nochmal gekostet
: und da verwundert mich doch stark, daß ein Exemplar richtig mild und
: angenehm und ein anderes nur schwach bitter schmeckte, scharf schmeckte
: keines. Das milde Exemplar hat einen ganz leicht eingekerbten Hutrand. Die
: beiden milchten auch gestern noch und waren keineswegs total überaltert
: und, alt das milde Exemplar ist noch richtig fest und knackig wollte nur
: heute nicht mehr so recht milchen.
: Fundort war ein richtig saurer Fichtenwald auf ca. 1000m Höhe, der auch noch
: (Hoch?)mooranteile hat. Kann picinus wirklich so mild sein? In den Büchern
: steht, daß er ne scharfe Milch hat. Andreas, falls du das liest, ich habe
: deinen alten Beitrag über die "Korallenreizker" (Plinthogali)
: rausgesucht, leider ist das Foto romagnesii/picinus wieder weg, aber
: romagnesii kommt wohl wegen des Fundortes sowieso nicht in Frage und von
: fuliginosus hab ich kein Bild und wellig verbogen am Rand ist er auch
: nicht. Der Pilz entsprich auch in seinem Äußeren einem typischen L.
: picinus.

: Zweite Frage: Über den grubigen Milchling (lactarius scrobiculatus) steht in
: allen Büchern, daß er kalkliebend ist. Ich fand im gleichen Wald ca. 20 cm
: neben einem Heidelbeerstrauch ein Exemplar, das aussieht wie L.
: scrobiculatus und dessen Milch genauso schnell ins schwefelgelbe verfärbt.
: Von Kalk weit und breit keine Spur, gibt es evtl. noch nen anderen
: Milchling, der in Frage kommt? Oder nimmt es L. scrobiculatus doch nicht
: so genau mit dem Boden?

: Vielen Dank im Voraus

Hallo Birgit,

auch auf meinen Führungen im Nordschwarzwald haben wir immer wieder festgestellt, dass L.picinus keineswegs scharf schmeckt, sondern eher bitterlich, für viele so schwach dass es nicht als unangenehm zu bezeichnen ist. Einmal hat ein Teilnehmer auch ein paar mitgenommen, die er zuvor gekostet und als mild bezeichnet hatte. Sie wären durchaus eßbar gewesen, aber längst nicht so gut wie der Mohrenkopf.

L.scrobiculatus kenne ich aus dem Südschwarzwald aus Gegenden, die ich auch als sauer eingestuft hätte. Aber dort herrscht ein ziemliches geologisches Durcheinander und vor allem kommt immer wieder stark mineralisiertes Quellwasser nach oben, dass dann so ungewöhnliche Erscheinungen nach sich zieht wie Cantharellus aurora im Sphagnum-Moor und ähnliches. Ich glaube dass L. scrobiculatus auch auf (nur oberflächig?) versauerten Böden vorkommen kann, sofern diese mineralreich genug sind. Man kann das vielleicht daran erkennen, dass die Säurezeiger nicht in der Masse auftreten wie an den richtig sauren Stellen, also die Heidelbeere dort kümmerlicher und vereinzelter wächst, vielleicht Sauerklee eingestreut ist, Russula integra dabei ist etc.
Ein ganz ähnliches Verbreitungsmuster zeigt übrigens auch Russula olivacea, die aber auch im Laubwald vorkommt im Gegensatz zu L. scrobiculatus.
Gruß,
Andreas

Beiträge in diesem Thread

Milchlingsfragen -- Birgit -- 7. August 2002, 00:16 Uhr
Re: Milchlingsfragen -- Andreas -- 7. August 2002, 17:14 Uhr
Danke, Andreas -- Birgit -- 8. August 2002, 00:53 Uhr

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