Hallo Karl,
klar, ich kenne die Studien von Egli et al. Ich teile auch prinzipiell deine Meinung.
Dem Geflecht machts sicher wenig.
Bei wirklich seltenen Arten sollte man aber die Sporenausbreitung nicht zu sehr behindern.
Glücklicherweise werden wohl nicht alle Nadelwaldanhängselröhrlinge gesammelt.
Wenn aber z. B. Königsröhrlinge gesammelt werden (immerhin RL 1), so wäre das verwerflich. Wenn die Art eh kaum noch vorkommt, dann sollte sie doch alle Chancen bekommen, sich weider etwas auszubreiten. Ich könnte alle Fruchtkörper rupfen, bis das Mycel irgendwann von selbst, durch Stickstoffeintrag oder sonstwas draufgeht. Dann hat sich der Pilz ganz sicher nicht ausbreiten können und schwupps ist er weg.
Drum ist meine Meinung:
Sammeln ist an sich nicht schlimm. Wirklich seltene Arten hingegen zum Essen zu sammeln ist einfach unnötig, es gibt genug anderes essbares. Lasst den raritäten die Möglichkeit, möglichst viele Sporen in die Luft zu schleudern...
Und man sollte eh nur essen, was man kennt. Drum sollte man unbekannte Röhrlinge eben aus Prinzip wenn, dann zum Bestimmen mitnehmen. Sonst findest du keinen Bol. fechtneri, Bol. regius etc. mehr, denn kaum dass diese Arten Fruchtkörüer schieben, würden sie gerupft werde. "Den kenn ich zwar nicht, aber bitter ist er nicht -> ab in die Küche...".
Ansonsten gebe ich dir völlig Recht. Biotopschutz ist das wichtigere...
Grüße, Christoph
: Hallo Christoph,
: dein "sollte nicht gegessen werden" reizt mich zum Widerspruch: von
: wem sollte der subappendiculatus nicht gegessen werden?
: Wie sagst du das den Schnecken, den Rehen, den Hasen und wer weiß, wer noch
: alles Pilzfruchtkörper verspeist?
: Der Martl isst ja nicht den vegetativen Teil des Pilzes, das Myzel, sondern
: nur den reproduktiven Teil, den Fruchtkörper.
: Prof. Regis Courtecuisse macht in seinem Buch "Mushrooms and Toadstools
: of Britain and Europe" (ich habe nur die englische Ausgabe, Harper
: Collins 1995) den Vergleich Apfelbaum/Apfel und Myzel/Fruchtkörper.
: Du kennst ja sicher die Untersuchung der Schweizer Forscher Egli, Ayer und
: Chatelain (1990), die immerhin über einen Zeitraum von 14 Jahren ging und
: in der "keine signifikante Beeinflussung" der Pilzflora durch
: das Ernten von Pilzen nachgewiesen werden konnte (zitiert in Ryman &
: Holmåsen, S. 32).
: Wir sollten alles tun, um die B i o t o p e zu schützen, in denen
: "schützenswerte" Pilze vorkommen.
: Grüße, Karl