Moin Georg,
einiges, was du schreibst, überzeugt, einiges nicht :
: Es ist doch immer wieder interessant zu sehen welche exotischen
: Möchtergernklimaforscher
: meinen sich zum Thema äußern zu können. Jetzt also kosmische
: Strahlung. Es ist kaum zu glauben.
: Auf kaum einem Gebiet wird einer absoluten Minderheit (höchstens 5%
: der Klimaforscher bezweifelt einen maßgeblichen Einfluss des Menschen
: auf unser Klima) eine derartige Medienpräsenz eingeräumt wie bei der
: Klimaforschung.
Das habe ich nicht ganz verstanden: Sind mit „aboluter Minderheit“ alle Klimaforscher gemeint, oder nur die 5 %, die einen anthropogenen Einfluss auf das Klima bezweifeln? Wenn letzeres der Fall ist, so muss ich widersprechen: Von diesen 5 % hört und sieht man nichts. Die werden doch gar nicht gehört, sondern totgeschwiegen. Und Svensmark bezweifelt nicht den anthropgenen Einfluss, sondern das Ausmaß seiner Wirksamkeit. Und ich denke, das seine Argumente zumindest geprüft werden sollen, aber davon hört und sieht man nichts!
: Ist die Klimaerwärmung etwa 'political correct'?
: Es geht um die Lenkungswirkung erhöhter Energiepreise. Ist das sooo schwer
: zu kapieren? Wo die Kohle dann letztlich hinfließt ist egal. Wir müssen
: uns JETZT Gedanken machen über alternative Energieversorgung. Und die
: Gedanken
: kommen am besten zustande wenn herkömmliche Energien verteuert werden.
: Egal wie und womit.
Nein, Georg, egal ist 88! Renten sollen aus den Sozialabgaben bestritten werden, der Straßenbau aus der Mineralölsteuer, Förderung alternativer Energien aus der Ökosteuer. Es passiert aber nicht, jedenfalls nicht so wie es soll.
Und wo bleibt die Lenkungswirkung von erhöhten Energiepreisen? Ich wohne auf dem Land und bin, wie viele andere Menschen, die in der Fläche wohnen, absolut aufs Auto angewiesen. Ich kann nun mal meine Einkäufe für die Familie nicht ausschließlich mit dem Fahrrad erledigen: Friedrichstadt ist 6 km, Husum 20 km, Heide 30 km entfernt. Diese Distanzen ausschließlich mit dem Bus zu bewältigen, ist nicht möglich, wenn dein einziger Tag, an dem du einkaufen und Besorgungen machen kannst, der Samstag ist..
Was willst du in solchen Fällen lenken? Dass wir nur noch einmal im Monat einkaufen, in die Stadt fahren, aufs Amt gehen sollen? Du hast gut reden, du wohnst in der Stadt (schätze mal, dass Oberkirch so groß ist wie Husum), hast Offenburg, Straßburg, Karlsruhe, Baden-Baden in unmittelbarer Umgebung und verfügst über eine ausreichende Infrastruktur und Verkehrsanbindung.
In Schleswig-Holstein und nicht nur hier – geh’ mal rüber in den Hunsrück oder die Eifel – sind die Strecken nun mal etwas länger, das Straßennetz dünner, die Ortschaften kleiner (wenn man nicht gerade im „Speckgürtel“ um Hamburg herum wohnt, wo die verkehrstechnische und Infrastruktur ideal sind). Und die Bundesbahn legt immer mehr Strecken still, bzw. wechselt auf Busse, die seltener fahren als die Züge.
Was willst du da lenken? Nur weil die meisten Menschen in Deustchland in Städten wohnen, sollen die, die auf dem Land wohnen, Nachteile in Kauf nehmen, weil sie schlussendlich mehr zahlen müssen als Stadtbewohner? Das kann doch nicht gerecht sein!
Ich stimme dir voll zu, dass es absolut notwendig ist, alternative Energieformen zur Marktreife zu bringen. Aber nicht auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit.
: Vielleicht sehr viel. Wenn wir es sicher wissen ist es vielleicht
: zu spät.
Womit wir wieder beim Thema wären, der Forschung. Wie will man denn gesicherte Erkenntnisse gewinnen, wenn man nur in eine Richtung forscht. Ihr Meteorologen müsst es doch am besten wissen, dass Klima und Wetter chaotische Systeme sind, die sich nur sehr begrenzt vorhersagen lassen. Ist es da nicht absolut sinnvoll, auch Querdenker zu Wort kommen zu lassen? Gerade, wenn es um die Erforschung chaotischer Systeme geht?
: Hat es. Aber: nicht in dieser Häufigkeit und regionaler Dichte: Orkane 1990;
: Hitzesommer 1990,92,94; Oderflut 1997; Rheinhochwasser 1993,95;
: Pfingsthochwasser 1999; Lothar 1999; Elbe 2002; vor 2 Tagen Südfrankreich
: 650 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit (nie dagewesen sowas in Europa).
Okay, aber genausogut kann ich argumentieren, dass Europa mal „fällig“ war, was Katastrophen angeht. Je weniger in den Jahrzehnten und Jahrhunderten vorher passiert ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Ereignisse irgendwann mal häufen.
: Kann sein. Aber glaubst Du im Ernst dass es die Atmosphäre einfach so
: hinnimmt, wenn wir die GESAMTEN fossilen Brennstoffe in die Luft jagen,
: die sich in Jahrmillionen angesammelt haben und damit dem
: Kohlenstoffkreislauf entzogen waren?
Nein, Georg, die Atmosphäre wird es sicher nicht so einfach hinnehmen. Irgendetwas wird passieren, keine Frage. Aber ich bezweifle die Dramatik der kommenden Ereignisse. Und was die Rückkopplungsmechanismen angeht: Die sind so gut wie kaum erforscht. Welchen Einfluss haben die polaren Gebiete, welchen die Regenwälder und ganz besonders die größte CO2-Falle, die Ozeane? Alle bisherigen Erkenntnisse weisen immer in zwei verschiedene Richtungen. Heute hü, morgen hott – wie es unsere Politiker gerade brauchen…
Das eigentliche Problem hast du aber auch genannt:
Was die Zahl der Menschen auf der Erde angeht: Die Biomasse von Bakterien liegt weit über der der Menschen, ebenso die der Pflanzen. Und sogar die der Tintenfische hat nach neuesten Berechnungen die der Menschen überholt.
Was ich sagen will ist, dass die Erde durchaus wesentlich mehr als die 6 Mia. Menschen verkraftet – vorausgesetzt, mit den Ressourcen wird verantwortungsvoll umgegangen. Das bedingt dann soziale Gerechtigkeit und damit auch weniger Kriege und Verteilungskämpfe und so ganz nebenher auch einen Rückgang der mutmaßlichen Erderwärmung.
Grüsslis
Thomas