: Wenn du fachkundig bist und daher Risiken und Gefahren (und natürlich auch
: ihren unzweifelhaften Nutzen in echten psychischen AUsnahmesituationen)
: dieser Medikamente genau kennst, dann finde ich das eher noch schlimmer,
: wenn du hier mit solchen Empfehlungen auftrittst.
Hi Birgit
Exakt diese Antwort habe ich erwartet - nichts anderes! :-)
Bei den genannten Wirkstoffen (Diazepam/Bromazepan)ist es von
grosser Bedeutung, ob das Medikament nur gelegentlich oder über
einen längeren Zeitraum regelmässig appliziert wird. So wenig
der gelegentliche Genuss von Alkohol Alkoholiker produziert, so
wenig führt die gelegentliche Einnahme eines Tranquilizers zur
Abhängigkeit.
Gefahrenpotential besteht in erster Linie, wenn sedierte Menschen
im Strassenverkehr agieren oder auf Baugerüsten rumspazieren -
genau wie beim Fahren in alkoholisiertem Zustand. Ansonsten ist
das Gefahren- Abususpotential und die Nebenwirkungen bei
Tranquilizern des Benzodiazepintyps eher klein.
Zur Frage des Abususpotentials wurde am Beispiel der fünf häufigst
genannten Präparate für das Jahr 1989 ein Gefahrenindex von 0,00002
berechnet, das heisst, auf hunderttausend Verschreibungen ist mit
zwei neuen Abususpatienten durch Benzodiazepine zu rechnen (LAEDEWIG et al.).
Im Rahmen einer Erhebung für das Jahr 1980 haben Kielholz und Ladewig
insgesamt 180 primäre und ausschliesslich Benzodiazepinabususfälle
registriert, wobei die Daten von 5416 Ärzten analysiert wurden. In
diesem Datenmaterial bestätigt sich, dass aus epidemiologischer Sicht
ein solches Risiko in der therapeutischen Situation mit der Dauer der
Behandlung sowie mit der Höhe der Behandlungsdosis wächst (Ladewig).
Es fällt dabei besonders auf, dass bei diesen Patienten in einem
hohen Maße eine andere Suchtkrankheit vorausgegangen ist oder
besteht, zum Beispiel eine Polytoxikomanie oder Alkoholismus.
Marks, der in verdienstvoller Weise diese gesamte Problematik anhand
der Weltliteratur 1985 analysierte, hatte darauf hingewiesen, dass
aufgrund weltweiter Ergebnisse man sich einig darüber ist, dass die
Art des primären Benzodiazepin-Missbrauchs selten ist, was
auch im 6. Bericht der WHO ausdrücklich anerkannt wurde, wo darauf
hingewiesen wird, dass "sehr wenige Personen Benzodiazepine als
primäres Mittel ihres Abususes verwenden."
Ein sekundärer Missbrauch zeigt sich als Merkmal des gleichzeitigen
Abusus mehrer Mittel bei suchtgeneigten Personen und Polytoxikomanen,
beispielsweise Alkoholiker. Zu den Konsumenten, die Bezodiazepine
als sekundäre Mittel verwenden, müssen auch die Experimentierer
gezählt werden, z.B. in der Drogenszene (Marks, 1985).
Bei Benzodiazepinen stellt sich nach ca. 2-4 Wochen ununterbrocher
Einnahme eine Toleranz ein, das heisst, die Dosis müsste erhöt werden
um die Wirkung beibehalten zu können. In der Praxis hat sich gezeigt,
dass bei höchstens dreimaliger Einnahme von therapieüblichen Low-Dosen
pro Woche keine Abhängigkeit entsteht.
Selbst wenn es zu einer low-dose-dependence kommt geschiet weiter
nichts, als dass noch mehr Geld in Kasse des Pharmariesen Roche
fliesst.
"psychische Ausnahmesituationen":
In psychischen Ausnahmesituationen werden Antidepressivas zur
Behandlung eingesetzt (nicht Tranquilizer)welche dann über lange
Zeitperioden unter begleitender psychatrischer Behandlung und
ärztlicher Überwachung erfolgen.
Tranquilizer haben ein viel breiteres Anwendungsspektrum als nur
"psychische Ausnahmesituationen". Beachte dazu die Anwendungsgebiete
von Valium und Lexotanil in den angegebenen Links meines obigen Beitrages.
Mit Benzodiazepinen besteht, im Gegensatz zu Barbituraten nicht
einmal die Möglichkeit Suizid zu begehen. Beim Wirkstoff Paracetamol
(Panadol) zum Beispiel reicht bereits eine relativ geringe Dosis
(20er-Packung à 500mg) um für immer von der Bildfläche der
grobstofflichen Welt in die feinstoffliche, psychisch-geistige Späre
hinüberzutreten, und dieses Mittel kriegst du im Gegensatz zu Valium
und Lexotanil ohne ärztliches Rezept!
Für Puristen und generelle Gegner von synthetischen Wirkstoffen
kommen als Ausweichsmöglichkeiten GABA (Gamma-Aminobuttersäure) oder,
auf rein pflanzlicher Basis, Baldrian in Frage, welcher im Gegensatz
zu anderen Tranquilizern weder die Verkehrstüchtigkeit beeinflusst noch
die Wirkung von Sedativa und Alkohol verstärkt. ;-)
Herzliche Grüße - Galadriel