Ich hatte bereits gestern im Fundbericht der Simbachexkursion eine kurze Fundliste mit Bildern ins DGfM-Forum gestellt. (<http://www.dgfm-ev.de/phorum/read.php?f=8&i=301&t=301>)
Unter anderem fanden wir eine blauende Psilocybe auf Holzhäckselstückchen. Sofort fiel der Name Psilocybe cyanescens, für den ja auch das Habitat passt.
Ich hatte die Art einmal vorher in großer Anzahl gesehen, auch auf Mulch. Damals fiel mir die kräftige Statur und der wellig verbogene Hut auf. Der Hut war ungerieft.
Zuviel war noch ungereimt. Drum habe ich den Fund heute Abend erst mal mikroskopiert.
Sporen mit kleinem, teils aber auch deutlichen Keimporus, 10,0-12,4-16,0(-17,0) x 5,5-6,0-6,5(8,0) µm. Cheilocystiden lageniform, oft einseits gebogen, einmal sogar angedeutet pleuropodal (mit seitlichem Auswuchs), um die 25-35 x 5-8 µm;
Neben den normalen Sporen fielen noch immer wieder eingestreute winzige Sporen auf, die ca. 3-7 x 3-6 µm groß sind, bereits dunkle Wände haben und auch deutlich verdickte Wände aufweisen.
Diese Heterosporie ist sehr auffällig. Auch dei "normalen" Sporen scheinen heterospor zu sein. Die meisten Sporen liegen so zwischen 10-13 µm. Aber es gibt viele abnorm(?) große Sporen. Es gibt aber alle Übergänge. Die großen Sporen fallen nunmal auf.
Die Basidien sind 4sporig, es sind keine unterscheidlichen basidientypen auszumachen. Die winzigen Sporen reifen an den selben Basidien wie normale. Vielleicht daher das Missverhältnis, dass so viele Sporen besonders groß sind?
Hier die Bilder der Psilocybe:
Makroskopisch sehen sie exakt so aus, wie die Psilocybe strictipes, die Ludwig in seinem Kompendium gemalt hat. Auch die (meist) recht schmalen Sporen deuten auf diese Art hin. Nur die großen Sporen passen gar nicht.
So große Sporen treten sonst in der Gruppe nur bei Ps. semilanceata auf. Doch die kann es schon habituell nicht sein (Hutform etc.).
Die Sporenmaße werden immer wieder anders angegeben. Für Ps. cyanscens s. str. gibt Noordeloos in der Flora Agaricina Neerlandica bis 14 µm Länge an, sonst wird nur bis 12 µm angegeben (z. B. Moser, Ludwig, Stamets).
Stamets Abbildung von Ps. strictipes sieht aber ganz anders aus als unser Fund oder Ludwigs Aquarell.
Psilocybe quebecensis hat ähnlich große Sporen und ungebuckelten Hut, (Sporen bis 16 µm), aber die Art blaut nicht (nach Stamets, Psilocybinpilze der Welt).
Rein makroskopisch tendiere ich zu Psilocybe strictipes ss. Ludwig, was auch immer darunter zu verstehen sein mag.
Ps. cyanescens schließe ich aus (kräftiger, vor allem aber ungerieft, Hut alt meist wellig-flatterig).
Die großen Sporen könnte man mit den kleinen Sporen erklären. Kennt jemand dieses Phänomen bei Psilocybe?
Ps. strictipes wäre wohl der Erstfund für Deutschland.
Für jedwege Ideen oder Vorschläge wäre ich dankbar. Ich tappe im Dunkeln und bleibe beim Arbeitsnamen Ps. aff. strictipes...
Grüße, Christoph