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Hallo Pilzfreaks,
klar war ich am letzten Wochenende wieder draußen im Wald - im strömenden Regen - aber das ist ja belanglos, wenn man vom Pilzvirus infiziert ist. Als aktiver PSV hat man ja auch die Pflicht und das Verlangen sich ständig weiterzubilden und neue, unbekannte Pilzarten zu bestimmen und kennen zu lernen. Wenn man als Autodidakt durch den Wald schleicht und sich dann zu Hause alles selbst erarbeiten muss, bleibt immer ein Rest Unsicherheit und so mancher Pilz endet unbenannt im Biomüll. Man bekommt von niemanden eine Bestätigung. Leicht haben es da die Pilzfreunde in Stuttgart, Mannheim, München, etc. Da gibt es Vereine und man kann sich mit anderen Pilzfreunden austauschen und gemeinsam über die Funde diskutieren. Da bin ich schon froh, dass es ein solches Forum gibt. Jetzt war ich schon einige Male mit einem PSV unterwegs, der in meiner Nähe wohnt und mein Leid teilt und so können wir uns wenigstens gegenseitig helfen.
Wir hatten nicht sehr viel gefunden, am Wochenende. Da gab es graue Ritterlinge, Schleierlinge, Dachpilze und andere Holzzersetzer, massenhaft Elfenbein-Schnecklinge, Saitenstielige Knoblauch-Schwindlinge, Rettich-Helmlinge und unter den Fichten am Waldrand furchtbar viele kleine cremefarbene Trichterlinge. Also diese kleinen Trichterlinge müsste man doch leicht bestimmen können, dachte ich. Die riechen irgendwie süßlich, nach Gebäck, Marzipan oder ist es vielleicht Kokos-oder Bittermandelgeruch? Na bei dem Regen und bei der Kälte war da gar nichts zu sagen. Also hat jeder von uns beiden eine kleine Kollektion mit nach Hause genommen. Als Semi-Profi in der Pilzbestimmung brauche ich ja nicht bei Adam und Eva anzufangen. Clitocybe war mir von vornherein völlig klar. Dieser Trichterlingshabitus und das fast rasige Wachstum in der Nadelstreu – kann doch gar nichts anderes sein. Nur mal eben noch die HDS mikroskopieren, um dann die richtige Sektion zu finden. Schließlich habe ich ja die tolle Schlüsselsammlung der DGfM, Pilze der Schweiz und und und. Also die Fachbücher auf den Schreibtisch und innerhalb von kurzer Zeit war ich mit dem Schlüssel nach Clemencon auch schon in der richtigen Sektion nämlich bei Fragantes - hellfarbige, gelbliche bis ockerfarbene kleine Trichterlinge mit süßlichem Geruch, meist mit gerieftem Hutrand.
Und dann kam der "Ruf" meiner Familie. "Es gibt noch etwas anderes, außer deinen Pilzen". Und so wurde auch diese Kollektion von mir nicht mehr weiter bearbeitet. Es war halt einer dieser süßlich riechenden Trichterlinge.
Glücklicherweise hatte ich dann 2 Tage später das Telefonat mit dem Kollegen. Er fragte mich: sag mal hast du die "Kleinen" auch bestimmt? Die hatten ja so was von amyloide Sporen mit Graten und Stacheln. Und dieser intensive Kokosgeruch - eindeutig oder?
Das hat man nun davon, wenn man zu faul ist, den Pilz konsequent zu mikroskopieren. Ich habe daraus wieder mal gelernt. Gestern war ich nochmals an dem Standort bei den "Trichterlingen" unter den Fichten und siehe da - in der Nachbarschaft standen Birken und dieses mal haben die Pilze sogar gemilcht (Peter Reil - verzeihe mir). Lacht mich nur aus - ich bin sicher, dass es euch genau so oder ähnlich auch schon mal ergangen ist.
Gruß,
Peter Reiter
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