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Pilze Pilze Forum Archiv 2002
Re: Grünlinge sind potentiell lebensgefährlich
Geschrieben von: Werner Antwort auf: Grünlinge sind potentiell lebensgefährlich (Christoph)
Datum: 8. November 2002, 14:14 Uhr
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: Hallo Werner, : wer sagt denn, dass Grünlinge "giftig" sind? Sie sind potentiell
Richtig, POTENTIELL lebensgefaehrlich wie jedes Lebensmittel, u.U. auch gefaehrlicher als viele andere Lebensmittel. Dir ist aber sicherlich auch bekannt, dass viele andere Pilze und sonstige Lebensmittel beispielsweise toedliche Allergien ausloesen koennen (z.B. Erdbeeren, Nuesse, Nachtschattengewaechse usw.) Niemand nimmt die vorsorglich vom Markt. In diesem Fall Gruenling bin ich durchaus der Meinung, dass es OK ist, wenn man die kommerzielle Nutzung unterbindet - wie ja in meinem letzten Posting schon stand. Nur - die Art der Warnung (knallroter Flyer mit Totenkopf der DGfM beispielsweise, auch die Art, wie die Schweizer den Pilz von heute auf morgen verteufelten) fand ich stark uebertrieben. : Im Tierversuch (!) wurde bei Mäusen derselbe Effekt nachgewiesen:
: Die Mäuse mussten zwar Unmengen fressen, aber beim Paralleltest mit Unmengen
Richtig. Aber genau dieser Versuch ist nach meinem Wissenstand so stark fehlerhaft, dass man den unbedingt seitens weiterer angesehener Forschungsanstalten verifizieren muesste. Genau dahin geht ja auch meine Argumentation. So ist wohl auch nicht ausreichend untersucht worden, ob T. equestre im engeren Sinne immer dran schuld war, ob er vielleicht spezielle chemische Rassen bildet usw. Genau hier muesste geforscht werden - ebenso wie beim Kahlen Krempling. Durch das betonharte Urteil "Der Gruenling IST lebensgefaehrlich" statt "Der Gruenling KANN unter Umstaenden bei gewisser Veranlagung, gewissen Gruenlingsunterarten usw. lebensgefaehrlich sein" wurde der Weg verbaut, weiter am Gruenling zu forschen. Jetzt kann man eigentlich nur noch hoffen, dass beispielsweise die Pharmaindustrie ihr Interesse am "Gruenlingsgift" entdeckt und dass deshalb doch noch geforscht wird. : In Polen hat`s ne Mutter mit Kind erwischt. Zum Glück nicht tödlich - auch
: Die Pigmente des Grünlings sind denen der gelben Klumpfüße um Cort. splendens
Wie gesagt, ich bin nicht gegen die Warnung an sich. Nur denke ich, eine differenziertere Art der Warnung waere wichtig. Denn was wuerden wir sagen, wenn der Bauernverband ploetzlich mit imposant aufgemachten Flyern verkuenden wuerde: "Die Nuesse sind lebensgefaehrlich 'giftig'. Es sind schon viele Menschen an Nussallergie gestorben. Beweis: 20 Muetter mit Kindern in den letzten x Monaten usw.". : Eine Warnung vor einem Pilz, der Rhabdomyolyse verursachen kann ist in
Siehe oben. Der Verharmlosung will ich nicht das Wort reden. : Da man nicht weiß, wen es treffen kann (Krempling oder Grünling), ob der
Genau da muss geforscht werden!!! : Und es gibt so viele Speisepilze, warum muss man denn Russisches Roulette
Ganz meine persoenliche Meinung. Wie gesagt, nur die extreme Art der Warnung erinnerte mich unschoen an den generell hysterischen Umgang mit solcherlei News in Deutschland. Ich moechte in diesem Zusammenhang auch mal an den BSE-Skandal erinnern. Der hysterische Umgang damit NACH der Entdeckung des Problems war hier vergleichbar. Nur hat niemand Rindfleisch wegen der potentiellen Gefahren (die wohl fuer die Volksgesundheit hoeher als beim Gruenling sind) endgueltig vom Markt genommen - da steht eine irrsinnige Lobby dahinter, die das verhindert. Aber - auch da war in den unmittelbaren Monaten nach der Entdeckung des Zusammenhangs BSE-Rindfleisch-Creutzfeld-Jakob eine Massenhysterie ausgebrochen und fast kein Lokal in Muenchen traute sich, Rind anzubieten. Jetzt, viele Monate spaeter ist alles fast wieder beim Alten. Obwohl ich ueberzeugt davon bin, dass jetzt die Gefahr, dass BSE-verseuchtes Fleisch die Schlachthoefe passiert wieder groesser ist. Unmittelbar nach Entdeckung einer Gefahr wird immer besser kontrolliert als spaeter, wenn wieder der alte Schlendrian zunimmt. Es gaebe auch viele andere Beispiele fuer solche Hysterien. Ich denke nur mal an den sporadischen Extremschutz von US-Army-Installationen in Deutschland vor Jahren unmittelbar nach Anschlaegen auf die Amerikaner. 1-2 Monate lang wurden da sogar Taxis im Perlacher Forst komplett bei jeder Einfahrt durchsucht. 3 Monate spaeter konnte jeder wieder einfahren und theoretisch gefahrlos tonnenschwere Bomben plazieren. Dieses Spiel wiederholte sich mehrmals. Vielleicht verstehst Du jetzt, warum ich mit 'Hysterien' so mein Problem habe. Warnung ja, uebertriebene Hysterie nein. : Mir gibt die Häufung der Fälle zu denken. Sag mir mal, wie viele Fälle von
Sicher. Trifft auf Krebs, evtl. auch AIDS und viele andere zu. Aber Du kannst sicher recht haben. Fazit: Forschen. : Die DGfM warnt weiterhin. Und Pilze, die bereits Todesfälle ausgelöst haben
So wie das hier von Dir vertreten wird habe ich auch nichts dagegen. In der Pilzberatung sollte man auch vor dem Pilz warnen, aehnlich wie man jemand warnen sollte, der sich zum 'Zeitvertreib' Fliegenpilze 'einwerfen will'. : Auf der DGfM-Homepage gibts Infos und nen weiterführenden link zu dem Fall
: In der aktuellen Mycologia Bavarica habe ich auch eine Zusammenfassung
: Und die "Speisegiftpilze" waren ein Schwerpunktthema im DGfM-Forum
Das Meiste davon kenne ich. Werde es aber trotzdem noch mal durchlesen. Was mich am Meisten interessieren wuerde sind die Originalabhandlungen zu den Tierversuchen in England. Die finde ich aber nirgends. Auch Originalzitate und Versuchsaufbau von Forschungen zum Gruenling sind mir nicht zugaenglich. Wenn Walter Paetzold - der Zugang hatte - diesen englischen Forschungsauftrag fuer stark fehlerhaft haelt, glaube ich ihm das aber. Trotzdem - es waere interessant. Nix fuer Ungut, Christoph. Aber ich habe halt ein Problem mit dem Umgang mit dem Fall Gruenling, genauso wie mit dem Fall BSE oder dem Fall Kampfhunde. Kritik muss ja noch erlaubt sein. Und ausserdem bin ich eh jemand, der gern gegen den Strom schwimmt :-) Viele Gruesse, Werner |
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