: Hi Harald Andres,
: das ist Cordyceps sinensis, eine nahe Verwandte unserer Puppenkernkeule
: (Cordyceps militaris). Ihr werden leistungssteigernde Eigenschaften
: zugeschrieben
: weswegen sie im chinesischen Leistungssport auch schon verwendet wurde.
: Überhaupt haben Kernkeulen anscheinend interessante Inhaltsstoffe.
: Beipielsweise wurde Cordyceps capitata (eine auch bei uns vorkommende
: auf Hirschtrüffeln parasitierende Art) in Mexiko früher zu schamanistischen
: Zwecken verwendet (ähnlich den bekannten Psilocybe-Arten wie P. mexicana). Es
: gibt auch eine Veröffentlichung
: in der Spuren von Indolalkaloiden in C. capitata erwähnt werden. Vielleicht
: mach ich mal einen Selbstversuch wenn ich wieder welche finde.
: Georg
Hallo, Georg
Danke für die Infos. Ich schreibe für die SZP gerade eine Artikel über die Pilze und bin entsetzt, was man im Internet alles darüber findet. Über tausend Seiten, die Produkte mit Raupenpilz-Inhalt anbieten, existieren da. Sie sind meist mit Ginseng oder dem auch in der chinesischen Medizin genutzten Lackporling verschnitten.
Ausgehend von der höchst interessanten, traditionellen Nutzung in der Chinesischen Medizin werden die unglaublichsten Versprechungen gemacht, vor allem im Bereich der Sexualität und den dazu benutzten Körperorganen.
Die "Zeugnisse" von Frauen, die ihren Männern entsprechende Produkte verfüttert haben sollen, haben etwas tragisch-komisches an sich: Eine Zeugin erklärte, bisher hätte ihr Mann stets so "verklemmt gefummelt" und jetzt fühle sie sich plötzlich von "einem rasenden Mönch harpuniert". (Wer da nicht gleich eine Zehnerpackung bestellt...).
Auch "New sexual climax gel for women" wird angeboten (wie riecht das wohl, nach Raupe oder Pilz?), wohl für die, bei denen der rasende Mönch nicht die erwünschte Wirkung hat..
Ich habe versucht, aufzulisten, wofür die Raupenpilze medizinisch angeblich wirksam sind (Schielen, Schlaflosigkeit, nervöses Zappeln bei Kindern, Blutzucker, Strahlenüberberlastung, Nieren- und Leberprobleme, Asthma, Hepatitis) und merke, dass es einfacher ist, wenn ich aufzähle, was ich noch nicht gefunden habe, Wirkung gegen Hühneraugen zum Beispiel...
Es ist in diesem Wust von Information schwer rauszufiltern, was wissenschaftlich belegt ist.
Ausgehend von den leistungssteigernden Eigenschaften werden auch die verrücktesten Geschichten erzählt, die als "wissenschaftlicher Beweis" für die Wirkung dienen sollen, z.B. ein angeblicher Versuch mit jungen Chinesinnen im Laufsport. Sie alle hätten bisher nie Welt-Spitzenzeiten gelaufen, aber nach Einnahme von Cordyceps-Präparaten hätte eine den Rekord über 10 000 Meter um 42 Sekunden (!) unterboten, eine 3000 Meter um zehn Sekunden, und eine 1500 Meter um zwei Sekunden. Und nachher hätten sie so "frisch ausgesehen, als ob sie gerade eine Schale Jasmintee geschlürft hätten"...
Ich finde das alles tragisch. Denn es wirft ein ungünstiges Licht auf die höchst interessante Chinesische Heilkunde.
Gruss, Harald Andres