Hi Christoph,
: 1. Tippfehler (kann halt keine Schreibmaschine): "Gäeuben" soll
: "Glauben" sein
: @Georg: wie wäre es, wenn man auch nachträglich korrigieren könnte?!
Hatte ich auch so verstanden :-)
Die Forumsoftware lässt leider keine Korrekturen zu.
: Man müsste also nur Typusmaterial sequenzieren?! Und es gibt so viele Arten,
: die erst noch beschrieben werden müssen. Und von all denen soll das
: gesamte Genom sequenziert werden? Wo wir noch nicht mal das Geld haben,
: sie einerseits vor dem Aussterben zu retten (weil wir uns Umweltschutz ja
: nicht mehr leisten können, wie es manchmal heißt), noch genug Systematiker
: haben, die sie erkennen und beschreiben können? Sollen wir die neuen
: Pilzarten sammeln, in nen Mixer hauen, die Sequenz analysieren (das ganze
: Genom), um zu wissen, obs was neues ist? Und das machen wir immer wieder
: aufs neue, weil niemand mehr ausgebildet wird, die Art an sich auch
: "so" zu erkennen?
Wie sonst stellst du dir vor, die angeblich noch Millionen unbeschriebener
Pilzarten (davon viele keine Großpilze) zu katalogisieren?
Das ist meiner Meinung nach nur mithilfe von Rechnern möglich, da
wie du ja selbst sagst, offensichtlich nicht genügend Systematiker
und/oder Taxonomen dazu in der Lage sind. Warum ist das so? Einfach
weil die Pilze wegen ihrer (vermeintlichen) Merkmalsarmut sehr schwer
bestimmbar sind. Die wichtigen Merkmale liegen vielfach gar nicht
im anatomischen Bereich sondern sind chemischer Natur (Enzymatische
Ausstattung um bestimmte Substrate zu erschließen, Abwehrstoffe, usw usw).
Wie soll das der Taxonom jemals mit traditionellen Methoden erfassen können?
Natürlich will ich hier nicht der traditionellen Taxonomie eine Absage
erteilen, aber ich denke gerade bei den Pilzen sind wir langsam aber
sicher an der Grenze deren Möglichkeiten angelangt.
: Das schwarze Zukunftsbild wäre, jeder hätte einen Bestimm-o-mat, eine Art
: Mixer, wo wir alles reinschmeißen, und dann werden die Namen ausgespuckt
: und neue Namen entwickelt, die an eine zentrale Datenbank gehen.
Warum nicht? Und genügend Rechenleistung vorausgesetzt, könnte man dann sogar
aus einem Fitzelchen Fruchtkörper oder Myzel den kompletten Pilz rekonstruieren
durch 'Ablaufen lassen' des genetischen Codes (ich weiss da sind wir
noch viele Jahrzehnte davon entfernt aber grundsätzlich möglich ist es sicher).
: Niemand
: kann die Namen selber irgendeinem Organismus zuordnen. Wir haben
: Millionen, oder Milliarden von Namen (es gibt ja soooo viele Tiere) - und
: was haben wir davon? Nichts. Und niemand kann mehr prüfen, wie man am
: Anfang welchen Namen definiert hat. Und dann kommt der große Crash, die
: Daten gehen verloren... und der Mensch muss von ganz vorne Anfangen.
: Hoffentlich gibt es dann noch irgendwo verstaubte Systematiklehrbücher,
: damit wenigstens ein paar anfangen können, einen "Knolli" von
: nem "Champignon" zu unterscheiden ;-)))
Ist halt die Frage, was man will. Wollen wir wirklich alle Organismen
auf unserer Erde kennen oder nicht? Ich bin der Meinung, wir wissen noch
viel zu wenig.
Die Aussage "dann kommt der große Crash" gilt für alle Methoden, die
sich zu sehr auf Technik verlassen. Wer sie nutzt begibt sich in Abhängigkeit.
Aber das kann man beliebig überdehnen. Genauso könnte ich sagen: was, wenn
es keine Bücher mehr gäbe (auch nur eine Form des Datenspeichers).
Es gibt die Möglichkeiten der Technik, also nutzen wir sie.
: Sehr überzeichnet, aber im Kern finde ich die Aussage richtig. Man ist dann
: zu "technikgläubig". Es schadet sicher nicht, sich auch in
: Zukunft der klassischen Systematik anzunehmen, die nicht verstaubt ist,
: sondern hochmodern, die versucht, im Konsens alle Methoden, die man
: ergreifen kann, auch zu verwenden und zu einem großen Ganzen
: zusammenzufügen.
Zustimmung. Eine Synthese ist der beste Weg. Die traditionellen Methoden
nicht aufgeben sondern in die neuen überführen und gegebenfalls anpassen.
Allheilmittel haben noch selten das gehalten was sie versprochen haben,
aber dennoch bin ich der Meinung, dass uns noch umwälzende Veränderungen
bevorstehen.
: Deshalb finde ich die Systematik auch so spannend. Viel spannender als die
: Taxonomie (ohne werten zu wollen, denn ohne Taxonomie auch keine
: Systematik!!!).
Geht mir auch so. Zusammenhänge sind viel interessanter als Sporenzählen
und Zystidenvermessen. Aber wie du schon sagst: Die Taxonomie ist das
Fundament der Biologie.
: Ich hoffe, dass ich als Systematiker keine aussterbende Spezies bin *grins*,
: sonst bitte ich dringend, eine "Rote Liste" zu verfassen, damit
: wir nicht aussterben...
Im Gegenteil. Mir gings nur um die Methoden.
Viele Grüße,
Georg