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Moin Christoph,
ich bin zwar nicht „Thomas 42“, aber deine „Provokation“ spricht mich dennoch an (Dass sich immer alle Thomasse melden, wenn einer angesprochen wird, muss wohl am Namen liegen – wir haben z. B. hier auf der Etage 3 ;-))
Wenn ich mir die Diskussion um die ganzen Großarten, Kleinarten, Winz- und Itzibitzminiwinz-Arten anschaue, muss ich mal fragen – bezogen nicht nur auf das Bsp. Hallimasch: Kann man feststellen, wie alt diese Ordnung(en)/Familie(n)/Gattung(en)/Art(en) ist (sind)?
Ähnliche Diskussionen gibt es ja auch unter Ichthyologen z. B. bei den Maränen (Coregonen) und den Salmoniden (Forellen):
Unter den Maränen gibt es Große und Kleine Maräne, Gangfisch, Sandfelchen, Blaufelchen, Schnäpel usw. All’ diese Fische haben Art-Status obwohl sie teilweise (fruchtbar) untereinander kreuzbar sind. Früher war es so, dass diese Fische endemisch in großen Seen Süd- und Norddeutschlands vorkamen und es deshalb keine Kreuzungsmöglichkeiten für sie gab. Z. T. unterscheiden sich die Fische nur in minimalen Änderungen des Kiemenreusenapparates (es sind meist Planktonfresser).
Bei den Salmoniden gibt es die Stammform Salmo trutta, das ist die Meerforelle. Dann gibt es S. trutta forma fario, die Bachforelle und S. trutta f. lacustris, die Seeforelle. Das sieht man schon an dem Zusatz „forma“, dass es sich um Standortformen handelt. Aber auch diese Standortformen kamen in verschiedenen Regionen „endemisch“ vor; Bsp. Die „Eifeler Bachforelle“. Der Witz bei diesen Arten: Jede Form könnte in jede andere übergehen: Setze eine Bachforlle in den See, wandelt sie sich zu Seeforelle mit ihrem typischen silberblanken Schuppenkleid. Umgekehrt funzt es auch: Die Seeforelle bekommt rote Punkte, einen dunklen Rücken und goldene Flanken. Das Spielchen funzt auch mit Meerforellen und Bachforellen. Hier, in Norddeutschland, kommen beide Formen nebeneinander vor, aber eine Bachforelle wird niemals ins Meer abwandern und eine Meerforelle niemals im Süßwasser bleiben – es sei denn, man zwingt sie dazu.
Untersuchungen ergaben nun, dass sowohl Coregonen als auch Salmoniden zwar sehr alte Familien sind (immerhin findet man sie auch in Amerika), die einzelnen Arten aber sehr jung. Sie entstanden erst in den letzten zwei Eiszeiten, als Gletscher ihre Lebensräume voneinader trennten bzw. erst neue schufen.
Bei beiden Gattungen ist die Artbildung also noch in vollem Gange!
Ich stelle mir nun vor, dass es bei vielen Pilzfamilien ähnlich verlaufen sein könnte. Wenn dem so ist, haben die Systematiker ein echtes Problem, und die Diskussionen darum, wer zu wem gehört, ist dann wirklich ein „Streit um des Kaisers Bart“. Man kann ja unmöglich eine eindeutige Aussage treffen. Die Fischforscher haben sich so geeinigt, denn alles andere wäre vorerst vertane Zeit.
Grüsslis
Thomas
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