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Kennst du den Eierschwamm?

Geschrieben von: Boletus
Datum: 16. März 2003, 22:13 Uhr


Hallo

Folgender Beitrag von Heinz Clémençon erschien in der SZP Nr. 6, Dez. 2002. (Schweiz. Zeitschrift für Pilzkunde)
Ganz ehrlich, wer hat denn den Eierschwamm schon vom mykologischen Standpunkt her näher betrachtet? Ich habe versucht die dem Bericht nachstehenden Fragen zu beantworten muss aber eingestehen, ich kam nicht allzuweit :-(( *schäm*
Es war jedenfall eine Erfahrung die mich veranlasst, mich zukünftig auch mal mit "bekannten" Pilzen näher zu beschäftigen.


Kennst du den Eierschwamm?
Heinz Clémençon

Was soll die Frage? Natürlich kenne ich den Eierschwamm, bin doch kein Anfänger mehr!
Sachte, sachte! Ich traue dir ja zu, den falschen Eierschwamm vom echten unterscheiden zu können, aber ich möchte doch fragen, wo der Anfänger aufhört und wo der Pilzkenner beginnt.
Wann kennt man einen Pilz? Auf die Frage «Wer kennt diesen Pilz?» wird meist mit einem Pilznamen geantwortet, sofern jemand von der Runde den Namen kennt. Wenn es gut geht, so kann der Pilzkenner einige stichhaltige Merkmale nennen, die erlauben, dem Pilz den richtigen Namen zu geben. So etwa «der Perlpilz ist fleischrot unter der Huthaut» oder «Camarophyllus russocoriaceus riecht nach Juchtenleder.» Und wenn nun jemand dank eines guten Gedächtnisses und aufgrund brauchbarer Merkmale eine Anzahl Pilznamen ohne zu zögern bekannt geben kann, so gilt diese Person nicht nur als Pilzkenner, sondern sogar als Mykologe.
Die meisten Pilzkenner sind taxonomisch interessiert; sie interessieren sich viel mehr um die Brüder und Schwestern eines Pilzes als um dessen Verdauungssystem. «Wie viele Brüder hast du, und woran erkennt man sie?» Und so kommt es denn, dass das Erkennen, Unterscheiden und Benennen der Arten oft der erste Einstieg in die Mykologie bedeutet. Erst mal sehen, was es alles gibt. Das Erkennen, Unterscheiden und Benennen der Arten wird schier endlos geübt, verbessert und gepflegt, bis sich eine grosse Erfahrung angesammelt hat, die dann dem Pilzkenner eine gewisse Sicherheit und ein Urteilsvermögen verschafft. Mit ändern Worten: Der Pilzkenner ist auf dem Weg, ein Taxonome zu werden. In dieser Phase handelt es sich beim «Pilzbestimmen» allermeist nicht um das Erkennen, sondern um das Wiedererkennen einer Art, die von einer ändern Person in der Natur bereits erkannt worden war. Bald jedoch hat sich das Wissen unseres Pilzkenners so vertieft, dass auch er «neue» Arten in der Natur erkennen kann oder zu erkennen glaubt.
Aber eine Pilzart erkennen, eine Pilzart wieder erkennen und eine Pilzart kennen sind drei ganz verschiedene Dinge. Der Eierschwamm wurde vor vielen, vielen Jahren als biologische Art erkannt, und es ist relativ leicht, ihn heute wieder zu erkennen (zu «bestimmen»); aber ich glaube, es gibt nicht viele Leute, die ihn wirklich kennen.

Und nun: Wie gut kennst du den Eierschwamm?
Versuche, die folgenden Fragen zu beantworten. Sie sind von leicht bis schwierig angeordnet, so
Dass sich eine Art Skala ergibt. Schau mal, wie weit du kommst!
1.Ist der Eierschwamm ein Ascomycet oder ein Basidiomycet?
2.Ist er ein Mykorrhiza-Pilz?
3: Welche Farbe hat sein Sporenpulver?
4: Hat der Eierschwamm Schnallen?
5: Welche Pigmente hat er?
6: Wo ist das Pigment lokalisiert?
7. Wieviele Sporen tragen die Basidien?
8.Sind die Basidien ausserordentlich kurz oder ausserordentlich lang?
9.Hat er Cystiden?
10:Hat er Stichobasidien, Hemichiastobasidien oder Chiastobasidien?
11.Warum sagt man, er trage Leisten und nicht Lamellen?
12:Ist er fast bakterienfrei wie der Steinpilz oder vollgestopft mit Bakterien wie der Rotgelbe Semmelstoppelpilz?


Antworten: l: Basidiomycet. 2: Ja. 3: gelb. 4: Ja. 5: Carotinoide. 6: In den Zellen, nicht auf der
Wand. 7: 2 bis 8, meist 4 bis 6. 8: sehr lang. 9: Nein. 10: Stichobasidien. 11: Weil die Leisten aus einer glatten Oberfläche aufgefaltet werden, da sich die Oberfläche durch Vermehrung der Basidien stärker ausdehnt als der Hut wächst. Die Falten sind zuerst einmal hohl oder doch nur locker ausgestopft, und vom Hutfleisch wachsen nachträglich Hyphen in die Falten, um diese auszufüllen. Lamellen wachsen bereits im Primordium vom Hut herab und sind von Anfang an mit einer Lamellentrama erfüllt, die während des Lamellenwachstums die Basidien ausbildet. 12: Völlig gesunde Eierschwämme sind vollgestopft mit lebenden Bakterien. Sie scheinen für die Entwicklung unentbehrlich zu sein.

Gruss Sepp

Beiträge in diesem Thread

Kennst du den Eierschwamm? -- Boletus -- 16. März 2003, 22:13 Uhr
Re: Kennst du den Eierschwamm? -- 42 -- 17. März 2003, 11:02 Uhr
Re: Kennst du den Eierschwamm? -- Huperzia -- 17. März 2003, 12:14 Uhr
Hupi, das war SUPER! Ich> falle bei *oT* -- Frank Adam -- 17. März 2003, 17:35 Uhr
Re: Kennst du den Eierschwamm? -- Karl Keck -- 17. März 2003, 23:51 Uhr
Re: Kennst du den Eierschwamm? -- harald andres schmid -- 18. März 2003, 14:13 Uhr
Speisewert -- Birgit -- 18. März 2003, 14:32 Uhr
Re: Speisewert -- 42 -- 18. März 2003, 15:41 Uhr
Re: Speisewert -- harald andres schmid -- 18. März 2003, 16:09 Uhr
Re: Speisewert -- Frank Adam -- 19. März 2003, 08:49 Uhr
Re: Speisewert -- Andreas -- 19. März 2003, 16:18 Uhr

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