[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Irrglaube über Pilze

Geschrieben von: gottfried
Datum: 17. März 2003, 20:45 Uhr


Hallo Pilzfreunde,
in einer alten „Schwarte“ von 1954- A. BIRKFELD: „Pilze in der Heilkunde“- habe ich folgende Textpassage gefunden, die ich Euch nicht vorenthalten möchte, zeigt sie doch drastisch den Irrglauben über die Stellung der Pilze in der Natur in der Vergangenheit:

Vielfach wurde in früheren Jahrhunderten auch die exakte Erforschung der Pilze durch abergläubische Vorstellungen beengt und behindert. Das plötzliche Erscheinen von mitunter recht absonderlich gestalteten Pilzfruchtkörpern ohne jede Andeutung sonstiger pflanzlicher Teile und ihr meist spurloses Verschwinden nach kurzer Zeit könnte nach den damaligen Erkenntnissen nicht gedeutet werden. Rätselhaft war auch die Entstehung von Pilzen ohne Samen, denn die winzig kleinen Sporen konnten vor Erfindung des Mikroskops nicht erkannt werden. Im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung beschrieb der Römer PLINIUS die Pilze wie folgt: „Die Ursache der Entstehung der Schwämme ist der Morast und der sauer gewordene Saft der Wurzeln. Erst bildet sich ein klebriger Schaum, dann ein hautartiger Körper und dann ein Embryo. Durch Anhauchen im Moment der Aufschirmung wird der Schwamm giftig" Diese Anschauung hatte sich bis ins Mittelalter nicht viel geändert. Hören wir noch, was das ,,Kreuterbuch Dess Hochgelehrten Und Weitberühmten Herrn D. Petri Andreae MATTHIOLI", erschienen 1590 im Kapitel „Von allerley Schwämmen" zu sagen hat:
„Schwämme sind weder Kräuter noch Wurzeln, weder Blumen noch Samen, sondern nichts anderes als eine überflüssige Feuchtigkeit des Erdreiches, der Bäume, der Hölzer und anderer fauler Dinge, darum sie auch eine kleine Zeit währen, denn in sieben Tagen wachsen sie, vergehen auch sonderlich, aber kriechen sie hervor, wann es donnert." In einer um 1700 von dem Frankfurter Arzt Peter UFFENBACH herausgegebenen Auflage des berühmten Kräuterbuches von Adam LONITZER wurde diese Matthiolische Beschreibung übernommen.
Im Volksglauben wurden Pilze als Ausschwitzungen der Erde oder als Gebilde von Hexen und anderen übersinnlichen Wesen betrachtet. Vielfach wurden Pilze als halbtierische Organismen angesehen, und wenn man den Verwesungsvorgang mancher Pilzarten beobachtet, dann ist diese Annahme gar nicht so abwegig gewesen. Heute wissen wir, daß Pilze Stoffe enthalten, die sonst nur in tierischen Körpern zu finden sind: Chitin als Zellmembran und Gerüstsubstanz, Harnstoff, Glykogen und Eiweißstoffe, die hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und Wertigkeit zwischen tierischen und pflanzlichen Eiweißen stehen.
Alle diese vorstehend geschilderten Umstände bildeten wahrscheinlich die Ursache, daß die Pilze in früheren Zeiten so wenig Bedeutung auf dem Gebiet der Heilkunde erringen konnten.

Gruß g

Beiträge in diesem Thread

Irrglaube über Pilze -- gottfried -- 17. März 2003, 20:45 Uhr
Re: Irrglaube über Pilze -- harald andres schmid -- 17. März 2003, 21:28 Uhr
Re: Irrglaube über Pilze -- Thomas Pruß -- 18. März 2003, 08:51 Uhr

[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2003 wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.