hallo,
Das Problem, das sich stellt, wenn man einer Tätigkeit nachgeht, die derart archaische Instinkte (Jäger- und Sammlertrieb) angspricht wie das Pilzesammeln, ist oft "der Andere", der einen die Jagdgründe streitig macht.
Nicht nur die Schweizer sind raffiniert in Abwehrmethoden, wie Ausschnitte aus einem Beitrag des poetischen mykologischen Spötters Michael Rudolf zeigen:
"Der Sammelkonkurrent ist beileibe nicht beliebt. Nicht bei uns. Nicht nur bei uns. Bei keinem Sammler. Schimpfnamen gehen uns da spielend leicht von der Zunge. Warum auch nicht? Was hat er dort verloren, worauf allein wir ein ehernes Anrecht durch tausendmalige Pilzkollekten uns erworben haben? ... ...Schliesslich hat der null Ahnung von der Magie der Pilzstelle...
..haben wir komplexe Ablenkunsmanöver ausgetüftelt: Betont unwaldliche Kleidung tragen, Umwege zu unserem Stammwald fahren und ständig nach Verfolgern spähen. Im Wald notfalls Zickzack fahren oder bei der nächsten Weggabelung links die Hand raushalten und rechts abbiegen, Gräben um den ganzen Wald ziehen, Zäune aufrichten, Fallgruben und Fusseisen aufstellen, in der Dangerzone Selbstschussanlagen alle zehn Meter...
... da hat wieder einer vor uns gewildert! Sollte seinen Gnadenort auch ordentlicher verlassen, der Strolch! An der nächsten Stelle das gleiche, an der übernächsten dito. Da streift also einer auf der gleichen Fährte durch den Grund, wie wir. Wie ist das möglich? Das Schwein! Entschuldigung! Aber ein bischen tut das weh. Das Pilzherz blutet. Bisher hat man an seine eigene Singularität geglaubt, den Garanten unzähliger Pilzausbeuten, hat auf eine innige Beziehung mit dem Wald gesetzt. Eifersucht keimt auf. Wie achtlos er die wurmstichigen Steinpilze zerschnitten und verstreut hat, die Putzreste mutwillig verteilt. Dreht er nun heraus oder schneidet er ab? Aha, er schneidet. Vorher hat er herausgedreht. Die zurückgelassenen Rümpfe sind immer doppelt so breit wie unsere. Hängt er sich die grossen in den Korb, und die kleinen lässt er für uns laufen? Unsinn, wir spekulieren ja nie auf Menge..."
Soweit die Ausschnitte. Ihr seht, es sind nicht nur die Schweizer..
Gruss, Harald Andres