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Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Re: Fragen zum Pilzvorkommen...

Geschrieben von: ajuga
Datum: 22. Mai 2003, 00:09 Uhr

Antwort auf: Re: Fragen zum Pilzvorkommen... (Huperzia und Andreas)

: Hallo ajuga,

: Ich(Huperzia) kenne Sommersteinpilze regelmäßig nur von einer Stelle,
: allerdings in Niedersachsen: ein Garten am Waldrand mit kurzem, da stark
: bemoostem Rasen unter einigen schönen großen Eichen.

: Ich übergebe das Wort an Andreas: Ich (Andreas) kenne den Sommersteinpilz aus
: Baden-Württemberg wirklich gut, er ist bei uns eigentlich Massenpilz in
: den Eichen-Hainbuchenwäldern, aber immer nur kurze Zeit im Jahr - und
: leider praktisch immer alle madig. Danach nur noch vereinzelt, aber bis in
: den Oktober hinein.

: Finden tut man ihn unter Eichen und Buchen.
: Hainbuche kann ich zwar nicht ausschließen, aber ich kenne persönlich keinen
: Standort wo er wirklich NUR unter Hainbuchen wächst. Dagegen kenne ich
: einen Platz in einer Fichtenaufforstung (ehemals Eichen-Hainbuchenweald).
: Die Daten für Ba.-Wü. geben folgende Mykorrhizapartner: Fagus (35x), Quercus
: robur (12x), Q. petraea (1x), Q. rubra (1x) Q. spec. (12x), Laubbaum ohne
: nähere Angaben (18x) und Picea abies (4x).
: Nach der Niedersachsen-Flora: Vorwiegend Betula, Carpinus, Fagus, Quercus,
: Salix repens, Tilia und Pinus. Meiner Meinung nach sind bei einigen dieser
: Wirte jedoch weitere Steinpilzsippen/-arten mit im Spiel, vor allem was
: Betula und Pinus betrifft.
: Für mich ist die Art eigentlich ein Säure- bis maximal Neutralzeiger, auch
: wenn in der Literatur immer wieder anderes zu lesen ist. Er kommt bei uns
: ausschließlich in den Eichen-Hainbuchenwäldern vor, nicht jedoch auf
: Muschelkalk. An den wenigen Stellen auf Kalkboden (dann in Parks) stehen
: die Fruchtkörper stets in unmittelbarer Baumnähe (Eiche), so dass ich in
: diesen Fällen von einer kleinräumigen Versauerung des Bodens ausgehe,
: entstanden durch an der gerbsäurehaltigen Eichenrinde herablaufendes
: Regenwasser. Dies wird auch unterstrichen durch die Tatsache, dass ich in
: den allermeisten Fällen an den Standorten auch kleinere Polster von
: Polytrichum formosum finde, ein Zeichen für beginnende Versauerung.
: Assoziierte Pilzarten sind in Parks unter Eichen z.B. Russula parazurea,
: virescens und vesca, im Ei.-HBu.-Wald auf Lehmboden Boletus regius,
: rhodoxanthus, Xerocomus moravicus oder auch Amanita phalloides.
: Dis mag aber in nördlicheren Gebieten anders sein, oftmals gleichen
: wärmeliebende Pilzarten den nördlicheren Standort durch vermehrten
: Kalkgehalt des Wuchsortes aus. Meiner Meinung nach gehört allerdings der
: Sommersteinpilz nicht zu den wärmeliebenden Arten.
: Ich war lange der Meinung, dass es möglicherweise zwei Sommersteinpilzarten
: gibt: eine dunkle, dem pinophilus ähnliche Sippe die nie aufreißt und
: innerhalb der Wälder wächst sowie eine hellhütige, die gerne in Parks oder
: zumindest an Waldrändern wächst und im Hut gerne aufreißt (was wohl eher
: auf exponiertes Wachstum zurückzuführen ist). Christoph hat mir allerdings
: erklärt, dass er keinerlei mikroskopische Unterschiede finden kann.
: Lediglich die unterschiedliche Färbung der Fruchtkörper ist mir als
: Trennmerkmal selbst "nur" von Varietäten zu schwach auch wenn
: ich die beiden Farbvarianten eigentlich immer problemlos unterscheiden
: konnte. So muss ich wohl oder übel akzeptieren, dass doch alles ein und
: dasselbe ist ..... oder ich finde doch noch ein weiteres
: Unterscheidungsmerkmal ;-)

Ich weiß nicht, ob ich jemals einen Sommersteinpilz gefunden habe. Da gibt es eine Stelle in Sachsen-Anhalt. Dort wachsen an einem Wegrand schöne alte Stieleichen (Quercus robur). Umgeben sind sie aber von Kiefernschonungen die bis unmittelbar an die Eichen heranreichen. Unter diesen Eichen finde ich im Spätsommer/Herbst immer einzelne Steinpilze, die ich bisher aber nicht wirklich vom Boletus pinophilus unterscheiden konnte!

: Esskastanie verhält sich bzgl. der Mykorrhizapartner identisch mit Eiche,
: ebenso was Saprobionten betrifft. Alles was an/auf Eiche vorkommt kann
: auch an/auf Esskastanie vorkommen.

Tja. Es hat wohl damit zu tun, dass Eichen, Buche und auch die Esskastanie eine Familie darstellen - die Fagaceen. Aufgrund dieser Verwandschaft ist wahrscheinlich Mykorrhiza-mäßig alles ähnlich, so dass der Sommersteinpilz korrekt Fagaceen-Steinpilz heißen sollte im Gegensatz zu den Picea-(B. edulis) und Pinus-(B. pinophilus) Steinpilzen!!

: Bisher sind soweit mir bekannt ist keine Ektomykorrhizapartner mit Acer
: bekannt, auch nicht aus Amerika wo es ja wesentlich mehr Ahornarten gibt
: als bei uns. Mir hat mal jemand eine Erklärung gegeben,warum Ahorn gar
: keine Mykorrhiza ausbilden kann bzw. dies sehr unwahrscheinlich ist.
: Leider weiß ich nicht mehr was das für Gründe waren. Vielleicht jemand
: anderes? (Hallo Christoph??)

: Viele Grüße,

: Tanja und Andreas

: P.S.: Gestern waren im Pennickental noch drei Speisemorcheln da, allerdings
: total überaltert und zwei davon schon am Boden liegend!

Rein zufällig war ich auch gestern Nachmittag im Pennickental. Außer Waldmeister und schönen Orchideen habe ich aber nichts spannendes gefunden. Dafür habe ich mehreren Käfern (darunter ein Lederlaufkäfer - der größte einheimische Laufkäfer, natürlich unter Naturschutz) aus einer leeren Flasche verholfen, die so blöd am Hang lag, dass Käfer und Wasser hinein, aber nicht wieder hinaus konnten. Die Flasche war bereits mit einer faulenden Käfermasse zu 1/4 gefüllt. Immerhin konnte ich etwa 10 Käfer vor dem Tod retten!

Beiträge in diesem Thread

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Re: Fragen zum Pilzvorkommen... -- Andreas -- 23. Mai 2003, 09:21 Uhr

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