[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Cyphelloide Basidiomyzeten, von Kazuya

Geschrieben von: Notizbrettbildservice
Datum: 11. Juni 2003, 20:42 Uhr


Hallihallo,
ich hatte heute überlegt, ob ich lieber den Beitrag mit den Cyphellos oder den neuen, ganz aktuellen vom Hymenoscyphus scutula (Stängelbecherling und dessen Lebensweise) bringen soll. Hab mich für den ersteren entschlossen und werde den Becherling am Sonntag nachholen.
Die Arten um die Gruppe der Cyphelloiden Basidiomyzeten sind bei weitem nicht jedem ein Begriff. Obwohl einige von ihnen relative Häufigkeit aufweisen, so sind sie doch nur selten in der Literatur abgebildet und "normalen" Pilzlern nur wenig bekannt. Viele der Arten sind nur mit dem Mikroskop bestimmbar, da sie sich äußerlich bisweilen aufs "Haar" gleichen können. Es gibt aber durchaus den einen oder anderen, den man durch gute Kenntnisse auch ohne Mikro einigermaßen erkennen kann. Hierzu gehört das Rasige Hängebecherchen (Cypellopsis anomala), der bis vor kurzem noch zur Gattung Merismodes zählte. Seine kleinen, bis 0,5 mm breiten Fruchtkörper sind becherförmig und somit einem kleinen Becherling aus der Klasse der Ascomycetes sehr ähnlich. Die Außenseite der kleinen Basidiocarpien ist durch kleine, hellbräunliche Härchen gesäumt und die Farbe der Innenseite ist haselbraun. Außen sind die "Pseudo-Apothezien" etwas dunkler, vor allem wenn sie eingetrocknet sind. In diesem Zustand sind sie völlig geschlossen und wirken sehr unscheinbar. Wenn man sie jedoch etwas anfeuchtet, so kann man nach etwa 1 Std. das vollständige Öffnen der Schüsselchen betrachten.

Die Art wurde von mir schon auf den verschiedensten Substraten festgestellt, vor allem auf Laubholz. FUnde auf Nadelholz sind mir bis jetzt nicht bekannt. Die Fruchtkörper brechen zumeist aus kleinen Rindenöffnungen hervor und können ganze Partien der Äste besiedeln. Meines Wissens dürfte die Art ganzjährig zu finden sein, ich habe selber keine Bevorzugung einer Jahreszeit beobachten können.

Das Weißviolette Haarbecherchen (Lachnella alboviolascens) ist genau wie die vorherige Art ungestielt und an der Außenseite mit weißlichen Härchen bedeckt, die am Rand etwas abstehen. Die Fruchtschicht ist blau- bis hellgrau und unter einer starken Lupe leicht rau bis körnig. In der Mitte der Fruchtkörper befindet sich oftmals ein kleiner, so genannter Sekundärfruchtkörper. Dieser besteht aus kleinen, weißlichen Haarbüscheln.
Die Art wächst vor allem auf kleineren (nie dicken) Ästen und auf faulenden Pflanzenresten, meist auf Stängel von Kräutern wie Brennnessel, Doldenblütler, Spierstaude usw. Die Becherchen erscheinen zumeist gesellig bis rasig und sind allgemein häufig, jedoch leicht zu übersehen (man muss sich schon in verschiedene Krautgesellschaften begeben und nach kleinen Stängeln ausschau halten, um Erfolg zu haben.)

Eine nah verwandte Art ist das Zottige Haarbecherchen (Lachnella villosa). HIer liegen die Unterschiede zu einem Ascomyzeten (vor allem Dasyscyphus; Lachnum usw.) nur noch im mikroskopischen Bereich. Die Fruchtkörper werden bis 2 mm breit und sind lange geschlossen. Sie öffnen sich nach meinen intensiven Beobachtungen erst nach einer größeren Feuchtigkeit. Der ganze Fruchtkörper ist schneeweiß gefärbt. In der Mitte befindet sich oftmals ein kleiner, grauer Punkt (?, drei Jahre lang immer wieder beobachtet), was für mich ein (umstrittenes?) Merkmal dieser Art ist. Außen befinden sich unzählige, stark abstehende, wollig-zottige Haare. (Irgenwie kann man dem Pilz ansehen, dass es sich um einen Basidiomyzeten handelt!).
Diese Art wurde von mir bislang NUR auf abgestorbenen, vorjährigen Stängeln von Spierstaude gefunden, dort, wo im Spätherbst des öfteren Winzige Weichbecherchen (Mollisia revincta) erscheinen. Es handelt sich durchweg um dickere, dunkelgraue Stängel, die sehr feucht liegen. Meiner Beobachtungen nach dürfte es sich um einen Frühlingspilz handeln, da ich ihn nur zwischen März und Juni finden konnte.

Eine recht auffällige und doch unauffällige Art ist der Gelbe Schüsselschwindling (Calyptella capula var. campanula; Anm: früher eigene Art). Die Fruchtkörper dieser Art wachsen geotropisch und ähneln durchaus einem Kelch. Der Becherteil ist schwefelgelb gefärbt und außen leicht weißlich bereift, innen jedoch glatt. Beim kleinen, gelblichen Stielteil handelt es sich um einen Pseudostiel.
Der Schüsselschwindling wächst gerne auf abgestorbenen Wurzelteilen von Kräutern, aber auch auf Stängeln, kleinen Holzstücken sowie andere Pflanzenreste. Er erscheint ganzjährig und dürfte ganz ordentlich verbreitet sein, er ist jedoch nicht häufig.

Viele Grüße,
Kazuya

Beiträge in diesem Thread

Cyphelloide Basidiomyzeten, von Kazuya -- Notizbrettbildservice -- 11. Juni 2003, 20:42 Uhr
Nachtrag -- Kazuya -- 12. Juni 2003, 13:43 Uhr
Re: Nachtrag-Kennst Du Zentralalgerien?? *oT* -- hansuwe -- 12. Juni 2003, 14:44 Uhr

[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2003 wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.