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Pilze Pilze Forum Archiv 2003

"Brandneu" Brandstellenpilze, v. Kazuya (643 KB)

Geschrieben von: Notizbrettbildservice
Datum: 6. Juli 2003, 20:45 Uhr


Hallihallo,
ich werde hier im wahrsten Sinne des Wortes von den Themen überrumpelt. Letzte Woche hatte ich eigentlich doch vor, heute den Pokal-Rippenbecherling (Helvella acetabulum) zu bringen, doch nun müsst ihr halt noch bis Mittwoch (hoffentlich dann aber) warten.

Ich hatte eigentlich einen Kurzausflug vorgesehen, doch da begegnete mir diese Brandstelle:

Etwas überrascht war ich schon, kannte ich bis dato doch nur 2 Brandstellen (also sehr rar, mindestens RL2 *gg*) in meiner Gegend. Es musste also irgendwann mal etwas geschehen auf der verbrannten Erde. Und so war es auch. Während auf den beiden anderen Brandstellen keine Pilzarten (wohl anorganische Stoffe mitverbrannt) gefunden wurden, so war diese doch voll davon. Ich schaute also nach, und schon war ein Tintling entdeckt:
Brandstellen-Tintling, Kohlentintling (Coprinus angulatus):

Dieser Tintling, ein typischer Vertreter der großen Gattung, ist leicht erkennbar an den rotbraunen Hüten, deren Oberfläche fein weißlich bereift ist. Jüngere Fruchtkörper sind dunkel rotbraun, während sie später in ein helles Braun ausblassen. In Verbindung mit dem Vorkommen auf Brandstellen ist dieser Pilz unverwechselbar.
Ein weiterer Tintling auf diesem Substrat, Coprinus gonophyllus, der Kleine Kohlen-Tintling, kann zur gleichen Zeit gefunden werden, hat jedoch einen weißlichen bis grauweißlichen Hut und ist, meiner Meinung nach, wesentlich seltener.
Nach genauem Hinsehen wurde ein weiterer carbophiler Pilz gefunden: Der Branstellen-Kotling (Ascobolus carbonarius):

Dieser kleine operculate Becherling wächst ausschließlich auf Brandstellen, dies im gegensatz zu vielen seiner Gattungsverwandten, weshalb der Name "Kotling" hier eigentlich fehl am Platze ist. Dennoch weist er die gleichen Makro- wie Mikromerkmale auf und ist deshalb zu Recht in die Gattung ASCOBOLUS einzuordnen. Zu erkennen ist diese Art an den jung olivgrünlichen bis gelbgrünen Fruchtkörpern, die sich später rasch in ein dunkles rotbraun umfärben und im Alter fast schwarz sind, sodass sie auf dem schwarzen Untergrund kaum auszumachen sind. Im Alter ist zudem das Hymenium typisch rau punktiert, jedoch nicht deutlich schwarz punktiert, da die Fruchtschicht selbst zu dunkel ist um die schwarzen Sporen erkennen zu können (bei Gattungsverwandten wie bei Ascobolus denudatus sind die Sporen durch kleine schwarze Punkte erkennbar). Mikroskopisch haben die Sporen ein unverwechselbares Merkmal: Sie sind weißlich "gestreift und langelliptisch bis gleichmäßig oval und dunkelbraun bis schwarz.
Junge Fruchtkörper sind olivgrünlich:

Im Alter färben sie sich jedoch um:

Auf Brandstellen sind noch eine Vielzahl anderer Becherlinge wie auch Basidiomyceten heimisch. Ich habe mir vorgenommen, die Brandstelle ein oder mehrere Jahre lang zu beobachten, um evtl. weitere Arten feststellen zu können.

Die Brandstelle selbst lag in einem freien (Pferdeweide) Laubwald bestehend aus einzeln stehenden Weisen, die größtenteils von Phellinus trivialis befallen waren. Die Brandstelle wurde umgeben von Urtica dioica, Aegopodium podagraria, Taraxacum officinale sowie diverse Cirsium-Arten. Etwa 80 % der Brandstelle war frei von jeglichem Pflanzenbewuchs, während sich auf 20 % Giersch breitgemacht hatte. erbrannt wurde angeblich abgestorbenes Weidenholz (offenbar hatte der Phellinus seinen Job erfüllt). Zwischen winzigsten Holzstückchen waren größere Holzteile. Nur auf diesen Teilen wurde Ascobolus carbonarius gefunden. Dies könnte man fast als "ligno-carbonicol" bezeichnen. Am Rande der Brandstelle wurde noch ein Pilz gefunden:
Pluteus cervinus, der Rehbraune Dachpilz:

Das wars...sobald sich auf dem schwarzen Boden etwas tut, werde ich es hier bekanntgeben.
Beste Grüße aus der Nordeifel,
Kazuya

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"Brandneu" Brandstellenpilze, v. Kazuya (643 KB) -- Notizbrettbildservice -- 6. Juli 2003, 20:45 Uhr
Re: "Brandneu" Brandstellenpilze, v. Kazuya (643 K -- Huperzia und Andreas -- 6. Juli 2003, 21:37 Uhr
Re: "Brandneu" Brandstellenpilze, v. Kazuya (643 K -- Heinz Ebert -- 8. Juli 2003, 20:44 Uhr
Re: "Brandneu" Brandstellenpilze, v. Kazuya (643 K -- Kazuya -- 9. Juli 2003, 20:34 Uhr

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