Hallo Birgit,
mit richtig amHut anhaftenden Velum (so wie beim Schopftintling) gibt es auf Dung nur zwei Arten die sich wie folgt unterscheiden (nach Cacialli, Caroti & Doveri 1999):
1. Hut unaufgeschirmt bis 5 x 2,5 cm, mit Ring und volva-artiger Stielscheide, Sporen 20-23,5 x 12,5-14,5 µm, auf Pferdemist .......................... C. sterquilinus
1* Hut unaufgeschirmt bis 2 x 1,5 cm, nur mit Ring, Sporen 6,7-9,3 x 5,3-6,8 µm, auf Hirschdung ......................... C. spadiceosporus
Orton & Watling (1979) gebe die Sporen mit (16)17-22(23) x 10-13(13,5) µm an. Sie vermerken folgendes (übersetzt): "Einfach zu erkennen anhand des Ringes, der sehr großen Sporen und dem Vorkommen auf Dung. Er ist ziemlich kleiner und weniger ausgeprägt schuppig als C.comatus, der auch nicht auf Dung wächst."
Ich denke, dass du zweifelsfrei C. sterquilinus gefunden hast.
Zur Verbreitung folgendes:
Orton & Watling für Großbritannien: "Selten berichtet aber weit verbreitet."
Cacialli et al. für Italien: "Es ist weltweit eine häufige und weitverbreitete Art [...] und wir können sagen, dass er zahlreich und regelmäßig an der einzigen Stelledie wir kennen fruktifiziert."
Die Funde aus Westdeutschland kennst Du ja bereits, doch haben wir derzeit in Baden-Württemberg 9 Nachweise, wovon einer aus dem Jahr 1929 stammt, alle anderen nach 1975.
In Ostdeutschland vermerkt Kreisel (1987) "selten im Flach- und Hügelland" und führt 6-7 Fundorte auf. Interessanterweise gibt er als Wuchsort "auf Mist, gedüngter Erde und Schutt in Gärten und Kläranlagen, an Wegrändern" an, während sich alle anderen Autoren einig sind, dass die Art nur auf Pferdemist wächst.
Von Bender, Enderle & Krieglsteiner sind diverse Beiträge (ich glaube 6 oder 7) zu den Tintlingen in der Zeitschrift für Mykologie erschienen, so etwa in den Jahren 1982 bis 1995. Habe ich leider nicht zur Hand, nur die Bestimmungsschlüssel, aber die Bestimmung ist ja eh klar.
Vielleicht als letzte Anmerkung noch:
Diese Art wird nach neuerer Gliederung zusammen mit dem Schopftintling (C.comatus) die einzigen (bekannteren) Arten der Gattung Coprinus im neuen engen Sinne bilden, die nahe verwandt mit Agaricus ist, während alle anderen Tintlinge in 3 "neue" Gattungen gestellt werden (Coprinella, Coprinopsis und Parasola), die mit den Psathyrellen nahe verwandt sind.
Literatur:
Cacialli, G., V. Caroti & F. Doveri (1999) - Contributio ad cognitionem Coprinorum. AMB Trento.
Kreisel, H. (Hrsg.,1987) - Pilzflorader deutschen demokratischen Republik. Jena.
Orton, P.D. & R.Watling (1979) - British Fungus Flora 2. Coprinaceae: Coprinus. Edinburgh.
Beste Grüße,
Andreas
: Hallo ihr Lieben,
: ich habe nunmehr schon öfter dieses Jahr einen netten kleinen Tintling auf
: Pferdemist gefunden, er siehr aus wie eine Miniausgabe vom Schopftintling
: und hat ebenso einen RIng. Nachdem ich mich erfolglos durch die Pilze der
: Schweiz gewühlt habe, kam Gott sei Dank der Tintling (die Zeitung) und da
: war ein Bericht über Tintlinge und auch ein Foto von C. sterquilinus drin.
: Im Parey Buch der Pilze steht er auch drin, da sind aber nur minimale
: mikroskopische Angaben drin, die von mir gemessenen Sporen stimmen da auch
: gut (18-20.5*10-11 µm). Jetzt stellt sich mir natürlich die Frage ob Ring
: und Sporengröße für ne Bestimmung auch wirklich ausreichend sind? Wo gibts
: mehr Infos über diesen Tintling?
: Zweite Frage: im Pareys steht C. sterquilinus unter RL3, im Verbreitungsatlas
: von Krieglsteiner gibts in Bayern grad mal vier FUndpunkte. Ist dieser
: Pilz wirklich so selten (oder mögen Mykologen keine Pferdemisthaufen?
: ;-)).
: Liebe Grüße
: Birgit