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Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Pilze in Schweden… (Zustandsbericht)

Geschrieben von: Thomas Pruß
Datum: 8. September 2003, 14:00 Uhr


… zu finden, war fast ebenso schwer wie in heimischen Landen.

Moin zusammen,
komme gerade von einem mehrtägigen „Dienst-Angeln“ aus der südschwedischen Provinz Blekinge (Karlshamn) zurück. Fischtechnisch ging der Trip voll in Ordnung mit Dorschen und Heringen „bis zum Verlust der Muttersprache“ und einigen wirklich guten Hechten.
Auf die Frage nach den Pilzen schüttelten unsere Guides aber nur traurig die Köpfe. Bis auf einen kurzen Schub im Juni, als es ein paar Tage heftig regnete (damals fand ich im Feriengebiet Harsjömåla nur ein paar, wenngleich riesige, Maronen), scheint es in Südschweden in diesem Jahr nur wenig zu geben.
Auf einer Kurzexkursion durch den 1000 ha großen Naturpark Eriksberg fand ich bis auf ein paar traurige Eierboviste am Ufer der Ostsee nichts, null, nada!
Bei einem Versuch auf Meerforellen nahe Karlshamn liefen wir ein paar Kilometer Ostseeküste ab, die hier fast durchgehend Schaf- und Kuhweide ist. Die Landschaft ist wirklich pittoresk mit ihren großen Findlingsblöcken, steinigen Ufern, zotal verbissenen und von Stürmen zerfledderten Schlehen- und Rotdornbüschen und uralten Steinmauern. Nur hier und da wuchsen ganz vereinzelt ein paar Wiesenchampis. Unser Guide berichtete, dass man hier in normalen Jahren die Champis säckeweise wegtragen kann. Und das will was heißen, denn die Pilzsuche ist den Schweden scheinbar genetisch eingeimpft ;-).
Lediglich auf der kleinen Insel Boöa nahe Karlshamn wagten sich ein paar Geflecktblättrige Rüblinge aus dem harten Moospolstern hervor.
Die Wälder aus Fichte, Kiefer, Eiche, Buche und Hainbuche waren knochentrocken. Viele Bäume, vor allem die, die sich mühsam auf einer fingerdicken Humusschicht angesiedelt haben und sich mit den Wurzeln um die Granitfelsen krallen, waren kompett verdorrt. Selbst der Wacholder, der den Standort „nackter Fels“ als sein ganz persönliches Reich sieht, zeigte vielerorts Ausfälle: Ganze Strauchteile waren braun verdorrt. Und selbst dort, wo kleine Auen in die Ostsee münden, war der Boden 5 m neben dem Fluss pulvertrocken.
Die Mörrum, Schwedens größter Lachpuff … äh… -fluss, an dessen Ufern man bei der meist vergeblichen Angelei auf Lachse kurzweilig Steinpilze und Pfifferlinge und andere Pilze in Kilogebinden sammeln kann, dass einem die Fische bald völlig wurscht sind, führte nur 9 cbm Wasser/sec, was soviel wie „ausgetrocknet“ heißt.
Eine kleine Abschiedsüberraschung sah ich dann am Tag der Abreise: Auf einer Wiese entlang der E 22 zwischen Karlshamn und Mörrum schoben sich ein paar wirklich gigantische Champignons aus dem Boden. Aber was half es?: Die Wiese war von der Straße mit einem hohen Zaun (gegen Wildwechsel) hermetisch abgeschirmt…
Aber auch in Schweden gilt das Prinzip Hoffnung: Unser Guide Daniel Aert, der uns so zuverlässig zu den Dorschen führte und selbst ein wilder Pilzer ist, ist sich sicher, dass es noch einen, wenngleich kurzen Schub geben wird, wenn die Bodenfeuchte stimmt. Und die Aussichten dafür standen am Tag unserer Abreise nicht schlecht…

Grüsslis
Thomas

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