hallihallo,
in den letzten paar Tagen war hier mykologisch richtig was los. Besonders häufig waren viele Arten der Gattung Champignon (Agaricus) und der Parasol (Macrolepiota procera). Aber natürlich standen hier (mal wieder) die etwas selteneren und weniger bekannten Arten im Vordergrund, die ich hier vorstellen möchte, da sie mindestens ebenso interessant sind wie die üblichen Alltagspilze.
Sehr bemerkenswert fand ich folgende Art:
SERICEOMYCES SERENUS - Weißseidiger Egerlingsschirmling
Nach BK soll sie an wärmebegünstigten Stellen (sommerwarm) erscheinen und hierzulande eigentlich selten sein. Die völlig weißen Fruchtkörper wuchsen in einem schattigen Erlenbruchwald zwischen dichtem Gestrüpp aus Brombeer-Ranken und Holunderästen. Der Hut ist gut 40 mm breit und zentral leicht gebuckelt, dort auch ein wenig cremefarben. Die Oberfläche ist seidig glatt und nur am Rand bisweilen mit Velumresten versehen. Die Lamellen sind reinweiß bis hellcreme und frei. Die bis zu 60 mm langen Stiele sind deutlich beringt (Ring nach unten abziehbar, nach meinen Beobachtungen leicht beweglich) und basal auffällig verdickt (keulig). Die Fruchtkörper sind in ihrer Konsistenz recht brüchig und eher zart.
Diesen kleinen fand ich auf einer lichten Weide:
TUBARIA DISPERSA - Gelbblättriger Trompetenschnitzling
Ein etwas weniger bekannter Vertreter der kleinen Gattung Tubaria, der auch nicht zu den häufigsten Erscheinungen zählt. Der Hut wird gerade mal bis 18 mm breit und ist konvex bis abgeflacht. Er ist hellgelbbraun bis cremegelblich gefärbt und glatt bis etwas uneben. Die Lamellen stehen im Kontrast zu den übrigen, hellgefärbten Teilen des Fruchtkörpers: Sie sind auffallend gelb gefärbt und gerade angewachsen bis etwas herablaufend, im Schnitt etwas dreieckig. Der Steil ist nahezu weißlich, zylindrisch und vor allem gegen die Spitze deutlich weiß faserig.
Ebenfalls auf Weiden vorkommend, aber wesentlich größer:
MACROLEPIOTA EXCORIATA - Acker-Riesenschirmling
Diese Art bildet Hüte mit bis zu 160 mm Breite, die Oberfläche ist hell haselbraun schuppig auf weißlichem Grund. Die Lamellen sind und bleiben weiß bis weißlich und erreichen den Stiel nicht (frei; > Gattungstypisch). Der Stiel ist zylindrisch, basal aber etwas verdickt und weist einen deutlichen, beweglichen Ring auf. Oberlächlich ist er weiß und schwach überfasert bis glatt. Typisch für die Art ist das Vorkommen außerhalb von Wäldern sowie der ziemlich (weiß) helle Hut, der nur zum Rand hin deutlich schuppig aufreißt und sonst zentral mit einer haselbraunen "Scheibe" versehen ist.
Nicht so selten, aber immer wieder übersehen oder nur als Einzelfruchtkörper fotografiert:
MYCENA RORIDA - Schleimstiel-Helmling
Beim "Helmlingsbeitrag" von mir vor gut einem Jahr hatte ich ihn versehentlich mit dem bisweilen ähnlichen Mycena vulgaris verwechselt, sehe aber nun doch beträchtliche Unterschiede. Der 8 - 15 mm breite Hut ist meist weiß mit deutlich dunkelgefärbter Mitte (hellbraun bis creme). Die Oberfläche ist glatt und radialfurchig (gerieft). Die Lamellen sind weiß und laufen am Stiel herab. Der Stiel selbst birgt das namensgebende Merkmal: Er ist von einer dicken, hyalinen Schleimschicht überzogen, die im unteren Drittel besonders dick ist. Ansonsten ist der Stiel recht dünn, aber biegsam und weiß. Die Art bevorzugt tote Stängel von Rubus-Arten (z.B. Brombeere) und erscheint gerne in größeren Krautbeständen. Dort muss man dann schon etwas herumwühlen, ehe man die Art findet.
Wahrscheinlich häufiger als in der Lit. bisweilen beschrieben:
CALYPTELLA CAPULA VAR: CAPULA - Mützenförmiger Schüsselschwindling
Die Art zählt zu den sog. "cyphelloiden Basidiomyzeten", die sich taxonomisch entweder in Richtung Schichtpilz oder aber sogar in Richtung Lamellenpilze (Agaricales; dort teils zu den Ritterlingsartigen) einordnen lassen. Sie nehmen mit ihrer teils außergewöhnlichen Form so oder so eine gewisse Sonderstellung ein. Davon ist die hier beschriebene Art (gemeinsam mit Lachnella alboviolaceus) die häufigste Art. Sie bildet kleine, bis etwa 4 mm hoch werdende und 2,5 mm breite Fruchtkörper aus, die kelch- bis mützenförmig aussehen. Sie bilden kleine "Pseudostiele", mit denen sie am Substrat anhaften. Der ganze Fruchtkörper ist weißlich und wirkt sehr brüchig. Die Art ist nicht nur ein Saprophyt, sondern erscheint sogar parasitisch an lebenden Stängeln (!!!!). Beobachtet wurden hier (grüne, lebende) Stängel von Brennnessel (Urtica dioica) wie auch von Giersch. Kann das vielleicht jemand bezeugen oder hat jemand sogar schon ähnliche Beobachtungen gemacht? Mich würde die Lebensweise dieser kleinen Art sehr interessieren.
Beste Grüße,
Kazuya