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Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Viele kleine Pilze - Helmlinge (Mycena), v. Kazuya

Geschrieben von: Notizbrettbildservice
Datum: 1. Oktober 2003, 10:51 Uhr


hallo,

1) Dieser Beitrag ist eine Fortsetzung des vorangegangenen Beitrags über die Gattung Helmlinge (MYCENA).

2) Die Arten
Wahrscheinlich ein recht gut bekannter Helmling, der Große Bluthelmling (Mycena haematopus). Ich glaube ihn in den letzten Tagen einmal im Forum abgebildet gesehen zu haben. Der Hut dieses eher mittelgroßen Helmlings bleibt lange kegelförmig und wird kaum mehr als 30 mm breit. Die Oberfläche ist jung fein weißlich bereift, später kahl. Die Farbe ist auffallend weinrötlich bis fleischfarben und wird gegen den durchscheinend Rand blasser. Der Rand ist zudem zackig behangen, ein typisches Merkmal dieser Art. Die Lamellen sind weißlich und aufsteigend angewachsen. Der zylindrische Stiel kann basal schwach verdickt sein und ist auf der ganzen weinroten Oberfläche fein weiß bestäubt bzw. bereift. Nach Verletzung der Fruchtkörper tritt sofort eine blutfarbene Flüssigkeit aus, die der Art den Namen gegeben hat. Der Große Bluthelmling wächst meines Wissens immer zu mehreren büschelig auf abgestorbenen Stümpfen und Stämmen diverser Laubhölzer, gerne an Buche oder Erle. Die Art scheint nicht selten zu sein, ist aber kein Alltagspilz [wie z.B. Waldfreundrübling (Collybia dryophila)]. Die Erscheinungszeit liegt zwischen August und Oktober.
Großer Bluthelmling - MYCENA HAEMATOPUS

Der Buntstielige Helmling (Mycena inclinata) hat ähnliche Substratansprüche wie die oben erwähnte Art. Er scheint aber etwas seltener zu sein, ist doch der hier beschriebene Fund mein Erstfund. Vielleicht achtet man aber auch nicht so sehr auf die büscheligen, braunhütigen Helmlinge und stempelt sie allesamt als Rosablättrige Helmlinge (Mycena galericulata) ab, der durchaus ähnliche Fruchtkörper bilden kann. Der Buntstielige Helmling gehört zu den mittelgroßen Helmlingsarten (Hut 20 - 45 mm). Der Hut ist jung kegelig bis glockig und später +/- ausgebreitet und schwach breit gebuckelt. Die Oberfläche ist glatt und graubraun bis gelbbraun, bisweilen aber mit anderen Farbtönen (orange) durchmischt. Der Rand ist gerieft und schwach gezähnelt, im Alter glatt. Die weißen Lamellen sind aufsteigend angewachsen. Der zylindrische, oft recht lange Stiel gibt das entscheidende Merkmal: Die Farbe wechselt von der Spitze bis zur Basis mindestens 2 - 3 mal. Die Spitze ist weißlich, während die Mitte des Stiels oft braun, gelbbraun oder orangebraun gefärbt ist. Im unteren Drittel geht die Farbe dann in ein düsteres Kastanienbraun über. Der Stiel ist auf ganzer Länge glatt und basal mit einem weißlichen Filz versehen. Die Art wächst bevorzugt auf abgestorbenen, morschen Laubholzstämmen und -strünken und erscheint immer büschelig. Die Erscheinungszeit liegt hier zwischen September und November.
Buntstieliger Helmling - MYCENA INCLINATA

Eine kleine Gruppe innerhalb der Gattung bilden die Nitrathelmlinge. Allen gemeinsam ist der Geruch nach Nitrat (alkalisch). Es ist oft nicht ganz so einfach, diesen Geruch festzustellen und zuzuordnen. Mit etwas Übung dürfte aber auch dies kein Problem sein. Der gleiche Geruch hat auch der Alkalische Rötling (Entoloma nidorosum [rhodopolium var. nidorosum]), hier nur stärker ausgebildet. Die Arten mit Nitratgeruch sind:
Gelbstieliger Nitrathelmling (Mycena renati)
Büscheliger Nitrathelmling (Mycena stipata [früher Mycena alcalina])
Zweisporiger Nitrathelmling (Mycena silvae-nigrae)
Grauer Nitrathelmling (Mycena leptocephala)

Haarstieliger Helmling (Mycena capillaripes)
Grünschneidiger Helmling (Mycena viridimarginata)
Violettfarbiger Helmling (Mycena albidolilacea)

Die vier oben erwähnten Arten haben den stärksten bzw. den eindeutigsten Nitratgeruch innerhalb der Gattung. Bei den anderen drei Arten ist dieser spezifische Geruch eher schwach, aber wahrnehmbar. Von allen Nitrathelmlingen ist der Büschelige Nitrathelmling (Mycena stipata) wahrscheinlich der häufigste, gefolgt vom Gelbstieligen Nitrathelmling (Mycena renati). Während letzterer leicht bestimmbar durch den orangegelben Stiel ist, treten bei M. stipata immer wieder Abgrenzungsprobleme zu M. silvae-nigrae auf. Diese können nur mikroskopisch gelöst werden. Der Graue Nitrathelmling (Mycena leptocephala) unterscheidet sich durch eher geselliges (oder zu wenigen zusammen) Wachstum und durch den Standort im Laubwald auf kleinen Laubholzresten. Zu allen anderen Arten mit Nitratgeruch unterscheidet sich diese Art zudem durch weiße Lamellenschneiden (M. albidolilacea hat zumeist rosagetönte Lamellenschneiden, die aber bisweilen weiß sein können!). Der Hut von M. leptocephala wird bis etwa 35 mm breit und ist anfangs kegelig, später breitkegelig mit zentralem Buckel. Die Oberfläche ist graubraun bis grau, vor allem im jungen Zustand oder gegen den stark gerieften Rand. Die weißen Lamellen sind aufsteigend angewachsen. Der zylindrische, recht dünne und lange Stiel ist relativ brüchig. Beim Veruch, die Laubholzäste um den Fruchtkörpern herum zu entfernen, brachen sämtliche Stiele über (passiert bei anderen Arten nicht ganz so oft). Der Stiel ist weißlich bis grauweißlich (teils hyalin) und glatt. Der Graue Nitrathelmling ist recht gut verbreitet, aber nicht ganz leicht zu bestimmen. Die graubraunen Fruchtkörper, die nicht besonders büschelig wachsen und trotzdem nach deutlich nach Nitrat riechen, machen die Bestimmung aber einfacher, zumal M. stipata durch das büschelige Erscheinen, M. renati durch den orangen Stiel und M. silvae-nigrae durch das Vorkommen vorwiegend in Nadelwäldern auf morschen Strünken. Kennzeichnend für die hier beschriebene Art soll das Vorkommen auf Erdboden [hier: kleine, vergrabene Laubholzäste (wahrscheinlich Buche)] sowie die kleinen Fruchtkörper (die hier eine Hutbreite von ca. 30 - 35 mm hatten).
Grauer Nitrathelmling - MYCENA LEPTOCEPHALA

Der Fleischfarbene Helmling (Mycena metata), der aufgrund seiner ausgeprägt kegeligen Hutform auch Kegeliger Helmling genannt wird, ist in reinen Nadelwäldern mit Fichten relativ häufig anzutreffen, wird aber oft übersehen oder verwechselt. Die unscheinbaren, kleinen, graubraunen Fruchtkörper lassen Verwechslungen mit anderen Helmlingen zu. Die Art zählt zu den kleinen Helmlingen (Hutbreite < 25 mm). Die Oberfläche des Hutes ist glatt und graubraun bis fleischockerlich (Name!), gegen die stark gebuckelte Mitte meist dunkler. Der Rand ist deutlich gerieft und glatt. Die Lamellen sind weiß und aufsteigend angewachsen. Der zylindrische Stiel zeigt keine auffälligen Merkmale, er ist lediglich glatt und graubraun gefärbt (teils hyalin). Typisch für die Art ist der spitzkegelige Hut und das oftmals rasige Erscheinen in Nadelwäldern (vor allem Fichte). Die kleinen Fruchtkörper sind auch typisch.
Fleischfarbener (Kegeliger) Helmling - MYCENA METATA

Schon im letzten Jahr dabei gewesen, jetzt endlich ein Foto mit frischen Fruchtkörpern: Der Rillstielige Helmling (Mycena polygramma). In seinem typischen Erscheinungsbild kann die Art eigentlich nicht verwechselt werden, doch können die artweisenden Merkmale auch ausbleiben. Mit einer Hutbreite von über 40 mm gehört die Art zu den mittelgroßen Helmlingen. Die Oberfläche des lange breitkegeligen Hutes ist glatt (jung evtl. fein bereift) und graubraun, gegen die Mitte meist mehr braun, gegen den gerieften Rand mehr grau. Die weißen Lamellen sind gerade bis aufsteigend angewachsen. Der zylindrische Stiel hat entscheidende Merkmale: Die Oberfläche ist stark längsrillig und auffallend blaugrau bis dunkelgrau. Der typische Standort dieser Art liegt im feuchten Laubwald (bisweilen auch im Nadelwald) auf morschen, teils vergrabenen Strünken und Stämmen. Die Art dürfte recht häufig sein und erscheint ab August.
Rillstieliger Helmling - MYCENA POLYGRAMMA

3) Worterläuterungen

haematopus = gr. haima "Blut" (vgl. Agaricus haemorrhoidarius, Hämaglobin, etc.), gr. pes "Fuß"

basal = an der Basis, z.B. am unteren Ende eines Stieles (vgl. Basalschnalle einer Basidie)

Nitrat = häufig als Oxydations- und Düngemittel verwendetes Salz der Salpetersäure

4) Schluss :-)

...to be continued (Fortsetzung folgt...)

Beste Grüße,
Kazuya

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