| |
Pilze Pilze Forum Archiv 2003
Re: Pilze und Ethik...
Geschrieben von: EricS Antwort auf: Pilze und Ethik... (josh)
Datum: 9. Oktober 2003, 12:22 Uhr
|
Hi Josh, die von Dir beschriebenen Pilzsammler kenne ich auch. Verblüffenderweise hatten sie aber immer tatsächlich die begehrten Kahlköpfe gesammelt und ich kenne auch mindestens ein Gebiet hier ganz in der Nähe, in dem mit hoher Stetigkeit Funde gemacht werden können. Und von wem hab' ich die Information? Von einem Bekannten der sich die Welt gerne mal etwas bunter anschaut. Nun, vor ein paar Jahren (mit 19 glaube ich), habe ich zum ersten (von insgesamt zweimal) von Psilocyben gekostet. Ich bereue es nicht, die Erfahrung war es wert, doch würde ich es nicht mehr tun. Irgendwie hat es seine Faszination verloren. Wir sind dazu nach Basel gefahren und haben eine Tüte der getrockneten P.cubensis gekauft. Gegessen habe ich meine 4-5 Pilze parallel zu einem Roggenbrötchen mit Philadelphia - die Pilze schmeckten einfach nur *böarks*. Mit Einsetzen der Wirkung geschah natürlich seltsames: - ein Freund stolperte über eine Treppenstufe, wir anderen kriegten uns nicht mehr und waren für eine Viertelstunde nur am lachen. Aber so, daß man hinterher total verheult war und einem die Bauchmuskeln weh taten. - Dinge fingen an sich zu bewegen. Beispielsweise hoben und senkten sich sämtliche Gullydeckel periodisch (nicht willkürlich, sondern sehr gleichförmig). - besonders auffallend waren die anderem Menschen. Die einen hatten sonderbare Farben (speziell Haare und Gesicht), andere sahen aus wie lebende Tote (blaß und mit den Konturen ihres Schädels direkt unter der Haut). Schaute man genauer hin, konnte man auf jedem Gesicht unzählige Haare feststellen, die einem in Normalform nie und nimmer aufgefallen wären. Nach etwa 3 Std. war die Wirkung komplett verflogen, die Welt um einen herum war plötzlich - sagen wir einmal öde. Persönlich werde ich das nicht wiederholen, mir ist die Lust daran vergangen. Lieber laufe ich 3 Std. im Wald spazieren und finde mir unbekannte Pilze, die sich meist erfolgreich einer Heimbestimmung erwehren. Oder als Spruch aus der philosophischen Mottenkiste: "Die Welt ist bunt genug - als das man sie sich mit Pilzen o.ä. noch bunter gestalten müßte." Es war wie gesagt eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte, doch für mich hat sie ihren Reiz verloren. Die Methodik vieler Psilocyben-Sammler stößt bei mir aber auf Unverständnis. Die Psilosuche gleicht zu oft einem Glücksspiel, zumal das erforderliche Wissen um Verwechslungsgefahren meist fehlt. Im DGfM-Forum wurde einmal der Fall einiger Jugendlicher erörtert, die in ihrer Arglosigkeit einfach die erstbesten "kegeligen, braunen Pilze" mitnahmen, die ihnen begegneten. Wohl in absoluter Unkenntnis der ökologischen Ansprüche eines Spitzkegeligen Kahlkopfes nahmen sie getreu dem Motto "Pilze findet man im Wald" fatalerweise ein paar Spitzgebuckelte Rauhköpfe (Cortinarius orellanus) mit nach Hause - mit tödlichen Folgen. Die Alternative ins Ausland zu fahren und sich dort bei Verkäufern einzudecken ist da allemal sicherer. Der Genuß von Psilocyben wird verglichen mit anderen Drogen noch als relativ harmlos eingestuft. Auch der therapeutische Nutzen von Psilocybin wird oft genug wiederholt. Novartis (glaube ich) hat den Reinstoff auch schon produziert und vertrieben, doch wurde die Herstellung eingestellt. Eigentlich sind die Pilze besser als ihr Ruf, sollte man meinen. Ich möchte jetzt nicht auf das Thema "Legalize it" vs. "Ban it" kommen, das würde doch zu weit führen (und die Forenbenutzer würden sich gegenseitig die Schädel einschlagen *gg*). Doch: wer auch immer naturbelassene Rauschmittel haben möchte, der bekommt sie auch - gratis und bereits vorbestimmt. In jedem Botanischen Garten. Ich hoffe nicht zu weit ins Faseln abgerutscht zu sein ;-))) Viele Grüße, Eric
|
| |
Pilze Pilze Forum Archiv 2003 wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.