Moin zusammen,
in den Husumer Nachrichten stand am Mittwoch (8. 10.) ein Artikel des Korrespondeten Sergei Lopationok, der Red. des Magazins „Gorod“ in St. Petersburg ist.
Es ging um die Pilzernte in Russland unter dem Titel:
Petersburger Leidenschaft: „Die Pilze wie mit der Sense mähen“
Hier ein Auszug:
Die Menschen in St. Petersburg treibt es in diesen Wochen anscheinend unaufhaltsam ins Grüne. Die Busse und Züge der Vorortbahnen sind überfüllt mit Mannern und Frauen, Alten und Jungen, die es, mit Körben und Messern ausgerüstet, in die dichten Wälder des Leningrader Gebietes zieht – in die Pilze. Russland im Sammelfieber.
Die brutale Statistik in diesem Herbst spricht Bände: Fast 500 Vergiftungen – 35 Menschen konnten sogar die Ärtze nicht mehr helfen, allein im Leningrader Gebiet verlaufen sich durchschnittlich jedes Wochenende 10 bis 15 Menschen (und bis heute konnten nicht alle wieder gefunden werden), und ein junger Mann trat auf eine Landmine aus dem 2. Weltkrieg. Doch jeden Tag fahren diei Einwohner St. Petersburgs ins Grüne, um Pilze zu sammeln.
Das Pilze suchen ist das tradtionionelle Amüsement der Städter ab Juli bis Mitte Oktober. Aber in diesem Jahr kann man „die Pilze mit einer Sense mähen“, wie die Russen sagen (…) eine solche Ernte wie in diesem Jahr gab es seit Mitte der 70er Jahre nicht mehr. Experten erwarten, dass in diesem Herbst in Russland etwa 1,5 Millionen Tonnen Pilze gesammelt werden (gewiss, Russland ist groß, aber man muss sich diese Zahl mal „auf der Zunge zergehen lassen“! – Thomas). Und man darf diese unwahrscheinlich klingende Zahl glauben (…)
Ein Pilzsammler: „Um 5 Uhr morgens aufstehen, und mittags gibt es schon etwas zu verkaufen. An guten Tagen habe ich 2000 bis 3000 Rubel in der Tasche. Meine Montasrente: 1500 Rubel (ca. 42 Euro).“
Aber es ist falsch zu denken, dass die Menschen in Russland, besonders in Großstädten wie St. Petersburg, Pilze sammeln um zu überleben. Die allermeisten machen das aus Spaß – wegen der frischen Luft, der Natur, des Picknicks im Grünen. Das Wichtigste ist das Erlebnis selbst.
(…)
Und hinzu kommt ein inoffizieller Wetbewerb – nämlich darum, wer mehr und bessere Pilze findet.
Eine neue Petersburger Mode ist es, in die Pilze über die benachbarte Grenze nach Finnland zu fahren – dort ist die Konkurrenz nicht so groß.
Doch auch dort lauert die Gefahr durch Giftpilze. Um keine Angst zu haben, muss man die erste Regel des Pilzsammlers beachten: „Finger weg von unbekannten Pilzen!“ Man kann sich aber auch an ein altes Sprichwort erinnern: „Es gibt keine schlechten Pilze. Es gibt nur schlechte Hauswirtinnen, die diese Pilze nicht zubereiten können.“ (…)
Der letzte Satz spricht für sich ;-)
Grüsslis
Thomas