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Pilze Pilze Forum Archiv 2003
Die Gattung Marasmius (Schwindling), von Kazuya
Geschrieben von: Notizbrettbildservice
Datum: 12. Oktober 2003, 19:16 Uhr
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Hallo, Bemerkung: In diesem Beitrag sollen die Gattung Marasmius (Schwindling) und die benachbarte Gattung Marasmiellus (Zwergschwindling) vorgestellt und mit 8 bzw. 2 Arten belegt werden. Der Beitrag ist wie gewohnt aufgeteilt:
1) Die Gattung Die Gattung Marasmius (Schwindling) beinhaltet etwa 30 mitteleuropäische Arten. Sie besteht überwiegend aus kleinen Saprophyten, die meist Pflanzenreste besiedeln. Ihre Fruchtkörper können nach dem Eintrocknen wieder aufleben und ihre alte Form zurückgewinnen. Vor allem die kleinen Arten sind schwer zu entdecken: Sie sind meist blatt- oder holzbewohnend. Die größeren finden sich entweder auf Wiesen (Nelkenschwindling) oder auf Holzstücken (z.B. Halsbandschwindling). Der Hut ist meist rillig gerieft bis fast gestreift und oberflächlich glatt bis fein haarig (z.B. Stechpalmen-Schwindling). Die Farbe des Hutes reicht von einem häufig vertretenen weiß bishin zu ockerbraun oder orangebraun. Die Lamellen sind weißlich und oftmals ausgebuchtet angewachsen, manchmal jedoch frei: Sie können den Stiel auf Grund eines kleinen Kollars nicht erreichen. Zudem stehen die Lamellen vor allem bei den kleineren Arten recht weit entfernt und können manchmal sogar nur rudimentär ausgebildet sein (z.B. Aderblättriger Schwindling). Der meist zylindrische Stiel ist ziemlich biegsam, oft aber nur fädig dünn. Die Oberfläche des Stiels ist glatt bis haarig oder bereift und die Farbe wechselt oft von der Spitze zur Basis. Meist ist der Stiel braun oder weißlich und dann gegen die Basis schwarzbraun gefärbt. Schwindlinge sind oft substrat-spezifisch. Sie sind meist nur an ganz speziellen Standorten nachzuweisen und dort dann oft auch häufig anzutreffen, wenn man gezielt nach ihnen sucht. So kann ein Stechpalmen-Schwindling (Marasmius hudsonii) nur zur kalten Jahreszeit unter Stechpalmen (Ilex) vorgefunden werden. Dort besiedelt der kleine Schwindling faulende Blätter. Auf Grund seines haarigen Hutes (und Stieles) ist die Art auch noch leicht erkennbar. Ein anderes Beispiel gibt der Efeu-Schwindling (Marasmius epiphylloides): Man findet ihn vor allem im Herbst auf abgefallenen Blättern von Efeu (Hedera helix). Dort scheint die Art recht häufig zu sein. Einige der größeren Schwindlinge können zu Speisezwecke verwendet werden. Allen voran der Knoblauch-Schwindling (Marasmius scorodonius), der wegen seines aromatischen, knoblauchähnlichen Geruch und Geschmacks einen guten Würzpilz hergibt. Den Nelkenschwindling (Marasmius oreades) findet manch einer schon im eigenen Rasen (ich z.B. :-)): Auch dieser Schwindling eignet sich hervorragend als Mischpilz, allerdings sind die Stiele sehr zäh. Andere Schwindlinge sind z.T. zu klein für den Kochtopf oder besitzen keinen Geschmack. Giftpilze befinden sich keine in der Gattung. 2) Die Arten Das kleine Käsepilzchen (Marasmius bulliardii) wurde wahrscheinlich schon des öfteren mit dem größeren Halsbandschwindling verwechselt. In der Tat sehen die kleinen Fruchtkörper dieser Art sehr ähnlich, so erreichen ihre Hüte kaum mehr als 10 mm Breite. Der Hut ist meist weißlich und dann im Zentrum ockerbräunlich bis schwarzbraun gefärbt. Die Oberfläche ist glatt und rillig gerieft bis gestreift. Die Mitte weist zudem häufig einen kleinen Buckel auf. Die weißen, durch einen Kollar vom Stiel getrennten Lamellen geben wichtige Bestimmungs-merkmale: Sie stehen recht weit entfernt. Außerdem sind es kaum mehr als 14, höchstens 16. Der ähnliche Halsbandschwindling weist dagegen meist über 16 Lamellen auf, manchmal sogar bis 25. Der Stiel des Käsepilzchens ist fädig dünn und gegen die Spitze weißlich, zur Basis hin schwarzbraun gefärbt. Die Oberfläche ist lederig glatt, die Konsistenz gewöhnlich recht zäh. Der Standort hat die Art in zwei Formen aufgeteilt: Einmal die forma acicola auf Nadelstreu, und einmal die forma bulliardii auf kleinen Laubholzästchen. Das Käsepilzchen im eigentlichen Sinne wächst saprophytisch auf abgestorbenen, oft vergrabenen Ästen diverser Laubhölzer und erscheint vor allem ab August. Es scheint recht häufig zu sein.
Eine etwas kleinere als die vorangenannte Art ist der Efeu-Schwindling (Marasmius epiphylloides). Seine Hüte erreichen nur ca. 4 - 7 mm. Sie sind oberflächlich weißlich bis cremefarben und glatt. Der Rand des meist abgeflachten Hutes ist glatt und weiß. Die wenigen Lamellen sind breit angewachsen bis etwas herablaufend und weißlich. Der zylindrische, fädige Stiel ist oberflächlich fein bereift und weißlich bis grauweißlich, gegen die Basis meist mehr rotbraun. Die zähen Fruchtkörper leben nach dem Eintrocknen wieder auf. Sie erscheinen ab August auf abgefallenen, faulenden und meist feucht liegenden Efeublättern. Nach gezieltem Suchen dürfte die gesellig wachsende Art häufig sein.
Kaum größer als das Käsepilzchen, aber etwas auffälliger: der Orangebraune Schwindling (Marasmius graminum). Durch seine freudig orangefarbene Hutfarbe kann die Art auch im dicksten Grasbüschel erkannt werden. Der Hut hat eine Breite von ca. 5 - 12 mm und ist in seiner Form meist konvex, manchmal aber etwas fallschirmförmig und zentral eingedellt. Die Oberfläche ist glatt und bis zur Mitte gestreift. Die Lamellen sind weißlich und durch einen kleinen Kollar vom Stiel getrennt. Der zylindrische, recht dünne Stiel ist glatt und schwarzbraun gefärbt. Der Orangebraune Schwindling kommt vor allem an grasigen Wegrändern auf feuchtliegenden Gras- und sonstigen Pflanzenresten vor. Dieser Schwindling scheint aber etwas seltener zu sein als das Käsepilzchen.
3) Worterläuterungen Saprophyt, saprophytisch = Fäulnissbewohner, Pilzarten, die abgestorbene Pflanzenreste in anorganisches Material, welches ein Untergrund für zukünftige Pflanzen darstellt, umwandeln, indem sie es zersetzen. So entsteht auch aus dem größten Baumstamm Humus. Das Material kann Holz, Blätter, Pflanzenstängel oder sogar Kot von Tieren sein. Kollar = "Halsband", ringförmige "Verdickung" unterhalb des Hutes in der Nähe des Stielansatzes, zu der die Lamellen zusammenlaufen. Durch den Kollar können sie den Stiel nicht erreichen. rudimentär = teilweises oder unvollständiges Vorhandensein von Lamellen, einem Stiel oder einem Hut. Bei den Schwindlingen sind die Lamellen manchmal nur aderig ausgebildet, man spricht von "rudimentären Lamellen". substratspezifisch = Pilzarten, die nur auf einem Substrat nachzuweisen sind, z.B. der Efeu-Schwindling auf Efeublättern usw. epiphylloides = "der Art ähnlich, die auf Blättern wächst", eigtl. von epi "auf" und phyllus "Blatt", also auf Blättern vorkommend. Da der Efeu-Schwindling dem Ast-Schwindling (Marasmius epiphyllus) ähnlich ist, gibt man diesem den Namen "epiphyllOIDES". Das "oides" am Ende eines Epithetons gibt immer eine Ähnlichkeit zu einer Art oder Gattung an, so z.B. "collybioid "rüblingsähnlich" oder "Tricholoma ustaloides"... bulliardii = zu Ehren des franz. Mykologen BULLIARD forma = Form, Stellung unterhalb einer Varietät, weicht von der Normalform oft nur durch minmale Unterschiede ab (z.B. durch Standortansprüche). graminum = Gras, von "Gramineen", Grasarten, die Bezeichnung "graminicol" wendet man bei grasbewohnenden Pilzarten an (z.B. Lachnum tenuissimum) 4) Statistiken Artenzahl = über 30 Arten
5) Fortsetzung folgt... Beste Grüße,
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