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Pilze Pilze Forum Archiv 2003
Die Gattung Marasmius, Schwindling
Geschrieben von: Kazuya
Datum: 1. November 2003, 19:18 Uhr
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Hallihallo, weiter geht’s mit den Arten aus der Gattung Marasmius, Schwindling. 1) Bemerkung In diesem Beitrag sollen die übriggebliebenen Arten der Gattung Marasmius, Schwindling, vorgestellt werden. Außerdem werden im Anschluss an diesen Beitrag noch verwandte oder ähnliche Arten erwähnt resp. abgebildet. Dies sind folgende Arten:
Crinipellis stipitaria 2) Die Arten Ein begehrter Mischpilz ist der Knoblauchschwindling (Marasmius scorodonius). Dies liegt vor allem an seinem kräftigen, knoblauchähnlichen Aroma. Außerdem hat diese Art einen recht hohen Bekanntheitsgrad und keine gefährlichen Doppelgänger, womit die Art leicht kenntlich und ziemlich gefahrlos gesammelt werden kann. Lediglich verwandte Arten wie die Großen Knoblauchschwindlinge (M. prasiosmus und M. alliaceus) haben eine gewisse Ähnlichkeit, sind aber weit größer und langstieliger, teilen jedoch den Geruch mit dem „normalen“ Knoblauchschwindling. Über die Genießbarkeit der beiden großen Knoblauchschwindlinge könnte man sich streiten, sie werden meist aber als ungenießbar bezeichnet, zudem sind sie nicht sehr häufig. Der Knoblauchschwindling erreicht mit seinem Hutdurchmesser (> 20 mm) den Status einer kleinen bis mittelgroßen Pilzart. Der Oberfläche des konvexen Hutes ist glatt und meist beige bis hellgraubraun, oft auch mit fleischfarben vermischt. Die gerade angewachsenen bis etwas aufsteigenden Lamellen sind weiß und stehen etwas entfernt. Der zylindrische Stiel hat eine recht zähe Konsistenz und ist fast einheitlich schwarzrötlich bis dunkel rotbraun gefärbt (bisweilen gegen die Basis etwas dunkler). Der Knoblauchschwindling scheint in Bezug auf seinem Standort ziemlich anspruchslos zu sein, findet man ihn doch in Laub- wie auch in reinen Nadelwäldern auf diversen Pflanzenresten (meist Holz). Seine Erscheinungszeit liegt zwischen August und Oktober.
Der Ledergelbe Schwindling (Marasmius torquescens) ist der letzte Schwindling in meinen alphabetisch geordneten Fotoprogramm (es käme noch M. wynnei, den ich noch nie gefunden hab). Sein Hut erreicht kaum mehr als 25 (30) mm und ist oberflächlich glatt und cremegelblich gefärbt, zur Mitte hin meist sogar gelbbräunlich. Der recht helle Rand des konvexen bis fast halbkugeligen Hutes ist typisch streifig gerieft. Der Hut ist zudem etwas hygrophan, wird also bei Trockenheit dunkler gelbbraun. Die aufsteigenden Lamellen zeigen das wichtigste Merkmal: Sie stehen ziemlich weit entfernt und sind hellcreme gefärbt. Der zylindrische, feinflaumige Stiel, der immer dreifarbig (Spitze weiß, Mitte haselbraun und zur Basis rotbraun) ist, macht die Art unverwechselbar. Sehr ähnlich ist jedoch der Hornstielige Schwindling (Marasmius cohaerens), der aber einen völlig glatten Stiel aufweist. Der Ledergelbe Schwindling ist meines Wissens gut verbreitet und lässt sich vor allem in größeren Krautbeständen bei Brennnesseln der Giersch inner- und außerhalb von Wäldern vorfinden.
3) Andere Arten aus den Gattungen Zwergschwindling (Marasmiellus) und Haar-Schwindling (Crinipellis) Ein sehr häufiger Zwergschwindling ist der Ast-Schwindling (Marasmiellus ramealis). Der Hutdurchmesser beträgt bei dieser Art kaum mehr als 10 (15) mm. Die Oberfläche des konvexen bis ausgebreiteten Hutes ist glatt und typisch runzelig, vor allem gegen den hellen Rand. Die Farbe des Hutes ist fleischbräunlich bis haselbraun. Die Lamellen sind weißlich und breit angewachsen. Der oft recht kurze Stiel ist zylindrisch und fein kleiig bis faserig. Der gegen die Spitze weißliche und zur Basis hin bräunliche Stiel kann mit mehreren anderen Stielen büschelig verwachsen sein. Der Ast-Schwindling besiedelt entsprechend seinem Namen kleine Äste diverser Laub- und Nadelhölzer. Sehr häufig findet man ihn ganzjährig an feuchten Ästchen von Larix (Lärche).
Ähnlich häufig wie der Ast-Schwindling ist der Matte Zwergschwindling (Marasmiellus vaillantii). Der meist flach ausgebreitete Hut wird 8 – 16 mm breit und ist oberflächlich glatt und hellcreme bis weißlich (vor allem gegen den Rand) gefärbt. Nur die schwach eingedellte Mitte des radialrunzeligen Hutes kann etwas dunkler, also cremegelblich, gefärbt sein. Die gerade angewachsenen bis schwach herablaufenden Lamellen sind weiß und relativ dünn (zwischen den Lamellen wird die Dünnfleischigkeit des Hutes deutlich). Der zylindrische Stiel ist zwar zäh, aber ziemlich weich und biegsam. Die Oberfläche des Stiels ist glatt und hasel-, zur Basis rötlichbraun gefärbt. Der Matte Zwergschwindling kommt überall dort vor, wo faulende Pflanzenreste diverser Kräuter oder Gräser zu finden sind, sowohl inner- als auch außerhalb von Wäldern. Die beiden hier beschriebenen Zwergschwindlinge sind für Speisezwecke ungeeignet.
In Verwandtschaft mit den Schwindlingen steht auch der Haar-Schwindling (Crinipellis stipitaria => früher C. scabella). Ähnlich vielen Zwergschwindlingen leben auch seine Fruchtkörper nach dem Eintrocken nicht wieder auf (wie es bei den Schwindlingen der Fall ist). Der Hut des Haar-Schwindlings wird etwa 6 – 12 mm breit und ist konvex. Die schwach runzelige Oberfläche ist fein haarig und zentral bräunlich, gegen den Rand hellbraun bis cremebraun gefärbt. Die aufsteigenden Lamellen sind schneeweiß. Der zylindrische Stiel ist auf einheitlich rotbraunem Grund auf ganzer Länge auffallend haarig-flaumig überzogen. Der hier abgebildete Fund ist mein Erstfund von dieser Art, obwohl ich annehme, sie schon zigmal übersehen zu haben. In der Tat muss man zweimal hinschauen, ehe man die Fruchtkörper findet. Die anschließende Bestimmung ist relativ einfach, vorausgesetzt, man „kennt“ die Art. Sie ist nämlich ziemlich selten, und zwar in der Literatur. Die in vielen kleineren Büchern (bis 400 Arten) nicht abgebildete Art wird oft nur im Text erwähnt. Ich fand die Art auf einer Pferdewiese auf gras- und krautbedeckter, stellenweise aber nackter Erde. Übrigens: Früher stellte man den Haar-Schwindling zu den Schwindlingen (Marasmius).
4) Worterläuterungen kleine Pilzart = Hutbreite zwischen 0,2 und 10 (12) mm, z.B. Blatthelmling (Mycena polyadelpha): 0,2 – 3 mm. mittelgroße Pilzart = Hutbreite zwischen (10) 15 und 25 (30) mm, z.B. Ledergelber Schwindling (Marasmius torquescens): 10 – 30 mm. große Pilzart = Hutbreite > 30 mm, z.B. Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides): 30 – 100 (120) mm. M. wynnei = Violetter Schwindling M. = Abkürzung für Marasmius, soweit diese Gattung anfangs ausgeschrieben wurde. Bei mehrfacher Verwendung des Gattungsnamens kürzt man diesen ab, indem man nur den Anfangsbuchstaben erwähnt. Aber Vorsicht: Bei vorheriger Erwähnung und Ausschreibung der Gattung (z.B.) Marasmius darf keine andere Gattung mit gleichem Anfangsbuchstaben abgekürzt werden (da es sonst unverständlich wird). Ramealis-Struktur = für Marasmiellus typischer Aufbau der HDS (Hutdeckschicht), d.h. bestehend aus stark warzigen, divertikulierten Hyphen von ca. 7 µm Breite (=> keine Regel ohne Ausnahme = Marasmiellus vaillantii weist keine Ramealis-Struktur auf). Divertikuliert, Divertikel = Auswuchs, Ausstülpung. Wird häufig bei Hyphen verwendet. 5) Statistiken Marasmiellus
Crinipellis
6) Bis zum nächsten Beitrag, in dem die Tintlinge (Coprinus) vorgestellt werden sollen... Beste Grüße,
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