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Pilze Pilze Forum Archiv 2003
Über die Gattung Reisigbecherchen (Bisporella)
Geschrieben von: Kazuya
Datum: 2. November 2003, 20:11 Uhr
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Hallihallo, in diesem Beitrag sollen drei Arten der Gattung Reisigbecherchen (Bisporella) vorgestellt und abgebildet werden. 1) Die Gattung Die Arten der Gattung Reisigbecherchen (Bisporella) sind vorwiegend Saprophyten, die tote Pflanzenreste (meist Holz) besiedeln. Ihre kleinen, becher- bis linsenförmigen Fruchtkörper sind mit unterschiedlicher Färbung versehen und meist kurz oder nicht gestielt. Das Hymenium ist glatt und gelb, braun oder weißlich gefärbt. Der Rand ist unbehaart und steht oft etwas hervor, vor allem im jungen Zustand der Fruchtkörper. Durch das Fehlen von Randhaaren und dem bisweilen kurz gestielten Apothezium wird die Gattung in unweiter Verwandtschaft der Stängelbecherlinge (Hymenoscyphus) gestellt und findet sich somit in der Familie Helotiaceae wieder. Von den Stängelbecherlingen unterscheiden sich die Reisigbecherchen makroskopisch durch die kurz oder nicht gestielten Fruchtkörper sowie durch den Standort an Holz. Zwar kommen auch viele Stängelbecherlinge an Holz vor, doch sind diese überwiegend deutlich gestielt (undeutlich gestielt z.B. H. epiphyllus, der aber auf Blättern zu finden ist!). Man findet die Reisigbecherchen vor allem im Herbst an totem, feuchtliegenden Stämmen diverser Laubhölzer, wobei die häufigste Art, das Zitronengelbe Reisigbecherchen (Bisporella citrina) vor allem umgestürzte Buchenstämme bevorzugt. Eine Art, das Schwefelgelbe Kernpilzbecherchen (Bisporella sulfurina) findet sich sogar auf abgestorbenen Pyrenomyzeten verschiedener Art wieder. 2) Die Arten Bekannt und häufig ist das Zitronengelbe Reisigbecherchen (Bisporella citrina). Die becher- bis linsenförmigen Fruchtkörper sitzen undeutlich gestielt dem Substrat auf und werden bis zu 3 mm breit. Durch das rasige Erscheinen sind sie somit schon von weitem als gelbliche Flecken auf dem Holz erkennbar. Das Hymenium ist glatt und zitronengelb gefärbt, wobei die Außenseite etwas heller ist. Der Rand steht vor allem jung etwas hervor und hebt sich farblich nur unwesentlich von dem Hymenium ab. Die Fruchtkörper sind überwiegend kreisrund und besiedeln dicht gedrängt ganze Partien von liegenden Stämmen und größeren Ästen von Buchen (Fagus), seltener von anderen Laubhölzern. Sie erscheinen erst im Herbst zwischen September und November. Manchmal muss man liegende Äste erst umdrehen, um die kleinen Fruchtkörper ausfindig machen zu können.
Eine nicht ganz so bekannte und etwas seltenere Art ist das Blassgelbe Reisigbecherchen (Bisporella subpallida). Es wird mit bis zu 2 mm Fruchtkörperbreite etwas kleiner als B. citrina und im Gegensatz zu diesem eindeutig ungestielt. Die Farbe des Hymeniums und der Außenseite liegt zwischen ocker und orangebräunlich. Der kreisel- bis schüsselförmige Fruchtkörper ist überall glatt und erscheint ab Herbst. Die rasig wachsenden Fruchtkörper findet man vor allem an Schnittflächen diverser Laubhölzer (eigener Fund auf Schnittfläche einer Weide, die vor gut einem Jahr gefällt wurde).
Das Schwefelgelbe Kernpilzbecherchen (Bisporella sulfurina) übertrifft B. citrina in der Intensität der gelben Farbe. Hier sind die Fruchtkörper grell schwefel- bis zitronengelb gefärbt. Sie werden 0,5 – 2,5 m breit und sitzen stiellos dem Substrat auf. Hymenium und Außenseite sind nahezu gleich gefärbt und glatt, ebenso der etwas (vor allem jung) hervorstehende Rand. B. sulfurina kommt vor allem an morschen Ästen und meist dickeren Stämmen diverser Laubhölzer vor, bei meinen beiden Funden jeweils auf Alnus (Erle). Schwieriger wird es, nach dem Fund der gelben Fruchtkörper den Kernpilz festzustellen. Dieser ist nämlich oft in einem stark zerfallenen Zustand, sodass man ihn oft nicht direkt wiedererkennt. Im Bild war er nur noch als schwarze, höckerig-unebene Fläche erkennbar. Das Schwefelgelbe Kernpilzbecherchen ist nicht häufig und oft nur zufällig zu finden, nach meinen Beobachtungen sollte man in Fluss- (Auenwäldern) und Feuchtgebieten suchen, um ihn in seiner Haupterscheinungszeit zwischen Oktober und Mai zu finden.
3) Worterläuterungen Saprophyten = Fäulnisbewohner, die organisches Material zersetzen und in anorganisches Material (sog. Humus) umwandeln. Als Saprophyten übernehmen die Pilze in der Natur eine nicht zu ersetzende Rolle. Hymenium = Fruchtschicht, die aus Asci (Sporenschläuche) und Paraphysen (Saftführende, hyphenähnliche Elemente) besteht und die oftmals durch verschiedene Farbstoffe innerhalb der Paraphysen ihre typische Farbe gewinnt (z.B. gelb bei B. sulfurina). Apothezium = Fruchtkörperform der Becherlinge, bei denen die Fruchtschicht mit den sporenführenden Elementen (Asci) frei liegt. Helotiaceae = Familie der Stängelbecherlinge, abzuleiten von der damaligen Typusgattung Helotium (heute Hymenoscyphus). H. epiphyllus = Gelber Blattstielbecherling, eine Art der Gattung Hymenoscyphus, welche recht große (bis 4 mm), zitronengelbe Fruchtkörper bildet, die nur kurz gestielt sind und vorwiegend Blattstiele und Blattreste diverser Laubhölzer besiedelt. Pyrenomyzeten, Pyrenomycetes = Überbegriff für die Kernpilze, also für Schlauchpilze, deren Fruchtschicht sich in einem kugeligen Hohlraum, einem sog. Perithezium, befindet. Die Sporen werden durch einem kleinen, an der Spitze des Peritheziums liegenden Ostiolus entlassen. citrina = zitronengelb, zitronenfarben
4) Statistiken Artenzahl = ca. 7
Beste Grüße,
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